Aufruf zur Blogparade: eure Geschichten zum Thema Vereinbarkeit

Kein Happy End: Wiedereinstieg in den Beruf nach Elternzeit

Vereinbarkeit von Beruf und Familie haben wir hier schon oft diskutiert: Erst hat Nina eine Antwort auf die frechen Kommentare unter Anwältin Sandra Runges Text auf Xing geschrieben, dann habe ich einen Brief an meine Tochter Luise verfasst. Nun fiel mir auf, dass ich selbst noch gar nichts über meine Erfahrungen mit meinem Wiedereinstieg in den Beruf nach Elternzeit geschrieben habe. Ich wünschte, es wäre anders und ich wünschte, ich könnte hier ein wunderschönes Märchen erzählen, in dem am Ende alles gut wird. Leider ist meine Geschichte aber so bitter wie tausende andere auch.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Festanstellung ausgeschlossen

Nach dem Studium wollte ich echte Verlagsluft schnuppern und habe auch tatsächlich einen heiß begehrten Volontariatsjob bekommen. Mit dem Lohn eines Bäckerei-Azubis im dritten Lehrjahr trotz Master-Abschluss hatte ich gerechnet, nicht aber mit einem Unternehmen, das jungen und gut ausgebildeten Leuten wie mir keinerlei Zukunftsaussichten bieten möchte. Zum Beispiel bin ich von einer Festanstellung nach dem Volontariat ausgegangen, sofern der Verlag und ich von einer guten Zusammenarbeit überzeugt seien würden. Ich denke, das ist ein ganz normaler Anspruch. Außerdem wollten wir in den nächsten Jahren eine Familie gründen und ich machte mir keine Gedanken über einen Wiedereinstieg in den Beruf nach Elternzeit. Putzig, diese Naivität einer Frau, die denkt, nun hielte die Zukunft einen feinen Job UND kleine Kinder bereit.

Wiedereinstieg in Beruf nach Elternzeit

Die Endlos-Befristung bei meinem Arbeitgeber, der sich selbst als familienfreundlich bezeichnete, hatte System, wie ich von meiner Kollegin am Schreibtisch gegenüber mitbekam. Nach ihrem Volontariat bekam sie einen“Assistentenvertrag“ angeboten, befristet auf zwei Jahre. Warum ein kluger Mensch mit Ende 20 nach einem Magisterabschluss und einer verlagsinternen Ausbildung zum Redakteur als „Assistent“ bezeichnet wird, das begreife, wer mag. Dass es aber ganz nett ist, über ein wenig finanzielle Sicherheit in Form einer Festanstellung zu verfügen, damit sich Menschen eine Zukunft aufbauen können, das sollte klar sein. Die Aussicht, dass ein Wiedereinstieg in den Beruf nach der Geburt eines Kindes unmöglich ist, weil Mutter oder Vater überhaupt keinen Arbeitsvertrag haben und auf der Straße stehen, ist echt mies.

Wenigstens haben die armen Trottel, die unbedingt ein Baby wollten, am Ende keine Schulden bei der Bank, denn mit einem befristeten „Assistentenvertrag“ lacht sich der Bankberater einen Ast, wenn er nach einem Kredit für die eine kleine Wohnung gefragt wird. (Nur mal eine Frage am Rande: könnte das der Grund sein, warum viele Frauen lieber erst mal Karriere machen und Geld verdienen wollen und erst sehr viel später als früher und vielleicht sogar gar keine Kinder bekommen möchten?)

Zurück in den Job nach Elternzeit – denkste!

Angesichts der Aussicht, dass nach dem zweiten befristeten Vertrag der dritte wartete, ging ich auf volles Risiko und meldete mich mit meinem Mutterpass in der Personalabteilung. Die Personalerin dort war freundlich und wir vereinbarten zusammen mit meiner Chefin, dass ich zwei Jahre Elternzeit einreichen, aber nach einem Jahr in Teilzeit zurückkommen würde. Regelmäßig blieben wir in Kontakt, aber leider verließen Personalerin UND Chefin innerhalb eines Jahres das Unternehmen. Pech für mich: Die beiden Damen, die nun an besagten Stellen saßen, konnten sich an keinerlei Vereinbarung erinnern. Meine ehemalige Kollegin und neue Vorgesetzte meldete keinen Bedarf für meine Arbeitskraft und die Personalerin verwies darauf, dass auf meiner Stelle eine Elternzeitvertetung sitze (übrigens eine Dame, die mit diesem Vertretungs-Vertrag nun auch die dritte Befristung auf ihrem Konto hatte). Ich könne mich gerne einklagen, das würde mir nichts bringen, denn sie sitze am längeren Hebel. Schlussendlich durfte ich eine Aushilfsstelle in einer anderen Abteilung antreten. Ich wurde zum zweiten Mal schwanger, ging in Elternzeit und in dieser lief mein Vertrag dann endgültig aus.

Ich habe die Schuld bei mir gesucht, war traurig und enttäuscht. Wieso scannte ich stundenlang Dokumente ein, weil ich ein Kind bekommen hatte, obwohl ich doch so gut ausgebildet und mein Kind den ganzen Vormittag in der Kita war? Waren sie dort nicht zufrieden mit meiner Arbeit gewesen? Und wieso wurde ich auf einmal so unrühmlich, still und leise und ohne jegliches Recht auf einen Arbeitsplatz arbeitslos?

Aber an mir alleine kann es nicht gelegen haben, denn eine Kollegin und Freundin, erfolgreich und wahnsinnig gut in dem, was sie in diesem Laden getan hatte, wurde nach dem ersten Kind und drei befristeten Verträgen auf die gleiche Weise vor die Tür gesetzt.

Arbeitende Menschen müssen Eltern werden können

Ich finde, ich passe mit meiner Geschichte sehr gut in die Reihe von Bloggerin Sarah Depold, die unter dem #AGfromHell schlechte Erfahrungen von Eltern sammelt. Für mich war das damals eine unangenehme Zeit, denn ich habe alles versucht, in meinen alten Job zurückzukehren.  Nina Katrin Straßner vom Blog Die Juramama fragt in ihrem empfehlenswerten Buch „Keine Kinder sind auch keine Lösung“, warum sich Familien- und Arbeitsmarktpolitik nicht auch darauf konzentrieren, wie es arbeitenden Menschen ermöglicht wird, Eltern zu werden. (S. 65) Denn dass wir mehr Kinder brauchen, um unsere Gesellschaft, das Sozialsystem und den Generationenvertrag aufrecht zu halten, dass sollte sich herum gesprochen haben. Mein damaliger Arbeitgeber hat dafür die denkbar schlechtesten Voraussetzungen geschaffen. Befristete Verträge ohne Zukunft auf einen sicheren Job offerieren und Mütter, die aus der Elternzeit kommen, im Stich lassen – das sind für mich zwei harte Fakten, die ich dem Unternehmen bitter ankreide. Wer keine guten Voraussetzungen dafür schafft, dass seine Mitarbeiter ohne Angst um den Job Eltern werden können, der lässt nicht nur seine Leute im Stich, sondern eine ganze Gesellschaft.

Aufruf zur Blogparade

Und nun rufen wir auf zur Blogparade: erzählt uns eure Geschichten zum Thema Vereinbarkeit. Habt ihr positive oder negative Erfahrungen mit Arbeitgebern gemacht? Hattet ihr wie ich Schwierigkeiten beim Wiedereinstieg in den Beruf nach Elternzeit oder lief es ganz geschmeidig? Kennt ihr #arschcoolearbeitgeber, die es Eltern ermöglichen, Familie und Beruf zu vereinbaren? Welche Art von Unterstützung habt ihr erfahren?

Ich werde die unten aufgeführte Liste an eingereichten (oder schon geschriebenen) Texten bis Ende Juni vervollständigen und sie kräftig über die Social Media-Kanäle teilen. Bitte helft doch dabei mit und verbreitet Artikel, die sich mit dem Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie befassen.

Elternblogger, erhebt eure Stimme!

Erhebt eure Stimmen dafür, dass wenigstens unsere Kinder eine bessere Arbeitswelt vorfinden, in der sich Frauen zwischen Kind und Karriere entscheiden können, aber nicht müssen! In der Familienväter eine Chance haben, beim Großwerden ihrer Kinder teilzunehmen. In der es Homeoffice und Teilzeitstellen wie Sand am Meer gibt. In der es in den Unternehmen nicht nur um Profit, sondern um ein sozialverträgliches Miteinander geht. Denn eines dürfen wir nicht vergessen: Kinder zu bekommen ist nun einmal die Grundlage einer funktionierenden Gesellschaft. Wer schon einmal vom Generationenvertrag gehört hat, der weiß, dass unsere Rente auf wackeligen Beinen steht.

Wir Eltern bekommen beruflich nach wie vor eine dicke Rechnung, wenn wir uns für Kinder entschieden haben. Das ist ungerecht und unsozial. Und hiermit möchte ich alle Elternblogger aussdrücklich auffordern, sich mit ihrer Stimme für politische Themen einzusetzen, ob für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder die Aktion #dubistdemokratie, damit solche Ätz-Artikel wie neulich in der Frankfurter Rundschau (nein, ich verlinke hier nicht), die Familiebloggern Oberflächlichkeit und Trivialität vorwerfen, einfach weggebügelt werden können.

Texte zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie und zum #ArschcooleArbeitgeber

Blogparade von Alu zum Thema Vereinbarkeit und das schlechte Gewissen der Eltern

Serie vom Blog Mamirocks zum Thema Vereinbarkeit

Text vom Blog Mamaskind zum Thema Vereinbarkeit

Text vom Blog Mutterseelesonnig: Vereinbarkeit heißt nicht Doppelleben

Auf dem Blog Glucke und so schreibt Dani: Ich möchte wieder einsteigen, bitte!

Mama will Schoko schreibt: Job mit Kleinkind, geht das überhaupt?

Blogprinzessin regt sich in ihrem Text Mama muss nur ein paar Abstriche machen auf, weil sich Menschen gegen Kitas mit Übernachtungsmöglichkeit aussprechen. Wie sollen auf andere Weise Menschen im Schichtdienst Beruf und Familie vereinbaren?

8xTeilzeit erzählt eine wirklich haarsträubende Geschichte von einem Job, der trotz Festanstellung Vereinbarkeit sehr schwierig macht

Tanja schreibt über Vereinbarkeit und die vielen dummen Sprüche, die sie sich als Mutter anhören muss.

Sophie vom Blog Kinder haben… und glücklich leben schreibt, wie sie aus dem Hamsterrad ausgestiegen ist und sich selbstständig gemacht hat.

Isa vom Blog LariLara erzählt, dass das mit der Vereinbarkeit bei ihr gar nicht so einfach ist und sie manchmal an sich zweifelt.

Julia von Juliliest berichtet von ihrem unguten Vorstellungsgespräch und hat einen klasse Buchtipp.

Julia von JunaimNetz beschwert sich darüber, wie wenig die Gesellschaft die Leistung von uns Müttern anerkennt.

Susanne von HalloliebeWolke schreibt, wie sie Karriere macht. Nicht. Und verbindet das direkt mit der Aktion #dubistdemokratie

Katharina von Kinderleute schreibt über Abstellgleis und Ambitionen und fordert faire Arbeit für Mütter

Mona schreibt auf Marasgedanken, wie sie dem Mythos der Vereinbarkeit aufgesessen ist und nun mehr arbeitet für weniger Geld.

Auf Jessis Blog Feiersun schreibt Denise 20 Fakten über Familie und Karriere auf.

Jane schreibt auf Regenbogenmutti über ihre Erfahrungen mit der Vereinbarkeit. Klingt auch nicht so doll…

Was Fräulein Nullpunktzwo passiert ist, kommt meiner Erfahrung ziemlich nahe

Januarmami sitzt frustriert zuhause. Warum? Das lest ihr hier. Außerdem hat sie über ihre Erfahrungen mit dem Job und mit aktuellen Berwerbungen geschrieben – kein Zuckerschlecken!

Ewa gibt auf ihrem Blog ein paar Denkanstöße, wie Vereinbarkeit gelingen könnte.

Auf Impressionsoflifesite findet die Autorin, dass Vereinbarkeit eine Blase ist, die zu 80 % platzt.

Barbara erzählt, warum für sie das Thema Vereinbarkeit eine Lüge ist. Ich kann sie so gut verstehen.

Sonja erzählt ihre Geschichte: Eine Familie mit vier Kinder und ihre Hürden zum Thema Vereinbarkeit

Jette berichtet auf ihrem Blog Halbe Sachen, was sie nach der Elternzeit an ihrem neuen Arbeitsplatz erwartete. Auch nicht gerade die besten Bedingungen, die sie da vorfindet….

Wie ihre Elternzeit-Pläne ruiniert wurden erzählt Yasmin vom Blog DieRabenmutti.

Verena vom Blog Mamirocks hat beschrieben, warum sich Mütter Feierabend selbst verordnen müssen. Sonst klappt das gar nicht mit der Vereinbarkeit – Lesenswert!

Isa vom Blog LariLara flatterte nach der Elternzeit die Kündigung auf den Schreibtisch. Oh mein Gott, wieso gibt es nur so viele solcher Geschichten? Das macht mich fassungslos!

 

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