Die Babyfrage: Was ist besser, Säugling oder Kleinkind?

Nicole hat für den Blog Das-Elternhandbuch eine interessante Blogparade gestartet. Es geht um die Frage, ob Mütter so richtige Baby-Fanatikerinnen sind, oder sie den Umgang mit etwas größeren Kindern vorziehen. Ich möchte mein Statement gleich vorweg setzen: Ich liebe jedes Alter, denn da Kinder nun einmal als Baby auf die Welt kommen und unweigerlich größer und älter werden, ist die Entscheidungsfreiheit von uns Eltern sowieso nicht gegeben. Ich muss aber auch dazu sagen, dass es in jedem Alter etwas gibt, das so richtig wundervoll ist, und das absolut nervt. Und da ich gerade ein Baby, ein Kleinkind und ein Vorschulkind im Hause habe, kann ich mit dieser Blogparade, die unter dem Hashtag #Babyfrage läuft, aus dem Vollen schöpfen.

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Das Babyalter

Nach der Geburt von Jimmy war ich echt schockiert, dass so ein Baby nicht einfach nur süß und knuddelig ist, sondern mir auch ordentlich auf den Senkel gehen kann. Kaum hatte der Wonneproppen seine Äuglein auf, fing er auch schon an zu schreien. Ich muss zugeben, dass ich mir manchmal einfach meine Kopfhörer aufs Ohr gestülpt habe, weil ich Jimmys „Rabäääh“ einfach nicht mehr hören konnte. Auch befolgte ich Notfall-Tipps wie „bei akuter Gereiztheit der Mutter lege diese das weinende Baby zur Sicherheit auf den Boden und betrete einen anderen Raum.“ Ich führte Dauertelefonate mit meiner kindererfahrenene Freundin, heulte mich aus und gestand ihr, dass mein bisher lustiges und erfreuliches Leben nur noch aus freudlosen Tagen im Windel- und Laufstallmodus bestehen würde. Ich war so unglaublich müde, enttäuscht und traurig darüber, dass ich das Mutterglück nicht so empfinden konnte, wie meine seligen Bekannten aus der Krabbelgruppe, denen die Begeisterung über ihre Säuglinge aus Mund und Nase quoll.

Nun, zwei Kinder später, bin ich am selben Punkt: neben mir liegt mal wieder ein weinender und oft unzufriedener Gast, der mir nachts den Schlaf raubt und leider bisher noch keine Dankbarkeit für meine Aufopferung in Form von Lächeln, feuchten Küsschen oder selbst gemalten Bildern zeigt. Aber etwas hat sich doch geändert: ich weiß, dass diese Zeit sehr schnell vorbei geht, ich wieder mehr Schlaf bekomme, Oskar mich irgendwann „Mama“ nennen wird und sich der ganze Aufwand so unglaublich lohnt, wie nichts anderes auf der Welt. Nun kann ich in Ruhe sein putziges Äußeres genießen, sein kleines Gesicht anhimmeln, die winzigen Füßchen bewundern und seine dauernde Anwesenheit genießen. Ich liebe Babys, sage ich jetzt aus ganzem Herzen. Ich kann aber jede Mutter verstehen, die beim Anblick von Säuglingen eine Gänsehaut bekommt, weil sie an durchwachte Nächte, Schlafmangel und Dauergebrüll denken muss.

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Das Kleinkind

Dieses Alter ist so wundervoll, denke ich, wenn ich Luise manchmal anschaue. Sie ist so putzig, sagt witzige Worte wie „Mülleimal“ (Mülleimer) und „Bruderzucker“ (Puderzucker), umarmt und herzt mich, hat ein zartes Kleinkindgesicht und duftet zu jeder Zeit sehr, sehr gut. Ach könnte das Kind für immer so bleiben, schwärme ich dann. Meist fällt ihr in diesem Augenblick ein Becher aus der Hand oder sie zettelt einen handfesten Streit mit ihrem Bruder an. Dann wären da auch noch die Trotzanfälle und der wenig zielführende Versuch meinerseits, ihr irgendetwas zu erklären, oder ihr Verbote und Gebote zugänglich zu machen. Das überhört sie, vielleicht aus Lust am Überhören, vielleicht einfach deshalb, weil sei mit drei Jahren vieles noch nicht versteht. Meine Entzückung über dieses Alter hört auch immer dann auf, wenn es um das Thema Toilette geht. Es geht einfach dauernd etwas daneben und ich wasche geschätzte 120 Unterhöschen pro Woche. Immer dabei habe ich Wechselklamotten in dreifacher Ausführung, und mein größter Alptraum ist, wenn Luise im Freibad sagt: „Mama, ich muss mal.“ Wer mit einem kleinen Mädchen schon einmal zum großen Geschäft auf einem versifften Schwimmbadklo war, weiß, wovon ich spreche.

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Außerdem ist Luise in der Phase, in der sie überhaupt nichts essen mag außer Süßes und hin und wieder mal ein paar Scheiben Gurke. Sie ist sehr wählerisch, was ihre Kleidung betrifft (ausschließlich Kleider in rosa oder lila), hat große Scheu vor fremden Männern, hat nur ihr Pferd Sabrina im Kopf und ist oft und ausgiebig beleidigt. Ich hoffe, dass sich der eine oder andere Punkt in den nächsten Jahren ändern wird.

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Das Vorschulkind

War dieser große Junge nicht gerade noch so winzig, denke ich, wenn ich Jimmy anschaue, der die bevor stehende Schulzeit kaum erwarten kann? Der flucht, wie ein Rohrspatz, sich für Waffen interessiert und Bücher über die „Schtawors“ in der Bücherei ausleiht? Der nichts anders als Fußball im Kopf hat und nur sehr, sehr selten zum Kuscheln auf meinen Schoß klettert?

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Aber wie wunderbar kann ich mit Jimmy diskutieren und reden. Wir unterhalten uns über Krieg in der Welt, über Wetter, Weihnachten und Weltmeisterschaften, wir besprechen abends am Bett den Tag und lesen endlich so schöne Geschichten wie die vom Sams und Lukas, dem Lokomotivführer. Ich habe vor mir einen kleinen Menschen mit einem sehr ausgeprägten Charakter, der sich von den gleichaltrigen in vielen Punkten unterscheidet, einfach, weil er Jimmy ist. Babys und Kleinkinder sind sich in vielem sehr ähnlich und bei Menschen unter 6 Monaten möchte ich behaupten: „Kennst du einen, kennst du alle!“ Aber mit fünf Jahren ist Jimmy einfach Jimmy, und nur die, die ihn schon lange begleiten, kennen ihn genau und wissen, was für eine kleine Persönlichkeit in ihm steckt. Er hat seine Vorlieben, seine Marotten, seine guten und weniger guten Eigenschaften. Und ich beobachte ihn auf dem Spielplatz und denke: was ist das nur für ein süßer, kleiner, großer Mann!

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So hat jedes Alter einige Nach- und viele Vorteile, und es ist ausgezeichnet, dass wir Eltern uns kein Lieblingsalter aussuchen können. Keine Mama, die alle Babys liebt, hat für immer ein niedliches Windelpaket, für das sie sorgen kann. Und jede Mutter, die am liebsten mit ihren Kids die tollsten Ausflüge unternimmt, kommt um die Säuglingszeit herum. Das ist das Schönste, das wir dabei lernen: Die Kinder so zu nehmen, wie sie sind. Und deshalb freue ich mich auf die Schulzeit, auf Pubertät und Jugendalter, und bin gespannt, was da noch auf uns zukommt. Und ich habe einen Traum: irgendwann, in 20 Jahren, sitzen Anton und ich mit ganz vielen jungen Menschen und ihren Freunden um unseren großen Tisch, trinken guten Wein, essen gemeinsam und lassen uns inspirieren von ganz individuellen, einzigartigen Persönlichkeiten. Wenn dann alle gegangen sind, schauen wir uns die Babyalben unserer Kinder an, schwelgen in Erinnerung und halten uns dann an das deutsche Sprichwort:

„Das Leben beginnt dann, wenn der Hund tot ist, und die Kinder aus dem Haus sind.“

In diesem Sinne, danke Nicole für das schöne Thema. Hat Spaß gemacht!

 

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