Meine unglaubliche These zur Gleichberechtigung

Das Thema Gleichberechtigung ist besonders unter Eltern in: welche Mutter gibt schon gerne zu, sie sei abhängig von ihrem Partner und welcher Papa sagt ohne Skrupel, dass er zuhause keinen Finger rührt? Frage ich in meinem Bekanntenkreis herum, pflichten mir die meisten Paare mit Kindern bei, dass sie sich die Hausarbeit teilen. Viele der Mütter arbeiten, so wie ich auch. Und da kann und darf schließlich nicht alles an uns Frauen hängen bleiben.
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Dennoch traue ich dem Gender-Frieden nicht ganz über den Weg. In meinem Kopf schleicht sich immer mal wieder die Idee ein, dass vieles an mir hängen bleibt. Das Gefühl ruft in meinem Innnersten zuerst ganz leise, um dann immer lauter zu brüllen und sich anschließend in Form eines lauten Vortrags, der mit Schimpfwörtern gespickt ist, zu entladen. Die Adressaten hören erst gebannt zu, neigen dann schuldbewusst die Köpfe (oder sehe ich da etwa Jemanden die Augen verdrehen?) und bekunden dann ihr Verständnis und baldige Besserung des Zustands. Spätestens an dieser Stelle verdrehe dann ich die Augen und bereite mich auf den nächsten Vortrag in etwa acht Wochen vor. Selbes Thema, selbe Adressaten, selbe Schimpftirade.

DIE LISTE

Auf dem Blog von Patricia Cammarata habe ich heute über ein ähnliches Thema gelesen. Sie sammelt eine Menge Fragen zur Hausarbeit und empfiehlt auszuwerten, ob nicht doch eine Person innerhalb der Familie den Löwenanteil trägt. Nun möchte ich gleich eine vorsichtige Prognose abgeben: in den meisten Haushalten erledigen die Frauen diesen Löwenanteil. Zu Patricias Punkten habe ich noch ein paar hinzugefügt. Testet doch mal selber, wer ist zuständig?

 

  • Klo putzen
  • Fenster putzen
  • Wäsche waschen
  • Wäsche aufhängen
  • Wäsche falten
  • Wäsche in den Schrank räumen
  • Bügeln
  • Am Wochenende mit den Kindern aufstehen
  • Betten beziehen
  • Einkausliste erstellen
  • Menüplanung
  • Blumen gießen
  • Kaputte Kleidung reparieren
  • Müll runterbringen
  • Mülltüten in die Eimer spannen
  • Saugen
  • Staub wischen
  • Boden wischen
  • Schränke auswischen
  • Sich um Geburtstagsgeschenke und Mitbringsel kümmern
  • An Geburtstage der Verwandten denken
  • Darauf achten, dass Kinderschuhe passen
  • Neue Schuhe kaufen
  • Großeinkauf erledigen
  • Frisches Obst, Gemüse und Brot besorgen
  • Windeln kaufen
  • Zum Elternabend gehen
  • Kinderkleidung sortieren
  • Kinder-Fingernägel schneiden
  • An U-Untersuchungen beim Kinderarzt denken
  • Kinderarztbesuche machen
  • Fahrrad reparieren
  • Sich um die Wechselwäsche im Kindergarten kümmern
  • Kinderzimmer entrümpeln
  • Ofen und Grill sauber machen
  • Kinderbrote schmieren
  • Spülmaschine ausräumen / einräumen
  • Behörengänge erledigen
  • Kochen / Backen
  • Tischdecken
  • Tisch abräumen
  • Schuhe putzen
  • Kindergeburtstage organiesieren
  • Briefmarken kaufen
  • Bücher zur Bücherei bringen
  • Drogerieartil nachkaufen
  • Adventskalender füllen
  • kranke Kinder hüten
  • Steuererklärung machen
  • Autoreifen wechseln
  • ….

Und, ist euch schon schwindelig? Dann lege ich euch ans Herz, diese Liste tatsächlich zu überprüfen und auszufüllen. Werden die einzelnen Aufgaben immer von derselben Person gemacht? Macht einer von euch immerzu den Löwenanteil? Muss einer immer wieder aufgefordert werden, dies oder jenes zu tun?

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Meine These zur Gleichberechtigung

Ich wage jetzt mal eine verwegene These: 70 % der Aufgaben werden ausschließlich von den Müttern erledigt. Und warum? Weil die nämlich mehr Zeit zuhause verbringen, weil sie gar nicht oder in Teilzeit arbeiten. Und warum ist das so? Weil sie oft weniger verdienen als die Männer und aus diesem Grund erst gar nicht diskutiert wird, wer die Hausarbeit übernimmt.

Das Gemeine daran: im Büro ein Projekt wuppen, ein super Chef für seine Angestellten sein, einen ordentlichen Batzen Kohle nach Hause bringen und eine Beförderung kassieren ist ne Leistung, die entsprechend anerkannt und für die gelobt wird. Mensch, was für ein Kerl! Der versorgt eine ganze Familie, bezahlt die Rechnungen, spart nebenbei für die Zukunft an und steigt stetig die Karriere-Leiter hoch.

Aber wie sieht es damit aus, dass die Kinder immer passende, saubere und warme Klamotten haben, die Spülmaschine immer aufgeräumt und der Kühlschrank voll von gesundem und frischem Essen ist? Dass die Geburtstagssause für das Söhnchen ein Renner war und der Impfausweis der Tochter immer auf dem neuesten Stand ist? Dass Windeln, Briefmarken, Klopapier und Seife aufgefüllt und Staubmäuse aus den Ecken gesagt werden?

Den ganzen Tag Listen abzuarbeiten, die obig genannte Punkte enthält, ist zwar auch ein Projekt, wird aber nicht als solches gesehen. Dafür gibt es keine Kohle, keine Beförderung und kein Schulterklopfen. Leider ist es aber ähnlich anstrengend und nicht selten braucht frau dafür ein digitales Projektmanagement-Tool, das an Umfang dem eines Unternehmensvorstandes nahe kommt.

Mütter haben doch die Wahl

Um dem ganzen noch einen Hut aufzusetzen, hat die moderne Mutter noch drei Wahlmöglichkeiten:

  1. sie bleibt zuhause, um das Pensum einschließlich der Kindererziehung und -betreuung einigermaßen erledigen zu können. Nachteil: ist raus aus dem Beruf und hat es schwer, später wieder einzusteigen. Ist finanziell von ihrem Partner abhängig und darf sich von anderen anhören, eine Glucke zu sein.
  2. sie arbeitet in Teilzeit, weil sie ja mittags die Kinder abholen muss und die erwähnte Haushalts-To do-Liste auf dem Küchentisch liegt. Nachteil: sie verdient damit relativ wenig Geld, hat aber einen Mörder-Stress und nie genug Zeit.
  3. sie arbeitet Vollzeit und bringt die Kinder in eine Ganztages-Kita. Nachteil: sie hat ein schlechtes Gewissen, da wenig Zeit für die Kinder bleibt. Sie ist zwar finanziell unabhängig, wird aber gerne von anderen Menschen auf diverse Studien hingewiesen, die bezeugen, dass fremdbetreute Kinder den ganzen Tag nur in der Ecke sitzen und weinen. Der Vater selbiger Kinder hingegen hat von Studien wie diesen natürlich noch nichts gehört.

Und zum Abschluss dieses Artikels möchte ich alle auffordern, meine Thesen zu widerlegen und dieses in den Kommentaren anzumerken. Vielleicht habe ich mich doch geirrt – es wäre zu schön.

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