Mama hat die Nase voll

Ich schiebe Frust

Neulich wurde mein Instagram-Kanal beschrieben als der einer Mutter, die immer ehrlich ist. Das war ein tolles Kompliment und dann werde ich dem heute mal wieder gerecht. Mir fällt das Mama-Sein gerade nicht leicht und das finde ich echt schlimm. Ich schlepp mich durch die Tage und bin oft so unglaublich genervt. Tatsächlich denke ich mir dann immer: wie machen das nur andere Mamas und Papas? Geht es ihnen auch so, dass sie ihren Job gerne an den Nagel hängen möchten? Ich bemühe mich gerade sehr, die Kinder mit einzubinden in den Haushalt. Aber das bedeutet auch viermaliges Erinnern, doch bitte den Tisch zu decken. Das bedeutet auch, fünf Mal darum zu bitten, den Schlafanzug vom Boden aufzuheben und ins Zimmer zu bringen. Am Ende bin es doch ich, die aufräumt und ich nehme es ihnen nicht einmal übel. Mein Sohn war so abgelenkt von seinem Spiel, dass er den Schlafanzug trotzdem wieder vergessen hat, meine Tochter in Eile und aufgeregt, weil es ihr dritter Schultag ist.

Kinder-Querelen

Heute Mittag kommen sie nach Hause, mein Sohn kündigte mir schon morgens an, Reis mit Gemüse nicht essen zu wollen. Dampfnudeln mit Pflaumenmus wollte meine Tochter nicht. Rausgehen bei dem Wetter finden Oskar und Luise spitze, Jimmy will lieber drinnen mit seinen Kampfkreiseln spielen. Ich habe meinen Mann gefragt, der hier zum Glück bald auch nachmittags zur Stelle ist: Wie würdest du das denn alles machen und wärst du auch so genervt? Ja, meinte er, so ginge es ihm auch. Aber ich weiß, dass er stärkere Nerven hat und immer eine gute Idee, wie man eine schwierige Situation kreativ auflösen kann. Es sind eben nicht die Frauen, die zuhause alles instinktiv besser machen. Bei uns ist es umgekehrt und ich habe ab und zu das Gefühl, ich mache alles falsch.

Falls es dir manchmal auch so geht: ich glaube, es gehört dazu. Und wenn du hörst, dass du damit nicht alleine bist, kannst du neuen Mut fassen. Ich fühle mich nämlich manchmal wie die einzige Mutter der Welt, der es so geht. Ich gehe jetzt Pommes in den Backofen schieben. Danach gibts Eis und Netflix. Geht heute nicht anders.

Meine Perlenkette

Weißt du, was mir hilft, wenn ich mal die Nase voll von allem habe? Ich mache mir eine kleine imaginäre Perlenkette der schönsten Momente der Woche und hänge sie mir um den Hals. Wenn ich mich dann am Samstag ärgere über all die Klamotten, die hier rumfliegen, über Kinder, die dauernd streiten oder über einen Sohn, der an allem etwas auszusetzen hat, nehme ich die Perlen in die Hand und denke an den kleinen Oskar, der so unglaublich süß ist, wenn er abends in seinem Bettchen liegt und schläft. Ich setze mich kurz neben ihn und himmle ihn an mit seinem Schmollmündchen, seinen kleinen Fäustchen und dem Bobo Siebenschläfer-Kuscheltier, das er fest umklammert hat. Oder ich denke an Luise, die ihre erste Schulwoche so tapfer meisterte. Sie hat ihre Angst überwunden und ist jeden Tag mit ihrem Ranzen aus dem Haus gelaufen, etwas nervös auf einer Haarsträhne kauend, und sie kam jeden Mittag fröhlich und stolz nach Hause. Oder mein Großer, mit dem ich oft aneinander rassele. Abends liegen wir dann zur Versöhnung im Bett, kuscheln uns aneinander und hören noch die Känguru-Geschichten von Marc Uwe Kling und lachen an den gleichen Stellen.⠀⠀

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Diese Perlenkette trage ich dann und bin froh, wenn ich an all diese schönen Momente denke. Ab und zu bin ich gewillt, sie mir vom Hals zu reißen und sie in die Ecke zu pfeffern. Aber würde ich es tun, würde ich jede einzelne wieder aufsammeln, wohlwissend, dass mir mit diesen drei Mäusen das Beste passiert es. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀
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Weißt du, Elternsein ist ein Auf und Ab der Gefühle. Seien wir ehrlich, es ist nicht immer einfach und es ist auch nicht immer schön. Lass uns hier die Momente teilen, in denen wir hadern und verzweifeln. Und uns dann wieder gemeinsam an das schöne Schmuckstück erinnern, das um unseren Hals hängt.

Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura

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