Tipps gegen den Stress am Morgen

Neulich bat mich eine Mutter via Instagram um Hilfe: sie hat morgens mit ihren Kindern immer ziemlich viel Stress. Die 5-Jährige möchte sich nicht anziehen, der eineinhalb-Jährige braucht viel Hilfe. Der armen Mama graute es schon vor jedem neuen Morgen und ich kann sie in dieser Beziehung sehr gut verstehen.

Trödeln, streiten, anziehen

Also habe ich eine Umfrage gestartet: Was stresst dich morgens mit den Kindern am meisten? Und hier kommen völlig durcheinander die Antworten:

  • das Anziehen
  • die Trödelei vom 4-jährigen beim Anziehen
  • dass er alles so langsam macht
  • zu keiner Tageszeit spielt mein Sohn so schön allein wie morgens, wenn wir los müssen
  • das Trödeln, und ich muss alles hundert Mal wiederholen
  • Trödelei
  • Meckern und nicht anziehen wollen
  • meine Tochter hat morgens Zeit ohne Ende…das raubt mir den Nerv
  • die Tröööödeleiiiii
  • Alle angezogen zu bekommen und das ohne Theater
  • das Streiten der Kinder
  • dass ich es nicht schaffe, vor ihnen aufzustehen um mal 5 Minuten Ruhe zu haben (Team 5Uhr)
  • dass die Jungs immer spielen, anstatt sich anzuzuziehen
  • das Anziehen, besonders im Winter. Und das ständige „Komm jetzt endlich, wir kommen zu spät“
  • der Druck, das Kind bis 9 Uhr in die Kita bringen zu müssen
  • das sich alleine fertig machen können und es aber nicht machen
  • die noch schlafenden oder nie wach werden wollenden Ohren. Es folgt die Slow Motion
  • das Herumtrödeln
  • dass sie so schwer aus dem Bett kommen
  • wenn beide gleichzeitig wach werden (3 Jahre, 3 Monate) ist es schwer, das Kigakind fertig zu machen
  • wenn mein Kleiner (7) nicht in die Schule will
  • wenn es morgens schon Gezanke gibt und die Kinder trödeln, obwohl alle pünktlich aus dem Haus müssem
  • das ständige Drängeln
  • wenn der Sohn sich nicht anziehen will
  • Fingerhandschuhe anziehen
  • der ständige Kampf ums Wickeln und Anziehen
  • vergessene Unterschriften und Vorwürfe
  • dass das Kind lieber spielt statt zu frühstücken, man es aber nicht mit leerem Magen in die Kita bringen will
  • wenn die 2-Jährige sich nicht anziehen möchten obwohl wir das schon spielerisch machen
  • wenn die Tochter ohrenbetäubend brüllt, weil sie ihre Strickjacke doch nicht anziehen will
  • wenn das Schulkind trödelt und das pünktliche Verlassen des Hauses auf der Kippe steht
  • ich glaube, mein eigener Druck
  • wenn sie sich einfach nicht anziehen wollen
  • jeden Morgen alles hundertfach zu wiederholen….anziehen…Zähne putzen, trödeln
  • das ständige Drängeln
  • wenn es morgens schon Gezanke gibt und die Kinder trödeln, obwohl wir pünktlich aus dem Haus müssen
  • wenn der Sohn sich nicht anziehen lassen will
  • dass alle trödeln, obwohl die Große pünktlich in der Schule sein muss
  • wenn man alles 100 mal sagen muss und sie es trotzdem nicht machen (Jacke holen Schuhe anziehen…)
  • das Waschprogramm unter Zeitdruck
  • dass man sich selber nicht in Ruhe fertig machen kann
  • das Genörgel
  • das Anziehen der Kinder
  • Streitereien

Tipps von Expertinnen

Kommt dir das auch so bekannt vor wie mir? Also habe ich mir dann das Buch Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn (Affiliate Link) zur Hand genommen und mal recherchiert. Wieso ist das eigentlich so mit den Kindern? Warum haben sie einfach keinen Sinn für den Stress, den wir am Morgen haben? Sie ziehen sich in Zeitlupe an (wenn überhaupt), sie streiten, diskutieren, wollen lieber das grüne Kleid, dafür aber nicht in den Kindergarten. Und wir wuseln herum, flippen fast aus, weil der Chef pünktlich mit der Konferenz beginnen will oder die Erzieher um Punkt neun Uhr die Türe schließen und die Eltern draußen warten müssen, bis der Morgenkreis zu Ende ist.
Zunächst einmal verweisen die Autorinnen Katja Seide und Danielle Graf darauf, dass es einfach schwerer für Kinder ist, die Übergänge zu bewältigen. Also erst Frühstückszeit, dann Anziehen, zwischendurch Spielen, dann Aufbrechen und zum Kindergarten gehen – auch wenn wir Großen damit keine Probleme haben, so ist das für die Kleinen sehr wohl eine Hürde. Wir Erwachsene kennen das aber auch, dass wir Dinge, auf die wir keine Lust haben, vor uns herschieben unter dem Wort „Aufschieberritis“ oder Prokrastrination.
Je jünger Kinder sind, desto schwerer fallen ihnen meist die Situationswechsel und umso mehr trödeln sie. Das liegt daran, dass das kindliche Gehirn noch nicht sehr flexibel auf spontane Äußerungen der Situation reagieren kann. (S. 219)
Ah ja, dieses Wissen hilft mir ja schonmal, die Kinder besser zu verstehen. Gerade bei unserem 2-Jährigen Oskar ist es am allerbesten, wir machen alles immer der Reihe nach und Stück für Stück. Und wenn er gerade so schön mit dem Feuerwerhauto spielt, will er schon drei Mal nicht die Jacke anziehen, um sich zur Tagesmutter bringen zu lassen.

Was hilft gegen das Trödeln?

Aber was hilft uns denn nun weiter, wenn das Kind bei jeder neuen Aufgabe am Morgen trödelt und sich sträubt, egal ob es ums Anziehen oder Losgehen geht? Übergänge regelmäßig ankündigen empfehlen die Autorinnen und verweisen auf die 5-3-1-Regel für etwas ältere Kinder: In fünf Minuten müssen wir los, du kannst noch kurz mit deinem Fußball spielen. In drei Minuten müssen wir los, du kannst jetzt die Jacke anziehen. In einer Minute gehts runter zum Auto, nimm bitte deine Mütze mit.
Auch ein akustisches Signal kann helfen. Eltern können sich den Handywecker (mit angenehmen Tönen oder gar Musik) oder einen normalen Wecker stellen, so die Autorinnen. Es bimmelt dann zum Beispiel, wenn es Zeit zum Zähne putzen ist oder sich alle so langsam die Jacke anziehen sollten. Ich finde zusätzlich den Tipp einer Mama auf Instagram toll, die eine besondere Uhr empfohlen hat, auf der Kinder die verbleibende Zeit genau sehen, auch wenn sie noch keine Uhr lesen können wie diese (Affiliate Link) hier.
Ein Fotobuch mit dem genauen Ablauf des Morgens zu basteln ist eine weitere Idee aus dem Wunschkindbuch. Das Kind einfach bei jeder Aktion fotografieren (aufstehen, essen, anziehen, Zähne putzen….) und draus ein Buch kleben oder drucken lassen. Bei älteren Kindern reicht es, alles auf einen Plan zu schreiben oder zu malen und so den Ablauf am Morgen zu visualisieren.
„Tschüss“ sagen zu den Spielsachen empfehlen Seide und Graf, wenn sich das Kind schwer davon trennen kann und so ins Spiel vertieft ist. Oder einfach eines der Dinge mitnehmen. Das klappt bei Oskar immer gut, er nimmt dann sein Auto einfach mit zur Tagesmutter.
Liebes Schulkind, putz die Zähne, zieh dir deine Sachen an und komm dann mit deinem Ranzen runter, so eine Anweisung ist auch für einen Siebenjährigen meist zu viel des Guten. Daher empfehlen die beiden Mütter, die das tolle Wunschkindbuch geschrieben haben, große Aufgaben kleinschrittiger zu gestalten (S. 223). Jimmy und Luise ziehen sich oft bei uns in der Küche an und tatsächlich hilft es ihnen, wenn wir die Reihenfolge der Kleidungsstücke nennen, weil sie sich sonst verzetteln.
Ich habe außerdem in den letzten Jahren gemerkt, dass ältere Kinder die Hilfe beim Anziehen manchmal einfordern, um noch etwas zu kuscheln. Erst hat es mich geärgert, weil sie das ja eigentlich schon können und mich das Strümpfe anfriemeln wertvolle Zeit am Morgen kostet. Nun aber sehe ich es als eine Form der Zuwendung und bin mir sehr sicher, dass Jimmy und Luise sich spätestens in der Pubertät garantiert selbst anziehen wollen.

Ideen fürs Anziehen

Wir haben dann gemeinsam in der Müttersprechstunde noch weiter gebrainstormt, vor allem, wie man die Kinder zum Anziehen bekommt. Folgendes kam dabei zusammen:
  • die Klamotten abends vorher rauslegen (Tipp von Sabrina Heinke in ihrem Buch Am Ende meiner Nerven sind noch so viele Kinder übrig (Affiliate Link): Die Kleiderbox. Jedes Kind hat eine Box, in das das Outfit für den nächsten Tag gelegt wird, am besten der richtigen Reihenfolge nach. Nach dem Anziehen kommt dann der Schlafanzug in die Box.)
  • gemeinsam mit dem Kind den Kleiderschrank durchmisten und nur noch die Kleider reinlegen, die das Kind mag und anzieht
  • dabei Geschmacksdifferenzen zugunsten der Stressreduzierung hinnehmen (die Eiskönigen lässt grüßen)
  • gemeinsam mit dem Kind Kleider kaufen gehen (gerne im Second Hand-Laden)
  • Kleider mit kleinen Applikationen oder Knöpfen versehen, sodass das Kind sie lieber anzieht (ich habe Oskar ein Feuerwehrauto-Knöpfchen an die Strickmütze genäht, nun trägt er sie gerne)
  • den Kindern den Zeitpunkt für das Anziehen überlassen: möchtest du dich lieber vor dem Frühstück oder danach umziehen?
  • die Kleider morgens auf die Heizung legen, dann sind sie beim Anziehen so schön warm
  • eine Kleiderstraße legen, sodass das Kind die Kleider eines nach dem anderen anziehen kann (Wunschkind-Tipp)
  • eine Playlist erstellen mit Liedern, die das Anziehen schöner machen.
  • die Zeit mit Musik unterteilen: so lange Rolf Zukowski läuft, ist Zeit zum Frühstücken, singt Frederik Vahle, müssen wir uns anziehen
  • auf komplizierte Klamotten verzichten, die schwer anzuzuiehen sind (Knöpfe, enges Kopfloch, enge Strumpfhosen, enger Hosenbund, Reissverschlüsse…)
Übrigens ergab, dass 78% der Frauen, die an meiner Instagram-Umfrage teilnahmen, die Prozedur mit den Kindern am Morgen alleine machen. Vielleicht ist es ja in der einen oder anderen Familie möglich, den Papa mehr einzubinden? Klaro, wenn er morgens Schichtdienst hat oder keine flexiblen Arbeitszeiten, wird es schwierig. Aber wenn nicht, wäre das für manche Mütter ganz sicher eine Unterstützung. Wir heilen uns die Arbeit hier: ich mache die Brotdosen fertig, Anton zieht Oskar an und bringt die Kleinen weg. Falls das bei dir nicht funktioniert, hoffe ich, dass du den ein oder anderen Tipp gebrauchen kannst. Und sei dir gewiss: in allen Haushalten mit Kindern gehts morgens chaotisch zu und tausende Eltern beten die immergleichen Verse von „beeil dich“, „zieh dich bitte an“, „auf, wir müssen los!“ herunter.
Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura

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