Was Frauen von Männern lernen können

Tierfabel: Von Hasen und Schnecken

Mann und Frau, Papa und Mama, Häschen und Schneckchen: das Zusammenleben in einer unterschiedlich geschlechtlichen Partnerschaft kann so schön wie anstrengend sein, ganz besonders, wenn die beiden sich vermehrt haben. Sobald ein Kind die traute Zweisamkeit in eine anfangs unvertraute Dreisamkeit verwandelt, stehen Hase und Schnecki vor ganz neuen Problemen. Da kann es sein, dass sich der Hase zunächst fragt, wer noch mal dieses heulende und zerknitterte Wesen ist, dass da auf einmal auf dem Sofa sitzt, und sich über die exorbitant ansteigende Arbeit im Haushalt  beschwert. Und Schnecki fragt, warum sich zum Teufel nicht das Häslein um den Nachwuchs kümmert, und warum es nicht mehr als diese lächerlichen acht Wochen Elternzeit genommen hat, um hier mal ordentlich mit anzupacken.

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Und so geht es weiter, auch über die Säuglingsphase hinaus. Mit steigender Kinderzahl mutiert zum Beispiel der Hochzeitstag vom romantischen Restaurantbesuch mit Babysitter-Engagement (Kind 1) über den Grillabend auf dem Balkon (Kind 2) zum kurzen „Gimme Five“ zwischen Abendbrot und Sandmännchen (Kind 3). Dennoch möchten wir den Partner nicht missen, denn wer nimmt uns sonst ab freitags um 18 Uhr die Rasselbande ab, spielt samstags mit dem Ältesten Fußball oder kümmert sich am Sonntagmorgen um halb sieben um das quengelnde Baby?

Aber es gibt da noch etwas Anderes, für das wir unserem selbst erwählten Lebensmensch dankbar sein sollten. Wir können ihn als Vorbild nehmen und eine Menge von ihm lernen. Schließlich sind wir gleichberechtigt, und das Märchen von der Frau am Herd, die Maultaschen selber klöppelt und von dem Mann, der in geschlossenen Büroräumen Hirsche jagt, ist längst von gestern. Lasst euch viel lieber inspirieren vom Wesen der geliebten besseren Hälfte und dessen Umgang mit Alltagssituationen. Ich habe hier ein paar Beispiele:

Was (manche) Frau von (dem ein oder anderen) Mann lernen kann:

  1. Ihr kommt kurz vor der Abendbrotzeit um 17:45 Uhr vollbepackt und mit quengelnden Kindern nach Hause. Ihr seid erledigt von Spielplatz, Streitschlichtereien und Co und möchtet am liebsten ausruhen. Wieso jetzt Stress machen und sich sofort in die Küche stellen, um in liebevoller Kleinarbeit Rohkost zu schnibbeln und dann in kindgerechte Happen zu schneiden, Salat zu putzen und den Tisch zu decken? Nehmt viel lieber euer Smartphone aus der Handtasche, haut euch mit einem Satz aufs Sofa, schmeißt für die Kinder die Flimmerkiste an und surft erst mal genüsslich auf euren Lieblingsseiten im World Wide Web. Ärgerliche Bemerkungen seitens eures Liebsten überhört ihr geflissentlich und schlagt viel lieber vor, auf Vitamine zu pfeifen und heute ausnahmsweise mal ne Runde Pommes in den Ofen zu schmeißen!
  2. Wenn auch ihr einen Job außerhalb des Hauses habt, dann nutzt diesen, um komplett abzuschalten. Kommt nicht auf die Idee, vormittags um elf den Hasen anzurufen und zu fragen, ob sich Junior heute morgen im Kindergarten gut trennen konnte. Und unterlasst bitte, bitte auch Anrufe, um die Zuhause gebliebenen über späte Meetings um 17 Uhr aufzuklären. Meldet euch einfach gar nicht und kommt dann gut gelaunt um 19 Uhr zur Haustür herein. Wenn euch das Häselein dann wutschnaubend die Kinder übergibt, schaut ihn mit großen Augen fragend an und wackelt erstaunt mit den Ohren Löffeln.
  3. Macht euch um Himmels Willen nicht über alle Lappalien so einen Kopf. Wenn ihr euch fragt, ob der Intensiv-Schwimmkurs des Ältesten nicht eine einzige Katastrophe werden könnte, weil der Junge weder Wasser noch fremde Schwimmlehrer oder andere Kinder mag, zuckt die Schultern und murmelt das Mantra: „Wird schon, wird schon…“ Sorgt euch nicht, wenn die Mittlere am Wochenende nachts 38,5 Grad Fieber hat, sondern kuschelt euch in eure Decken und macht entspannt die Augen zu.
  4. Wo wir gerade bei diesem Thema sind: bleibt cool, wenn nachts aus dem Kinderzimmer Schreie ertönen, die Mittlere laut nach Papa heult oder das Baby pupsen muss und deshalb rumnölt. Bleibt nicht nur cool, sondern schlaft einfach weiter in dem Vertrauen, dass sich in der Wohnung wahrscheinlich schon irgendwo ein anderer Erwachsener aufhält, um sich zu kümmern. Wenn ihr ganz authentisch sein möchtet, schnarcht ihr dabei laut.
  5. Seid nicht so pingelig mit all dem Kram, der in eurem Haushalt rumfährt. Ordnung wird sowieso überbewertet. Es ist pure Zeitverschwendung, die Klamotten von verschieden großen Kindern unterschiedlichen Geschlechts zu sortieren. Kümmert euch einfach nicht drum, und wenn dem Großen die Hosen zu kurz sind und die Mittlere keine T-Shirts mehr hat, improvisiert ihr mit den vorhandenen Kleidungsstücken, tackert ein Stück Stoff an oder zieht der lilaverliebten Dame ein paar Shirts mit Baggeraufdruck an.
  6. Löscht alle Geburtstage aus eurem digitalen Kalender und schreibt keine Whats app-Nachricht mit guten Wünschen. Unterlasst das insbesondere bei Jubiläen, die die Schwiegereltern betreffen und kauft nie, wirklich niemals Geschenke für irgendwen. Außerdem ruft ihr nicht bei Oma und Opa an und sollte mal ein Familienmitglied mangelndes Interesse eurerseits bekunden, nickt in Häschens Richtung und erklärt, dass diese Aufgaben in seinen Bereich fallen.

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Den Hasen zur Schnecke machen

Liebe Scheckchen, ihr seht, das Leben kann so viel einfacher sein, wenn man sich den Hasen zum Vorbild nimmt. Wieso sollt ihr euch immer um alles kümmern? Und wieso muss sich der Hase immer wieder eine Predigt über Verlässlichkeit, Ordnung und Fürsorge anhören? Lasst ihn in Frieden, denn der Charakter eines Hasen lässt sich sowieso nicht ändern, das ist wissenschaftlich erwiesen. Macht ihn zu eurem Vorbild. Ich verspreche euch, das Leben wird um einiges einfacher werden. Und vielleicht macht ihr ja so euren Hasen zuhause ganz automatisch zur Schnecke?

PS.: Diesen Text schrieb ich einzig und alleine für den weltbesten, lustigsten und wundervollsten Hasen der Welt.

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