Tod und Kriminalität: Jimmy auf den Spuren der Dunkelheit

Ich habe ja schon mal irgendwo gehört, dass sich kleine Jungs für Waffen interessieren und in der Lage sein sollen, dreiste Mord-Drohungen auszusprechen. Aber unser Jimmy? Der liebe Kerl, der sich selbst noch vor einem Jahr für eine Katze namens Lilli hielt und so gerne Baby spielt? Der sich scheinbar nicht einmal selbst eine Unterhose anziehen kann und fest davon überzeugt ist, ER wäre der kleinste in der Familie?

Jimmy, der Massenmörder

Ja, genau dieser Jimmy brüllte mir neulich entgegen: „Mama, komm sofort her, und zwar in Null komma Null Millisekunden, oder ich schieße dich tot.“ Bisher wurde ich eher selten mit Mordabsichten Anderer konfrontiert, daher starrte ich nur ungläubig drein. Mittlerweile höre ich Jimmys Gewaltfantasien tagein, tagaus, und beachte sie kaum mehr. Ginge es nach ihm, dürfte hier bald keiner mehr leben, denn auch Luise steht bei Jimmy stets mit einem Bein im Grab: „Wenn du noch einmal in meinem Jim Knopf-Buch liest, drehe ich dir den Hals um“, lautet die Ansage. Und auch Papas Leben ist in Gefahr, wenn er sich erdreistet, Jimmy das Rennen in der Wohnung oder andere Ungezogenheiten zu verbieten.

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Wir hätten es kommen sehen müssen: seit kurzem interessiert sich Jimmy vermehrt für alle bösen Gestalten. Ob das mit seinem übermäßigen Räuber Hotzenplotz-Konsum oder dem andauernden Wunsch nach Jim Knopf Geschichten liegt, bei dem ihn die Piratentruppe „Wilde 13“ besonders beieindruckt, wage ich nur zu vermuten. Jedenfalls musste ich in der letzten Zeit sehr viele verschiedene Fragen beantworten, die eigentlich nur ein Anwalt für internationale Kriminalität in korrekter Form erläutern kann:

  • Wo leben die schlimmsten Piraten der Welt?
  • Kommen Kinder auch ins Gefängnis, wenn sie Jemanden umbringen?
  • Wie böse ist die Polizei?
  • Dürfen Superhelden Räuber tot schießen?
  • Was passiert, wenn der Hase den Fuchs fängt?

Manchmal interpretiere ich dann das Strafrecht kindgerecht. Aber hin und wieder muss ich die Wahrheit aussprechen. Und die klingt in meinen Ohren manchmal wirklich hart: Ja, Jimmy, wenn man ertrinkt, verhungert oder verdurstet, ist man tot. Nein, wenn man einmal tot ist, dann bleibt man es für gewöhnlich auch. Stimmt, wenn Jemand von einem Auto überfahren wird, kann es sein, dass sein Leben aus ist. Vielleicht hat er aber auch eine schlimme Verletzung.

Keine Angst vorm Sterben

Wie ihr seht, ist bei uns Kriminalität und des Menschen Ableben ein ewiges Thema. Da dem kleinen Mann die Tragweite des Sterbens noch nicht so ganz bewusst ist, ist die Stimmung dennoch unbekümmert. Außerdem weiß er von uns, dass da möglicherweise ein lieber Gott im Himmel auf uns wartet, der vielleicht sogar unendlich viele Süßigkeiten und die vierte Folge von Räuber Hotzenplotz parat hält.  Nur uns Erwachsenen wird es manchmal sehr düster. Ich habe mehrmals schlucken müssen, als mich Jimmy fragte, wer seinen Namen aus dem Computer-Kalender löschen werde, sollte er mal sterben. Und auch Oma durchlebte eine kurzzeitige Depression, als er sie fragte, wie er sie denn im Himmel finden könne.

Tja, das unterscheidet uns Erwachsene eben von einem fast Fünf-Jährigen Knaben: wir haben Angst vor dem Tod, Jimmy hingegegen nicht. Und so knabbert er sein Wurstbrot so zurecht, dass es entfernt an eine Pistole erinnert, und erschießt uns beim Abendessen kaltblütig – allesamt.

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