Klinikaufenthalt, die zweite
Bei Heute ist Musik gibt es was zu feiern: Baby Oskar ist da und wir sind alle sehr, sehr glücklich. Ihr müsst euch vorstellen, dass ich selig vor Glück auf dem Bauch liege (konnte ich 30 Wochen lang nicht), vor mir eine Platte mit rohem Schinken steht (durfte ich in den letzten 40 Wochen nicht) und in dem wonnigen Gefühl schwelge, nie mehr schwanger sein zu müssen. Mein allergrößtes Glück liegt natürlich nicht auf der Platte, sondern im Bettchen neben mir. Baby Oskar kam wie schon Jimmy mit dem Heiligen Geist am Pfingstmontag. Dass es sogar dieselbe Uhrzeit war, sich die beiden Jungs an ihren ersten Lebenstagen wie aus dem Gesicht geschnitten sind und Oskar die gleichen Verfaulte-Eier-Pupse absondert wie sein älterer Bruder gibt Anton zu denken. Noch ein Exzentriker in der Familie wird sicher eine Herausforderung. Aber eine andere These lautet: Jimmy ist der Mann für Kopf und Geist, Oskar der fürs Grobe. Sein stattliches Geburtsgewicht von 4 Kilo und seine Speckärmchen haben bis auf den Klinikflur für „Ahas“ und „Ohos“ gesorgt und ich kenne nun den Grund für meinen riesen Bauch der letzten Wochen, der mir massenhaft dumme Sprüche eingebracht hat.
Luise hat nun jedenfalls zwei Brüder, nimmt die Herausforderung aber gerne an. Wochenlang schwärmte sie nun von ihrem Guggilein (der Name kommt aus Otfried Preußlers wunderbarem Buch „Die dumme Augustine“, hier heißen die Kinder Guggo, Gugga und Guggilein). Endlich ist es nun da und wir Eltern ahnen, was in den nächsten Wochen auf uns zukommt: „Ich will das Baby haben“, brüllt Luise jeden Tag im Krankenhauszimmer, zieht ein paar mal ordentlich an den Winzlingsfingern, schmeißt voll Euphorie den riesen Kuschelelefanten ins Babybett und steckt Oskar direkt ein Stück Mäusespeck ins Mündchen. Man merkt ihr an, dass sie ein wenig überfordert ist. Vermutlich mischen sich das große Glück über diese wunderbare Lebendpuppe und die Angst davor, nicht mehr länger unsere Jüngste zu sein. Aber ich bin mir sicher, Luise wird das meistern. Sie hat schon ganz andere Sachen geschafft.
Ich jedenfalls fühle mich ein wenig in die Vergangenheit zurück versetzt und erinnere mich an so vieles, was ich schon mal erlebt habe: Mmmmh, so schmeckte dieser Fenchel-Bio-Still-Tee. Stimmt, so ist es, wenn keine Zeit mehr für Zähne putzen und Duschen bleibt. Ach herjeh, man sieht nach der Geburt tatsächlich aus wie ein verschrumpelter Luftballon. Ach, sch… auf den Schlaf, wird sowieso viel zu wichtig genommen.
Wie wundervoll, sich morgens im Krankenhaus an einem Buffet bedienen zu können, und nicht zuerst die Kinder mit warmer Milch zu verköstigen. Und wie schön, nach drei Nächten meinem Wellness-Hotel der besonderen Art Adieu sagen zu können. Meine Sehnsucht nach meinen verrückten Kindern und Anton wird nämlich in Kombination mit den Hormonen, die in meinem Hirn Purzelbäume machen, allabendlich zu einem furchtbaren Heimwehschmerz, der mich zum Handy greifen und heulend Luise-Videos anschauen lässt.
Nun freue ich mich also auf kunterbunte vier Wochen mit der ganzen Familie. Mit Babypupsen, langen Nächten, dem Ausmisten meiner Schwangerschaftsklamotten (by the way: jemand Bedarf?), dem Verzehr von Sushi und Salami und all dem Wahnsinn, der dazu gehört. Bei uns ist jedenfalls ne Menge Musik angesagt, ihr dürft gespannt sein!