Zitat Kinder Heute ist Musik

Ehrgeizige Eltern und leistungsstarke Kinder

Ich bin sehr ehrgeizig, was die Erziehung meiner Kinder angeht. Wer jetzt denkt, ich fördere die drei in Sachen Musik, Sport und Kunst, der irrt. Mein großer Ehrgeiz besteht darin, die Kinder zu selbstbewussten Menschen zu erziehen, die sich selbst mögen. Wenn Jimmy, Luise und Oskar auf diesem Weg unbedingt Fußballprofi, Solo-Cellistin oder erfolgreicher Aquarell-Maler werden möchten, freue ich mich natürlich. Wer in genannten Bereichen im Mittelfeld bleibt, ist genau so mein einzigartiger Augenstern. Was für mich zählt, ist dass die Kinder sich selbst lieben lernen und ihren Mitmenschen aufmerksam und freundlich gesinnt sind, und anderen ihre Erfolge gönnen können. Und um dieses Ziel zu erreichen, tue ich alles, was ich kann. Man mag mich verbissen nennen, aber in diesem Punkt bin ich eine echte Tiger-Mum. Was ich dafür tue, das will ich euch heute erzählen.

(Früh-)Förderwahnsinn

Als ich vor ein paar Jahren bemerkte, dass Jimmys gleichaltriger Freund schon längst Laufrad fahren kann, fühlte ich diesen Stich. Was der kann, kann mein Sohn auch, sagte ich mir, und setzte Jimmy aufs Rädchen. Der zeterte und wollte sein Dreirad wieder haben. Als ich Jimmy ärgerlich zurief: „Schau dir Luis an, der kann schon richtig gut fahren!“, schämte ich mich auf der Stelle und schwor mir selber, das Kind nie mehr auf diese gemeine Weise unter Druck zu setzen.

Tatsächlich vergleichen wir Eltern unsere Kinder ja laufend mit den anderen und schauen besorgt auf unseren Nachwuchs. Der hampelt nur unmotiviert auf dem Spielplatz rum, während der Nachbarsjunge einem jungen Turngott gleich den ersten Überschlag am Klettergerüst präsentiert. Und wahrscheinlich ist es irgendwie genetisch so vorgesehen, dass Eltern gerne Kinder haben, die sich abheben, die in irgendeiner Form besonders sind, besonders gut, natürlich.

Was hat denn deine Freundin im Mathetest, fragen wir die Tochter. Und es wurmt uns ein wenig, dass der unscheinbare Junge von nebenan so ausgezeichnet Klavier spielt. Unsere eigenen Kinder haben in Mathe eine Drei und keine Lust, Flöte zu üben, Dabei haben wir gerade wieder in irgendeiner Erziehungs-Zeitschrift gelesen, dass Instrumente spielen die Intelligenz fördert. Also versuchen wir, sie mit Worten zu motivieren: „Jetzt streng dich ein bisschen an! Lern Mathe, du willst ja schließlich mal Abi machen.“ Und wir schleppen sie jahrelang zum Blockflötenunterricht, obwohl die Sprösslinge nie Lust haben zu üben.

Der Ehrgeiz mit den Kindern geht aber schon früher los. Ohne Pekip-Kurs lernt das Baby keine anderen Babys kennen, denken wir uns, und wenn wir nicht mit den Winzlingen ins Babyschwimmen gehen, wird das nie was mit dem Seepferdchen. Dann wären da noch der Musikgarten, damit unser kleiner Mozart bloß keine Chance auf Förderung verpasst, und damit das Kind später mal mehrsprachig lernt, sprechen wir mit unserem Zweijährigen an jedem ersten Sonntag im Monat ausnahmslos British English.

Was unsere Kinder dabei empfinden

Damals, als ich ein wenig wütend war, weil Jimmy sich nicht für das Laufradfahren interessierte, oder sich vielleicht einfach noch nicht getraut hat, kam sich der kleine Kerl sicher doof vor. Ich habe ihm vor die Nase gerieben, dass sein Kumpel etwas besser kann als er, und dass ich eigentlich von ihm erwarte, dass er nun ebenso mutig sein soll. „Mama will, dass ich Laufrad fahre, auch wenn ich mich nicht traue.“ Das hat er vielleicht gedacht. Und jedes Mal, wenn ich ihm erzähle, was die anderen Kinder können, machen und mutig angehen, fühlt er sich ein Stück kleiner. Unser Kinder spüren, dass wir Großes von ihnen erwarten. Abitur machen, ein Instrument lernen, sportlich sein, viele Freunde haben, mutig nach vorne gehen, kein Angsthase werden und sich überall höflich, angepasst und angemessen verhalten.

Zitat Kinder Heute ist Musik

Wir lieben sie so, wie sie sind

Als mir das bewusst wurde, und ich mir Gedanken darüber gemacht habe, ist mir ein Licht aufgegangen. Alles was zählt, ist, dass die Kinder glücklich sind, das wünschen sich doch alle Eltern. Und das ist der Fokus, den ich in meiner Erziehung setze. Und um glücklich zu sein, muss man sich selbst kennen, lieben und akzeptieren lernen. Dabei helfen wir unseren Kindern am besten, wenn WIR sie so nehmen, wie sie SIND. Vielleicht sind sie ein bisschen langsamer als der Kumpel, nicht ganz so sportlich, wie die Nachbarskinder, leider ohne Gefühl für Musik, oder sie trauen sich nicht, vor einer Gruppe zu sprechen. Aber das macht nichts, denn sie sind unsere Kinder, und sie sind für uns die besten aller Kinder, weil sie genau so sind, wie sie sind.

Wir können sie unterstützen, ihnen in Mathe helfen. Musikunterricht buchen, wenn sie es sich wünschen. Mit ihnen auf dem Spielplatz turnen oder Mut zusprechen, wenn sie sich fürchten. Aber . Denn sie leben in einer leistungsorientierten Welt, in der Druck ganz von selbst kommt, in Schule, Job und Freundeskreis.

Neulich im Urlaub beim Skikurs: Luise hatte nach einem Tag keine Lust mehr. Schade, dachte ich mir, und es hat mich echt Überwindung gekostet ihr Unlust hinzunehmen. Gerne hätte ich gesehen, dass die Maus Skifahren genau so liebt wie ich und ich mit ihr im nächsten Jahr über die Hänge flitzen kann. Tja, aber es ist eben Luise. Und sie fährt viel lieber Fahrrad als Ski. Also haben wir sie wieder abgemeldet und die Ausrüstung zurückgegeben. Ihre Freundin Lisa fuhr die ganze Woche wie ein Profi, Luise und ich standen unten am Berg und haben applaudiert. Lisa ist Lisa und Luise ist Luise, und das ist gut so. Ich glaube, dass ist die beste Art, um aus unseren Kindern starke und selbstbewusste Kinder zu machen, die ihren Freunden den Erfolg von Herzen gönnen können. Lassen wir sie so sein, wie sie sind.

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