Kindergeburtstag – handmade by Mama
Vor ein paar Wochen hatte ich die Nase voll, und zwar vom Kindergeburtstags-Wahnsinn. Seit nun drei Jahren war ich mit der Orga der Partys und all dem Rundherum geschlagene drei Wochen beschäftigt, habe To-Do-Listen geschrieben, Torten gegoogelt und Partyspiele nachgeschlagen. In diesen drei Wochen Zeit hätte ich wohl auch den Business-Plan für ein mittelständisches Unternehmen erstellen, unsere gesamte Steuererklärung für die letzten vier Jahre machen oder einen kompletten Wohnungsumbau organisieren können. Aber heute muss eine Kindergeburtstagsparty ja Ausmaße haben wie der Tag der offenen Tür im Kanzleramt, und so spielte ich mit im „welche Mutter macht die fetteste Party“-Marathon.
Dann saß ich an Luises Geburtstag inmitten eines Haufen Tülls, wollte eben noch ein paar Röckchen für die Motto-Party meiner Ballett-Maus knüpfen, der Kuchen sollte noch lila eingepinselt und die Tanz-Deko aufgehängt werden. Die Zeit lief und ich hatte noch einen Haufen zu tun, musste aber demnächst die Kids aus dem Kindergarten abholen – das war definitiv nicht mehr alles zu schaffen! Ich fing an zu heulen und nach ein paar Minuten, in denen mir meine Situation bewusst wurde, erklärte ich mich selbst für komplett bescheuert. Ich heulte hier nicht, weil wir wirkliche Probleme hatten, ich heulte, weil ich meine Pläne für einen Tanzgeburtstag nicht so umgesetzt hatte, wie es mir auf meinen auf Pinterest gesammelten Bildern vorschwebte. Ganz schön meschugge.
Jetzt mach ichs mir einfach!
Dann schwor ich mir, nie mehr so ein Tamtam um den Kindergeburtstag zu machen, und zwar aus diesem Grund: den meisten Spaß haben die Kinder nämlich an all den verstaubten Kinderspielen, sie essen am allerliebsten Schokokuchen und freuen sich über gekauftes Klimbim in der Schatzkiste. Bisher hatte Jimmy meine liebevoll gebastelten Eisenbahn-Einladungen für seine Freunde nämlich nicht einmal mit einem Blick gewürdigt, und die einzigen, die davon entzückt waren, waren die anderen Eltern. (Die sich wahrscheinlich insgeheim über mich, die Geburtstagsparty-Streberin, geärgert hatten, weil sie jetzt kreativ nachziehen sollten).
Von jetzt an geht es lässig zu, schwor ich mir, und darüber sind auch Anton und die Kinder froh. Denn was ist schlimmer am Geburtstag als eine gestresste Mutter, die an ihren eigenen, viel zu hoch gesetzten Ansprüchen scheitert? Und da unsere drei Kinder allesamt im Frühling Geburtstag haben und wir demnächst von April bis Juni ganze drei Kinderpartys abhalten müssen, ist es auch eine Frage des Überlebens, sich nicht mit unnötigem Brimborium aufzuhalten. Für alle Eltern, die es einfach und easy mögen, habe ich deshalb unsere fünf besten Tipps gesammelt, mit denen Geburtstage organisieren für Kinder zwischen zwei und sechs tatsächlich zum Kinderspiel wird!
Die Einladungskarten
Zu Jimmys fünftem Geburtstag, der unter dem Motto „Fußball“ stattfinden sollte, dachte ich schon über die perfekte Einladungskarte nach, die ich in liebevoller Kleinarbeit an meinem wertvollen Feierabend herstellen wollte, als Jimmy selbst die zündende Idee hatte: „Mama, ich bastele meine Einladungen selber“. Und das lief so: ich ließ Jimmy freie Hand, faltete für ihn nach seinen Vorstellungen braune, orangene und grüne Pappkartons in kartenähnliches Format, ließ mir von Jimmy den Einladungstext diktieren und übergab ihm die Post zur Bemalung – Fertig waren die individuellsten und niedlichsten Einladungen, die ich je gesehen habe. Sie waren schöner als jede von Mutters Hand ersonnene oder aus dem Netz inspirierte Perfektionisten-Version, und das beste: ich hatte so gut wie keine Arbeit plus ein stolzes Kind!
Der Kuchen
Das Internet wimmelt von perfekten Kuchen, und ich schaue mir gerne Bilder davon an. Dann denke ich mir, dass es nicht so schwer sein dürfte, sie nachzumachen, und scheitere dennoch kläglich. Meine Familie lacht sich schon kaputt über Original aus dem Netz und Kopie meinerseits. Mein Kuchen ist entweder zu trocken oder nicht durchgebacken, die Glasur zu flüssig und die Farbabstimmung von Streusel und Schrift grässlich. Bisher hatte ich die Abende vor den Kindergeburtstagen in der Küche verbracht, um stundenlang Fondant über das Gebäck zu stülpen, das letztendlich wie eine Runzelhaut über dem Kuchen lag. Denn die Kinder bringen traditionell an ihrem Geburtstag einen Kuchen mit in den Kindergarten. Dann brachte mir meine Mutter vor Luises Ehrentag einen wunderschönen, saftigen Gugelhupf mit dicker Schokoglasur. Darauf waren eine Menge Smarties geklebt und es steckte eine dicke Kerze in der Mitte: das war die simpelste und entzückendste Version eines Kindergarten-Geburtstagskuchen und dieser kam äußerst gut bei den kleinen Kollegen an. Also: spart euch als Eltern die Arbeit, wenn ihr ähnlich unbegabte Motiv-Torten-Zuckerbäcker seid wie ich, backt einfach einen stinknormalen Gugelhupf und verziert ihn wie zu Großmutters Zeiten. Ganz besonders lässige Eltern nehmen eine Backmischung und pfeifen auf das „Selfmade-Label“.
Das wir alljährlich für die Kinderparty dennoch eine zauberhafte Weltklasse-Motivtorte auf dem Tisch stehen haben, verdanken wir einzig und alleine den weltbesten Großeltern, die sich schon Wochen dem Kopf über die Umsetzung zerbrechen.
Die Deko
Ich bewundere die stylischen Dekorationen anderer Mütter, die mit einem Händchen für das richtige Wohnungsstyling die Bude in einen Party-Traum verwandeln. Ich habe einmal Stunden damit zugebracht, für Jimmys Halloween-Party kleine Gespenster zu basteln und sie überall aufzuhängen. Nun, da Jimmy noch zwei Geschwister hat und meine Nerven abends dünn wie Zahnseide sind, blasen Anton und ich einfach ein Dutzend Luftballons auf und hängen sie an einem Faden an die Wand – Fertig ist die Old-School-Deko, die bei Kindern gut ankommt, wenn sie diese im morgendlichen Geschenke-Tunnelblick überhaupt zu würdigen wissen.
Das Programm
Also, los geht es mit der fetten Kindersause. Am besten, es ist für genug Aufsichtspersonal gesorgt. Wenn der Papa nicht frei nehmen kann und auch keine Großeltern in der Nähe wohnen, empfehle ich, ein paar Freundinnen oder sympathische Mütterkolleginnen aufzutreiben. Schon drei Kinder unter vier Jahren können eine einzelne Person nervlich zur Strecke bringen. Der Zeitrahmen wird mit „von drei Uhr bis sechs Uhr“ bewusst eng gesteckt. Wenn alle kleinen Freunde eingetrudelt sind, wird als erstes mal in Ruhe Kuchen gegessen. Mit kleinen Spielen wie „wer kann am langsamsten kauen“ oder „Alle Vögel fliegen hoch“ sind die Kinder für die nächsten 30 Minuten versorgt, zufrieden und belustigt. Dann lässt man dem Ganzen seinen Lauf, denn oft vergnügen sich die Gäste nun ganz alleine im Kinderzimmer oder toben eine Runde auf einer auf dem Boden ausgelegten Matratze herum. Musik ist dabei immer willkommen. Wenn sich dann der erste Streit anbahnt, empfehle ich eine Runde „Topfschlagen“. Nein, das ist nicht aus der Mode gekommen, sondern immer noch ein 1-A-Renner. Natürlich fängt das Geburtstagskind an, um Ärger und beleidigte Leberwürste zu vermeiden. Unter dem Topf befinden sich dann entweder Gummibärchen oder ein kleines Spielzeug. Schokolädchen sollten aus Gründen des Möbel- und Bodenschutzes vermieden werden. Weiter geht es mit den Klassikern „Eier laufen“ oder „Reise nach Jerusalem“. Wenn das Wetter einigermaßen mitspielt, wird die Rasselbande nun in Jacken und Schuhe gesteckt (Achtung, für Nicht-Kindergärtnerinnen ist das Stresstest Level 10) und auf nahe gelegenen Spielplatz oder Ähnliches gebracht. Der Knüller ist dann eine Runde „Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann“. Seifenblasen und ein Fußball tun ihr übriges. Anschließend gibts ne kleine Schatzsuche (Für jedes Kind bitte genau das gleiche in der gleichen Farbe zur Streitvermeidung) und dann gehts schon ab nach Hause. Bei uns hat in diesem Jahr Jimmys Tischkicker während eines Regengusses für eine Stunde feinste Beschäftigung gesorgt, und anschließend haben alle Kickerfreunde eine kleinen Pokal mit nach Hause genommen!
Der Endspurt
Die Assistenten haben in der Zwischenzeit bereits den Ofen angeheizt und Pommes aufs Blech geschmissen. Meist sind die Kinder sowieso von der Kuchenschlacht noch satt. Der Höhepunkt naht: der Verzehr von Fritten mit einer riesen Portion Ketchup läutet langsam das Ende des Tages ein. Spätestens jetzt ist das Geburtstagskind fix und alle, weint und schreit und ist hundemüde. Dieses gilt es nun nach Leibeskräften zu besänftigen. Um viertel nach sechs werden die Kinder nach Hause gebracht. Die Assistenten fegen zuhause schon mal durch und legen den Sekt in die Kühle. Dann wird in einem letzten Gewaltakt das Geburtstagskind ins Bett gebracht, die Spülmaschine angemacht und der Korken aus der Flasche gezogen.