Mein kleines Comeback

Auf Blog-Entzug

Letzte Woche habe ich hier meine Pause verkündet, eine Pause vom Bloggen mit unbestimmter Dauer. Aber so richtig kann ich das gar nicht durchhalten. Im Alltag mit den Kindern finde ich immer wieder so viele witzige Dinge, so viele lustige Geschichten vor, dass ich mich ständig dabei ertappe, im Kopf einen Text für Heute ist Musik zu entwerfen.

Und dann waren da noch all die lieben Kommentare von euch, die auf meine Pausen-Ankündigung folgten. Jedes Mal, wenn ich in meine Mailbox schaute, war da ein neuer Beitrag mit viel Verständnis für meine Situation oder ein Lob zu meiner Schreibe, die mich rot werden ließ…

Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, hier doch noch hin und wieder vorbei zu schauen und dann zu schreiben, wenn ich die Zeit dazu habe. Sicher nicht mehr drei Mal pro Woche, und auch nicht mehr mit vielen Bildern. Wer also mag, darf sich gerne in der rechten Sidebar in den Mailverteiler eintragen, dann bekommt ihr Bescheid, sobald ich etwas veröffentliche.

Von einem der auszog, um sich anzuziehen

Wir haben hier im Hause, so will man meinen, einen recht großen Jungen von fünf Jahren wohnen. Und man möchte weiter meinen, dass diesem Jungen schon so einiges zuzutrauen ist. Er kann auch tatsächlich viele Dinge alleine, ist jedoch grundsätzlich eher der Typ, der sich gerne helfen lässt. Aber auch wenn sich das Vorschulkind weigert, selbst ein Brot zu schmieren oder eigenständig Lotti Karotti aufzuräumen, so kann er dennoch Beachtliches ganz ohne Hilfe leisten. Dazu gehört seit etwa einem Jahr auch das Anziehen. Zwar habe ich lange gebettelt, gefleht und das Kind bekniet, sich die Unterhose einmal selbst über den Po zu stülpen. Und es hat auch sehr lange gedauert, bis es Gefallen daran fand. Aber mittlerweile kann es die Unterbuxe, die Jeans, Unterhemd, T-Shirt und Pullover fachgerecht über die Glieder friemeln – zumindest theoretisch.

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In der Praxis läuft es eher folgendermaßen ab: In der Frühe bitte ich den kleinen Herrn freundlich, nun in sein Zimmer zu gehen und sich dort anzuziehen. Die Kleider liegen auf dem Bettchen bereit. Nickend verschwindet das gehorsame Kind ins Kinderzimmer, vergisst aber noch auf dem Weg den Auftrag der Mutter und widmet sich erst einmal in aller Ausführlichkeit seinem neuen Bundesliga-Trumpfspiel. Nach fünf Minuten komme ich, um den Fortschritt der Umziehaktion zu überprüfen, und finde ärgerlicherweise das Kind in Schlafanzug auf dem Boden kniend, eine Partie gegen sich selbst spielend. „Du sollst dich doch anziehen“, sage ich verärgert. „Okeee, okeee“ stöhnt Jimmy und steht auf. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass er den Schlafanzug auszieht, ganz langsam natürlich.

Nach fünf Minuten komme ich erneut herein und traue meinen Augen nicht: Jimmy sitzt splitterfasernackt vor seinem Schachspiel und bedroht in diesem Moment die schwarze Dame mit dem weißen Läufer. „Ich glaube ich spinne“, rufe ich. „Du hast ja nichts an!“. Jimmy zuckt zusammen, schaut entgeistert zu mir rauf und weist ruhig darauf hin, dass Weiß demnächst gewinne. „Ist mir egal“ rufe ich, „wir müssen bald los in den Kindergarten! Jetzt aber flotti Karotti in die Hosen rein, sonst kommst du zu spät zum Morgenkreis“ drohe ich noch mit finsterer Miene. Ich eile, denn in der Küche bedrängt Luise Oskar, der schon bedenklich um Hilfe schreit. Als ich nach weiteren drei Minuten Jimmys Fortschritte kontrollieren möchte, sehe ich Folgendes: Jimmy trägt die Unterhose auf links und zieht gerade das Unterhemd über das T-Shirt. Während er das tut, hüpft er im Kreis herum. Ich staune, denn es gibt wirklich keinen Menschen auf der Welt, der so viele verschiedene Wege kennt, Kleidung anzuziehen. Jimmy dreht Hemden und Hosen grundsätzlich auf links. In der Regel sind die Schildchen seiner Shirts vorne. Die saubere Unterhose zieht er gerne über die alte drüber, Hosenknöpfe und Reißverschlüsse bleiben der Umstände halber lieber offen. Obwohl ich alles parat gelegt habe und der orangefarbene Pullover ganz oben auf dem Stapel thront, „findet“ Jimmy keinen Pulli und zieht entweder einen anderen aus der Schublade, oder nimmt den von gestern, auf dem das Mittagessen (Spaghetti mit Tomatensoße) sowie das Abendessen (Leberwurstbrot) des Vortages hübsch abgebildet sind.

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Die Langsamkeit des Seins

All das passiert in Zeitlupe. Wer schon einmal Faultiere im Zoo beobachtet hat, weiß, in welchem Tempo sich diese Tierchen bewegen. Warum Jimmy sich nicht so langsam umzieht wie ein Faultier, sondern außerdem dabei im Kreis hüpfen muss, erschließt sich mir leider nicht. In der Zeit, in der sich Jimmy anzieht, hat sich Luise bereits zum vierten Mal umgezogen. Mit ihren drei Jahren kann sie Strumpfhosen fachgerecht anziehen, Hosenhaken ineinander haken und Knöpfe zuknöpfen. Jimmy scheitert schon am Klettverschluss, oder soll ich sagen, er möchte scheitern?

Jedenfalls bin ich jedes Mal froh, wenn sich der Herr dann endlich mal angekleidet hat. Natürlich erlebe ich selbiges Theater noch einmal im Flur. Und Jimmy braucht weitere 15 Minuten, um sich in seine Jacke zu packen. Jedes Mal steckt der Ärmel auf links und es ist dem Vorschulkind einfach ein Ding der Unmöglichkeit, diesen vor dem Hineinschlüpfen herauszuziehen.

Im nächsten Text berichte ich über die sieben verschiedenen Möglichkeiten, einen Herbstschuh anzuziehen.

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