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Dürfen Eltern auch mal egoistisch sein? (Plus ein famoses Gewinnspiel)

Keine Lust zu spielen

Gehts dir auch manchmal so? Du bist mit den Kindern zuhause und solltest dich eigentlich mit ihnen beschäftigen. Memory spielen vielleicht oder eine Runde Uno. Mit dem Kleinen einen Turm bauen oder mit der Tochter wie die Pferdchen durch den Flur galoppieren. Du hast aber einfach keine Lust dazu! Mir geht es jedenfalls öfter so und ich gebe zu: ich spiele zuhause einfach nicht gerne mit den Kindern. Ich habe nicht genug Phantasie für Bahnhöfe aus Holzklötzen, für kuschelige Höhlen oder Pappkarton-Häuser.

Ich habe manchmal auch einfach keine Lust auf Spielplätze. Möchte keine Sandförmchen einpacken, die Schaukel anschubsen und mein Kleinkind zehn Mal auf die Rutsche heben. Ich möchte mich nicht mit anderen Eltern unterhalten und nicht in der Kälte rumstehen.

Ich bin auch keine Bastelfee. Mich nervt es, dass die Wasserfarben nach dem Malen einfach überall sind, vor allem auf Tisch, Stühlen und den Gesichtern der Kinder. Ich finde Knetkrümel auf dem Boden ätzend und ich habe keine Geduld, Fensterbilder für Ostern mit der Nagelschere auszuschneiden.

Was tun gute Eltern eigentlich?

Ich habe nicht selten ein schlechtes Gewissen deshalb, denn für mich bastelt und spielt eine gute Mutter einfach gerne mit ihren Kindern. Sie malt mit Wachsmalkreiden bunte Monster und buschige Tiger aufs Papier, sie rennt lachend über die Spielplatzwiese und spielt am Nachmittag mit ihnen eine Runde Uno nach der anderen.

An diesem Wochenende hatte ich ein Gespräch mit einem sehr guten Freund, der zu Besuch war. Er erzählte mir, dass er weder leidenschaftlich gerne mit den Kindern Klötze stapelt noch mit Freude auf Spielplätzen rumhängt. Dafür nimmt er sie mit in eine tolle Fotoausstellung und zeigt ihnen in der Dunkelkammer, wie Bilder entwickelt werden. Spielplätze findet er öde, dafür hat er aber in einem Park einen umgestürzten, noch lebenden Baum entdeckt. Dorthin geht er mit den Kindern, nimmt eine Picknickdecke mit, liest in Ruhe Zeitung und sieht Tochter und Sohn zu, wie sie über die Äste klettern.

Spaß für alle

Ich fand es einfach toll, wie er das so selbstbewusst erzählte. Und ich weiß, dass die Kinder mit ihrem Vater super viel Spaß haben. Ich finde es toll, dass Eltern ihre Kinder an die Orte mitnehmen, an denen sie selber gerne sind und ihnen ihre Hobbys zeigen, anstelle so zu tun, als stapelten sie gerne im Kinderzimmer Klotztürme. Wenn Eltern mit ihren Kindern das tun, was sie selber so lieben, dann ist das unglaublich wertvoll, oder? Versteh mich nicht falsch – ich bewundere Eltern, die toll mit ihren Kindern spielen können. Wenn sie selber mit Freude dabei sind, ist das für das Kind das tollste! Und es kann zauberhaft sein, gemeinsam die riesen Rutsche runter zu rutschen und im Kinderzimmer Burgen zu bauen – wenn Mama oder Papa mit Eifer mitmachen.

Ich selber spiele natürlich auch ab und zu zuhause mit meinen Kindern und gehe auch mit ihnen auf den Spielplatz, wenn sie mich darum bitten. Aber ich finde, dass ich als Mama ein Recht darauf habe, dazu auch mal keine Lust zu haben.

Es gibt Familien, da dreht sich schon früh morgens beim Aufstehen alles um das Kind. Eltern fragen sich stets, was sie tun können, damit ihm keine Sekunde langweilig ist, damit es den ganzen Tag beschäftigt und gefördert ist. Es werden Kinderführungen im Museum gemacht und Kinder-Indoorspielplätze besucht, Kinderurlaube gebucht und Kindertheater geguckt. Jede freie Minute gehört dem Kind und wird ihm mit Inbrunst gewidmet. Mama und Papa in ewiger Aktion, um das Söhnchen oder die Tochter zu unterhalten und perfektes Entertainment zu bieten. Natürlich gibt Mama für die Kinder ihr Hobby auf und Papa geht nicht mehr zum Sport. Aber profitiert denn das Kind überhaupt davon, frage ich mich.

Am Leben teilhaben

Ich glaube, dass es für Kinder am wichtigsten ist, am Leben der Eltern teilzuhaben. Sie wollen nicht im Mittelpunkt stehen, nicht der König oder die Königin mit Elternhofstaat sein. Sie wollen wissen, was Mama Spaß macht und zugucken, wenn sie Hosen näht. Sie möchten sehen, was Papa so viel bedeutet und dabei sein, wenn er auf Fotosafari geht. Eltern dürfen, nein, sie müssen weiterhin das tun können, was sie lieben. Sicherlich eingeschränkt und kindgerechter. Einen ganzen Samstag lang shoppen gehen und die Kinder mitschleifen ist für alle mäßig fein. Aber mit der Mama mal in den Lieblingsladen gehen und zuschauen, wie sie drei Röcke anprobiert, das darf man einem Kind sicher zumuten. Vor allem dann, wenn es sich am Ende noch ein schönes Halstuch aussuchen darf. Eine zweistündige geführte Tour durch das Museum mit abstrakter Kunst ist für Eltern mit Kindern sicher nicht die beste Wahl, aber ein Besuch der neuen Ausstellung im Technikmuseum mit gemeinsamem Kuchenessen im Café macht bestimmt allen Spaß.

 

Pause für Mama

Das Gleiche gilt für zuhause. Ich selber sage meinen Kindern manchmal, dass ich jetzt eine halbe Stunde Ruhe brauche oder dass ich im Moment keine Lust habe, etwas vorzulesen. Und natürlich baue ich am nächsten Tag mit meinem Sohn einen Zoo für seine Tiere, weil er sich das wünscht. Ich mache gerne mal etwas für meine Kinder, was mir keinen so großen Spaß macht. Aber ich mache es nicht dauernd und finde auch, dass es nicht meine Aufgabe ist, ständig für Unterhaltung zu sorgen. Kinder brauchen Liebe, Interesse, Respekt und Fürsorge – ein ständiges Entertainment-Programm, bei dem Mama die ganze Zeit liest, bastelt, baut, klebt und singt, das brauchen sie meiner Meinung nach nicht.

Sie brauchen Eltern, die auch mal egoistisch sind. Die sich Zeit für sich selber nehmen und von den Kindern auch mal einfordern, dass ihre persönlichen Grenzen gewahrt werden. Nur so lernen sie, dass auch sie selbst Grenzen haben dürfen, die von anderen eingehalten sein müssen. Ich jedenfalls werde künftig nicht mehr denken, dass ein Tag ohne Spielplatz kein guter Tag für die Kinder ist. Und ich werde nicht mehr so oft ein schlechtes Gewissen haben, weil ich nicht gerne mit Plastikponys spiele. Aber ich habe mir ein paar andere Sachen ausgedacht, die ich mit meinen Kindern machen möchte:

  • mit ihnen auf eine kleine Fotosafari gehen und sie selbst Schnappschüsse schießen lassen
  • mit ihnen das Kunstmuseum in Stuttgart besuchen und jeder sucht sich ein Lieblingsbild aus
  • in mein Lieblingscafé gehen, Kaffee und heiße Schoki bestellen und feine Herrschaften spielen
  • mit meiner Tochter Sandalen im Partnerlook einkaufen
  • mich mit ihnen in den Park auf eine Decke legen und Bücher lesen
  • in den Wald gehen und Moos für das Osternest sammeln

Ich wünsche dir einen schönen Sonntag und eine neue Woche mit vielen schönen Stunden zusammen mit deinen Kindern. Sei mal egoistisch und tu, was dir gefällt. Garantiert macht das auch deinen Kindern richtig viel Spaß!

Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura

Gewinnspiel

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17 Comments

  1. Oh ja!
    Liebe Laura, du sprichst auch mir total aus der Seele und ja, schön zu lesen dass es doch nicht überall von den Überfliegereltern wimmelt und es ehrlich mal aussprichst. Mir geht es genauso, der Spagat Kinder, Haushalt und Job ist einfach immens und nur mal 5 min Zeit für MICH quasi nicht in der Tagesplanung vorhanden 😉 Ich bin selbst Mama von 3 Kindern und habe das große Glück dass die beiden großen Schwestern (6 u.8)) zum einen sich haben zum spielen UND zum anderen auch (mal) gerne unsren kleinen Prinz (1) bespaßen! Natürlich ist vieles ein schieres Organisationswunder und klappt auch nur im Zusammenspiel BEIDER Elternteile, aber wir bekommen es tatsächlich hin dass mein Mann und ich noch ein bischen Freizeit(sport) für sich haben, dann nehm ich eben die Kids mit Fahrrad, Roller oder Inliner und Jogger mit zur Laufrunde….oder die Großen waren schon das einoder andere Mal dabei beim Training oder Spiel. Und es ist so…sie haben tatsächlich eine Menge Spass dabei mit der Mama oder dem Papa das zu tun was ihnen Spaß macht Natürlich kommt bei uns Türmchen bauen, Uno spielen, Spieli auch vor und tatsächlich mach ICH am allerleibsten von allem auch noch basteln Aber spätestens wenn bei mir totales Kopf-Landunter, dann sind die 5 oder 30 min nur für Mama angesagt. DANKE für deinen ehrlichen Worte, ich denke er spricht vielen aus der Seele.
    Ebenfalls unperfekte aber heitere Grüße

    • Hallo, dann sieht es bei dir zuhause ja ganz ähnlich aus wie bei uns! 5 bis 30 Minuten Mama-Zeit am Tag sollte gesetzlich geregelt werden! Liebe Grüße, Laura

  2. Danke für deine tollen Worte! Mir geht es auch oft so… der Tag ist rum und ich denke: nein, schon wieder nicht gebastelt oder ausreichend gespielt. Aber dafür haben wir gemeinsam gebacken, gesaugt und mit Begeisterung Socken einsortiert.
    Und mein Kind ist trotzdem höchst zufrieden ins Bett gefallen.
    Also scheine ich ja trotzdem einiges richtig zu machen!
    Und zum Spielen gibt es ja auch noch den Kindergarten 😉
    Liebe Grüße
    Kerstin

    • Aber Hallo, liebe Kerstin. Ich wette sogar, du machst es ganz schön richtig! Zufriedene Kinder sind das beste Indiz. Liebe Grüße von Laura

  3. Genau! Ich bastel und nähe für mein Leben gern, aber eben lieber allein. Meine große Tochter ist gerade mal drei und wenn wir was basteln geht es nach ihrem Plan, der leider selten meinem Bastelziel entspricht. 🙂
    Wahrscheinlich auch alles eine Frage der Einstellung. LG angi

    • Absolut. Ich kenne das Basteln mit Kindern. Mich bringt es immer zum Verzweifeln… ich bewundere Mütter, die das gut können. Manchmal bin ich genauso wie du einfach für mich selbst kreativ! Liebe Grüße, Laura

  4. Ja, das geht mir auch so. Manchmal habe ich Lust etwas mit den Kindern zu spielen. Und oft aber auch nicht. Und dann denke ich mir: Wozu habe ich drei Kinder bekommen? Zu Glück klappt da auch meistens gut und sie finden in ein schönes Spiel und brauchen mich nicht dazu. Ein schlechtes Gewissen habe ich dennoch oft genug. Keine Ahnung. Eine Mama-Macke, wahrscheinlich. 🙂

    • Hihi, den Gedanken kenne ich. Aber bekommen wir wirklich Kinder, um uns stundenlang mit ihnen zu beschäftigen, oder einfach um mit ihnen so zu leben, dass es allen so gut wie möglich geht, mit Betonung auf allen? Mama und Papa sind der Motor der Familie, und der sollte wenn möglich nicht stottern. Also pflegen, mit Öl oder mit Pausen. Spielpausen. Das kommt den Kindern zugute und aus deren Langeweile entstehen manchmal die tollsten Dinge, ohne dass die Eltern mithelfen. Und die eine Stunde Zeit, die sich Mama nimmt, um dann doch mal Lego zu bauen, die ist umso wertvoller. Liebe Grüße

  5. Oh genauso geht es mir auch immer wieder. Und ich hab dann immer ein schlechtes Gewissen. Aber meine Tochter würde am liebsten nur noch Mutter, Vater, Kind, Pferd usw usw spielen.
    Und ich finde das sind sehr gute Vorschläge . Schöne Sachen sie Mama mal machen möchte, den Kids angepasst. Großartig 🙂 tausend Dank. Ich fühle mich echt erleichtert weil es auch anderen so geht. Maren

    • Es freut mich so, wenn dir der Text gefallen hat. Austausch ist doch immer gut, oder? Meist geht es uns ja allen ganz ähnlich. Liebe Grüße, Laura

  6. Liebe Laura!
    Toll, ich werde mir diesen Text speichern und immer!!! Wieder lesen, wenn ich der Meinung bin, ich spiele nicht genug mit meinen Kindern!
    Danke dafür!
    Ich habe auch einfach nicht die Zeit, ständig mit meinen Kindern zu spielen, dafür ist öfter mein Mann zuständig, dem es gefällt, Mal albern zu sein!
    Ich habe das Bedürfnis, meinem Haushalt, den Mahlzeiten, den Klamotten der Kinder und den eigentlichen Tagesablauf gerecht zu werden und bin gerade sehr erleichtert, so einen ehrlichen Text zu hören, der einem richtig Mut macht, auch Mal Nein, ohne schlechtes Gewissen zusagen!
    Ich versuchte mir jetzt in der Mittagspause, auch wenn die größere nicht mehr schläft, ein wenig Sofa Ruhe zu gönnen….
    Ein kleines wenig egoistischer zu werden, obwohl mir das schwerfällt!

    Heute waren wir in einer Ballett Aufführung, die ich mir gerne ansehen wollte, weil ich selber vor Jahren mittetanzt hatte und habe beide Kinder mitgenommen! Toll!

    Liebe Grüße
    Melisande

    • Liebe Melisandre, mir geht es wie dir. Es gibt jeden Tag so viel zu tun und bei all der Hausarbeit fällt es mir schwer, mich auf die Spiele zuhause zu konzentrieren. Ich freu mich, wenn ich dir mit dem Text ein wenig helfen konnte. Mir tut es auch so gut zu lesen, dass es nicht nur mir so geht. Liebe Grüße, Laura

  7. Jollmama_cj Reply

    Liebe Laura
    ich sage einfach DANKE für diesen Text. Er spricht mir so aus der Seele. Gerade der erste Teil liest sich, als hätte ich ihn selbst geschrieben…
    Ich finde es hat auch was mit Ehrlichkeit zu tun, wenn man Kindern auch mal sagt, dass man gerade keine Lust hat dies oder das zu spielen. Kinder müssen ja auch lernen, dass man nicht alles machen muss. Und manche Sachen kann Papa vielleicht auch besser als Mama. Mein Mann ist beispielsweise relativ gut bei Rollenspielen mit Pferdchen und Co., mir macht das keinen Spaß. Dafür spiele ich gerne Kaffeeklatsch mit meiner Großen, natürlich mit echten Getränken und Gebäck.

    Unperfekte und liebe Grüße

    • Liebe Christine, da bin ja auch ich erleichtert, dass es dir ebenso geht. Danke dir für deine Worte! Liebe Grüße, Laura

    • Ich freue mich so, dass er dir gefallen hat. So ein Feedback tut mir sehr gut und mein Gewissen ist auch leichter, wenn ich weiß, dass es anderen ähnlich geht. Alles Liebe, Laura

      • Jollmama_cj

        Ich glaube es geht ganz vielen Mamas so. Darüber reden tun nur wenige. Aber ich finde man sollte das ruhig so ehrlich sagen/schreiben wie du/wir hier. Deswegen liebt man seine Kinder ja nicht weniger.
        Ganz liebe und herzliche Grüße

      • Laura

        Liebe Christine, ich finde das auch: wir müssen diese Gedanken austauschen. Dann wissen wir, dass es allen ähnlich geht und sind viel entspannter und auch zufriedener mit uns selbst. Davon profitiert am Ende die ganze Familie. Also für mehr Ehrlichkeit unter Müttern!

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