Mütter, legt mal die Beine hoch!
Die letzten Tage hat mich eine Magen-Darm-Grippe im wahrsten Sinne des Wortes lahm gelegt. Und auch wenn ich von solchen Kinderkrankheiten eigentlich überhaupt nichts halte, hat sie mir zwei neue Erkenntnisse beschert:
1. Selbst der ruhigste und nervenstärkste Papa ist am Ende auch nur ein Mensch
2. Drei Tage Bettruhe eines Elternteils (meist des weiblichen) bringt den Haushalt vollkommen zum Stillstand, was die Feministin in mir nur mit gerunzelter Stirn zur Kenntnis nimmt
Eines muss ich noch einschieben: Der Vater von Jimmy und Luise hat mal wieder einen verdammt guten Job gemacht und neben seiner Tätigkeit als Arbeitnehmer auch noch Kinder gehütet und bespielt, Patientin mit Eimer und Tee versorgt und nach Feierabend mit letzter Kraft Abwasch und grobe Aufräumarbeiten erledigt. Das muss gesagt sein. Mehr geht nicht, das ist klar. Und mehr soll er auch nicht. Ist schon so eine Meisterleistung.
Aber wie ich da so liege, mich selbst bemitleide und auf den Boden des Eimers starre, höre ich etwas, das ich so noch nie gehört habe. Ihr müsst wissen, dass der Jimmy- und Luise-Papa Nerven wie Drahtseile hat. Auch nach langem Arbeitstag hat er noch offene Ohren für heulende Mäuse, baut kaputte Kräne zusammen oder bringt in seiner Freizeit dem zeternden Jimmy geduldig das Fahrradfahren bei. Überhaupt ist er mit den Kindern so geduldig, dass ich manchmal vor Neid erblasse, mich schäbig fühle, weil ich wieder so viel rumgemeckert und gedroht habe.
Also, was hören da meine Ohren? Ein Papa, der wütend wird. Denn er muss heute morgen nicht nur sich selbst die Zähne putzen, sondern auch zwei wilden Mäusen, von denen sich eine ganz besonders wehrt, und die andere überhaupt erst gar nicht im Bad erscheint. Klar, das macht Papa am Wochenende auch, aber unter der Woche und mit Zeitdruck im Nacken ist das was anderes! „Wann müssen die Kinder nochmal im Kindergarten sein?“, ruft er mir zu. „Neun Uhr“, krächze ich vor mich hin. „Und heute hat Jimmy Turnen“, füge ich schwächlich hinzu. Nun höre ich, wie sich der Papa leise fluchend auf die Suche nach Turnschläppchen, Trinkflasche und Leggings macht. Natürlich findet er sie nicht. Die Uhr tickt, es ist halb neun. Als Luise trotz Zeitmangel wiederholt nach Papas Handy verlangt, meine ich, einen wütenden Unterton in Antons Stimme zu hören. Jimmy heult, weil er seinen Kalender nicht findet, und da bin ich mir sicher: Anton ist tatsächlich auf 180, genau wie ich manchmal an diesen furchtbaren Tagen, wie sie jeder Elternteil hasst. Und nachdem alle drei mit schlechter Laune und Türe knallend das Haus verlassen haben, tut Anton mir zwar leid, aber ich fühle mich auch ein bisschen bestärkt: Ha, selbst der Mann mit den Nerven aus Doppelstahl wird mal sauer.
Papa flippt aus
Abends, der Papa hat einen halben, anstrengenden Arbeitstag hinter sich, musste nach ein paar Stunden zum Ärger der Kollegen den Stift fallen lassen und schnellstens die Kinder vom Kindergarten abholen, kommen die drei nach einem Ausflug zum Spielplatz zur Türe rein. Eines der Kinder heult, das andere meckert, und Anton schreit: „Jetzt reichts aber mit euch beiden! Ihr hört jetzt sofort auf zu zanken!“
Das klingt ganz nach mir, fällt mir auf. Vielleicht ist das einfach die normale Reaktion eines Erwachsenen auf die ewige Streiterei zweier Kleinkinder?
Jedenfalls sind alle froh, als es mir nach zwei Tagen besser geht und wieder zwei Personen im Haushalt anpacken. Neben vielen beruflichen Aufträgen, die in meiner Mailbox auf mich warten, habe ich nach den paar Tagen in der Horizontalen einige Dinge zu erledigen:
– sieben Ladungen Schmutzwäsche warten darauf, von mir in saubere Kleidung verwandelt zu werden
– es fehlen Brot, Milch, Windeln, Seife, Klopapier
– Untern Sofa sammelt sich ein Kongomerat aus diversen Kalendern, Kuscheltieren, Puzzleteilen, die jedes für sich zu einem bestimmten Zeitpunkt von Jimmy und Luise verzweifelt gesucht werden
– im Kindergarten sind Teegeld, Kuchen für den Basar und neue Hausschuhe abzugeben
Mein Rat an die Eltern
Ich schwitze bei dem Gedanken daran, alles erledigen zu müssen. Und es könnte sein, dass ich heute abend leicht genervt reagiere, wenn sich Jimmy und Luise zum dritten Mal die Kinderkochtöpfe über die Rübe ziehen. Aber nun habe ich kein so schlechtes Gewissen mehr.
Also, hin und wieder rate ich anderen Müttern (oder Vätern), sich auch mal mit Hilfe von ein paar Rota-Viren aus der Affaire zu ziehen und zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Einfach mal im Kinderschwimmbecken einen kräftigen Schluck nehmen und danach für zwei Tage die Füße hoch legen!