Gute Nacht, Gorilla

Jimmy und Luise auf (Kul-)Tour

So langsam sind wir richtige Theater-Kenner geworden und können aus Mutter- und Kindersicht schon ganz gut sagen, welche Veranstaltungen etwas taugen. Und hier kommt eine echte Empfehlung für alle, die Theater lieben, gerne lachen und im Raum Stuttgart (oder Hamburg) wohnen:

Wir schauen jeden Monat in der Elternzeitung Luftballon nach interessanten Terminen. Den Luftballon, zu dessen freien Redakteuren übrigens auch ich gehöre, gibt es kostenlos in sämtlichen öffentlichen Einrichtungen rund um die schwäbische Hauptstadt, in Kindergärten, Familienzentren, Spielwarenläden und online. Vor einiger Zeit habe ich entdeckt, dass die vhs Stuttgart tolle Kinderveranstaltungen anbietet, von Theater bis Bastelwerkstatt über Kino für Kleine. Das haben wir auch gleich getestet und waren vor ein paar Wochen mit Oma im Stück „Die Fidelgrille und der Maulwurf“. Es war hinreißend, der Theatersaal gemütlich, die Begrüßung herzlich und es gab viele kleine Bänke für die Kleinen und Stühle für die Großen. Auch die Preise sind optimal: 5 Euro für Erwachsene, 4 Euro für Kinder. Da kenne ich ganz andere Kategorien, siehe unsere miese Erfahrung mit dem Grüffelo.

Gestern stand ein weiteres Stück auf dem Spielplan: „Gute Nacht, Gorilla“. Das ist vielen Eltern sicher bekannt aus dem gleichnamigen Bilderbuch. Bei strahlendem Wetter machen sich Jimmy, Luise und ich per Auto zum Park& Ride Parkplatz und stiegen in die S-Bahn nach Stuttgart. Da fängt unser Erlebnis natürlich schon an. Einfahrt der Bahn, Türen öffnen, über den riesen Spalt ins Abteil steigen…. das ist schon ganz abenteuerlich. Die Kinder staunen im Tunnel, hören gebannt den Ansagen zu, schauen die anderen Fahrgäste an und picknicken erst einmal eine Runde.

Am Bahnhof Stadtmitte angekommen gehen wir erst einmal Eis essen. Es ist 17 Grad warm und wir stecken Mützen und dicke Jacken in den Rucksack. Doch leider sind alle Eisdielen und auch der Frozen Yoghurt-Stand zu. Uns bleibt nichts übrig, als bei MC Donals einzukehren, eine echte Premiere für die Beiden. Es gibt für Jeden eine riesen Portion MC Flurry. Mir ist erst einmal eine Weile schlecht von diesem Sahne-Zucker-Haufen.

Rolltreppe fahren ist besonders für Luise der Renner und die sind zum Rotebühlplatz auch richtig schön hoch. Bei der vhs angekommen, reihen wir uns ein in eine ganze Schlange Eltern, die für Karten anstehen. Ihr müsst Karten unbedingt reservieren, ganz Stuttgart ist unterwegs, um heute dieses Stück zu sehen. Lauter hübsch hergerichtetete Mädchen in bunten Röcken und kleine Jungs mit Laufrad tummeln sich im Foyer. Jimmy und Luise müssen erst einmal auf die Toilette. Mit Rucksack, dick eingepackten Kinder inklusive mir selbst in eine kleine Kabine zu steigen ist die eine Schwierigkeit, die Beiden davon abzuhalten, alles anzufassen, eine andere. Nacheinander setze ich die kleinen Pos auf die dick mit Papier eingewickelte Brille und ich muss sagen, dass ich diesen Aspekt am Kinderhaben immer wieder von Neuem furchtbar finde, denn ich ekele mich auf öffentlichen Klos sehr. Kinder sind da ja ganz unvoreingenommen, stemmen die Händchen auf den Klorand, patschen jede Klinke an und lecken auch mal gerne übers Toilettenpapier.

Aber jetzt heißt es nix wie los zum Theater. Wir suchen uns Plätze auf der Tribüne, vorne und alleine bei den anderen Kindern ist für Jimmy und Luise (noch) nichts. Mit dem Sehen ist es ein bisschen schwierig, und so sitzt eben jeder auf einem meiner Knie. Jimmy fragt und fragt, Luise reibt sich die Händchen und wartet gebannt.

Dann gehts los und es ist wirklich ein riesen Spaß. Das Hamburger THEATER MÄR, bestehend aus einem Mann und einer Frau, machen das Ganze zu lustig, dass sich alle Kinder kaputt lachen. Und nach so vielen Theaterstücken ziehe ich folgendes Resumee: Kinder müssen ganz viel lachen, und das tun sie vor allem dann, wenn vorne irgendwer an der Nase rumgeführt, geärgert oder gekitzelt wird. Der Gorilla fällt auf die Nase – die Kinder lachen. Die Hyäne kreischt und schielt – die Kinder lachen. Der Zoowärter sucht seine Taschenlampe, die von der Maus versteckt wurde – die Kinder lachen. Dazu viel Bewegung, Musik, Tanz, Witz und niedliche Kuscheltiere: echt grandios. Nach 40 Minuten wird es Jimmy lang. Noch 10 Minuten, dann ist die Geschichte vorbei, meine Beine sind eingeschlafen und alle wollen vorne noch die Tiere streicheln.

Jetzt gehts ab nach Hause. Auf dem Heimweg bestaunen wir den Mond und hören im Auto Schlaflieder. Nachdem ich dieses Wochenende keine Lust mehr hatte, Nachrichten zu schauen und Spiegel-Online zu lesen, war das genau das richtige für eine erwachsene Seele. Mit Kindern ins Theater gehen tut einfach unglaublich gut.

Für alle, die Lust haben, auch mal das Programm der vhs Stuttgart auszuprobieren: schaut mal hier nach. Wir werden auf jeden Fall am 16. Dezember in die Kinderwerkstatt gehen und Tiere für eine Krippe kneten.

Liebe Grüße von euren Kulturkritikern Jimmy, Luise und Laura

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