Wer mehrere Kinder mit geringem Altersunterschied hat, weiß sicher wovon ich spreche: Geschwisterstreit. Das Thema habe ich auf meinem Blog schon oft bearbeitet, denn es ist wohl Stressfaktor Nummer eins in unserem Familienleben. Jedenfalls streiten Jimmy und Luise von morgens bis abends:
Ich bin der erste im Bad!
Nein, ich gehe zuerst Zähne putzen!
Du bist eine dumme Kuh!
Nein, ich bin keine dumme Kuh… Mamaaaa, Jimmy sagt, ich bin eine dumme Kuh!
Ich will jetzt „Anne Kaffeekanne“ hören!
Nein, mach Pumuckel rein, Mama!
Dieses ganze Gezanke wird untermalt von Geheule, denn einer von beiden schreit immer. Sei es, weil er oder sie sich ungerecht behandelt fühlt, oder weil dem Brüllaffen ein Spielzeug über die Rübe gezogen und dann ein Bein gestellt wurde. Schubsen ist ebenfalls beliebt, und am liebsten unter möglichst vielen Fremden, die dann mit erschrockenen und entsetzten Blicken reagieren. Es gibt Streit, wer wieviele Blaubeeren bekommt, wer sich im Internet eine Sandmännchenfolge aussuchen oder im Auto das Hörspiel bestimmen darf. Es geht morgens um sieben los, wenn Luise Jimmy liebevoll-brachial weckt, und endet mit dem letzten Streit darüber, ob das Licht zum Einschlafen an- oder ausgemacht werden soll. Ich selbst bin so genervt von den beiden Streithähnen, dass ich sie manchmal an ihren Ärmchen ins Kinderzimmer schleife, einen Schrei samt Drohung von mir gebe und die Tür hinter den beiden zu mache. Die Anweisung lautet dann: prügelt euch im Zimmer so viel ihr wollt, ich möchte es nicht mehr mit ansehen. Meist heulen sie dann noch 10 Minütchen und fügen sich dann ihrem Schicksal. Hin und wieder beginnen sie sogar, miteinander zu spielen. Natürlich nur so lange, bis Luise den Turm umstößt oder Jimmy sie vom Tischkicker schubst, weil sich die kleine Schwester nicht an die Regeln hält.
Abends klage ich Anton mein Leid und bin fassungslos, weil ich das Gefühl habe, dass sich nur meine Kinder so sehr zanken. Jimmy erklärte mir neulich auf die Frage, warum er Niemanden haue, außer seine Schwester: „Ich haue nur Menschen, die ich nicht mag!“ Na toll!
Eine geniale Idee
Aber wir haben eine tolle Lösung für einen großen Teil unseres Problems, nämlich auf die Frage, wer heute bestimmen und wer aussuchen darf. Auf die Idee brachte mich Alexandra, die einen Kommentar unter einen meiner Artikel setzte: Sie riet mir, die Wochentage auf die Kinder zu verteilen. An jedem Tag darf einer von ihnen bestimmen. Gesagt, getan – es funktioniert wunderbar. Entgegen kommt mir natürlich die Tatsache, dass Jimmy ein wandelnder Kalender ist und seit dem Alter von zarten drei Jahren immer genau weiß, welchen Tag wir heute haben. Außerdem hat er ein Gedächtnis wie ein Elefant und merkt sich wirklich alles. Luise hat keine Ahnung, ob heute Montag oder Mittwoch ist, vertraut aber wie wir anderen auf Jimmys Wort, dass zu 110 % der Wahrheit entspricht. Seit ein paar Wochen darf nun Luise montags, mittwochs und freitags bestimmen, Jimmy ist dienstags, donnerstags und samstags dran. Das Beste: Sonntag gehört den Eltern! Und so wissen wir immer genau, wer heute die Musik im Auto, das Mittagessen, die abendliche Fernsehration oder den Nachtisch aussuchen darf. Tatsächlich kommen auch Anton und ich in den Genuss, Erwachsenenmusik oder Radio im Auto zu hören – natürlich nur sonntags! Sobald das Gezanke losgeht, ob wir nun Pumuckel oder Kinderlieder hören, frage ich Jimmy, wer heute an der Reihe ist. Und Jimmy ist einverstanden, wenn Luise bestimmen darf. Er hält sich an Regeln, das muss man ihm wirklich lassen. Und was der große Bruder macht, mit dem kann sich auch die Schwester anfreunden. Herrliche Einigkeit breitet sich aus, wenn wir uns ins Auto oder vor den Fernseher setzen. Montags schauen wir eine Folge Conny und hören Bibi&Tina, dienstags gibts das Dschungelbuch auf dem Tablet und Rabe Socke im Kassettenrekorder. Freitags wünscht sich Luise Nudeln, samstags machen wir Dampfnudeln mit Vanillesoße.
Jimmy machts kompliziert
Jimmy wäre aber nicht Jimmy, wenn er das System nicht noch ein wenig ausklügeln könnte. Erst vor kurzem maulte er, dass er an seinem Geburtstag nicht bestimmen dürfe, es sei nämlich ein Montag. Ich schlug ihm vor, den Tag mit seiner Schwester zu tauschen. Das hätte ich besser nicht gesagt, denn nun begann er, Luise sämtliche Tauschaktionen zu unterbreiten, die diese natürlich nicht verstand. Auch ich blickte nicht mehr durch, und bat Jimmy, dass der Geburtstag eine Tauschausnahme bliebe. Jedenfalls fand Jimmy eine neue Beschäftigung: mit seinem Taschenkalender ausgestattet schaute er sich alle wichtigen Ereignisse wie Weihnachten, Halloween, Ostern und sämtliche Geburtstage an und prüfte, wer an diesem Tag das Sagen haben wird.
Alles in allem danke ich hiermit Alexandra noch einmal herzlich für diesen tollen Vorschlag, der mir den einen oder anderen Nervenzusammenbruch erspart. Und für die Zukunft haben wir auch eine Lösung: sobald Oskar zwei ist, geben Jimmy und Luise jeweils einen ihrer Tage ab. Toll, oder? Wenn also künftig Leser wieder so wundervolle Vorschläge machen, freue ich mich riesig. Eure Laura