Dürfen Kinder ans Tablet?
Manchmal ist es mir schon etwas unangenehm! Meine Kinder wischen und tippen auf Handys, Tablets und Fotoapparat-Displays rum wie Profis. Sogar der eineinhalb-Jährige Oskar kann Papas Iphone bedienen und will das Ding unbedingt haben, sobald er es sieht.
Der Umgang mit Ipad und Co wird ja laufend diskutiert: Ab wann dürfen Kinder ein Tablet bedienen, wie lange und wie oft am Tag ist empfehlenswert? Generell denke ich, dass Eltern über den Medienkonsum ihrer Kinder selbst entscheiden sollten. Aber ein paar interessante Infos habe ich trotzdem für dich. In einem guten Zeitungsartikel, der in der Sonntagsausgabe der Stuttgarter Zeitung am 29. Juni dieses Jahrs erschien, schreibt Gerlinde Unverzagt über Vorschulkinder und deren Umgang mit den Tablets. Sie hat meiner Meinung nach eine sehr vernünftige Einstellung und ich kann ihr in allem beipflichten. Deshalb schreibe ich dir mal die wichtigsten Punkte auf und füge meine Erfahrungen hinzu. Du kannst dir dann alles Sinnvolle für dich rausziehen!
Kinder lernen nichts
Es gibt unzählige Lernspiele für Kinder, die du als App runterladen, als Gesellschaftsspiel kaufen oder in Videoformat in den DVD-Player legen kannst. Sie versprechen meist, dass die Kleinen auf diese Weise unkompliziert und schnell sprechen, die Zahlen, Buchstaben und sonst noch was lernen. Unverzagt schreibt dazu:
„Um sich gesund zu entwickeln, um zu lernen, sich auszuprobieren und sich am Leben zu freuen, müssen Kinder rennen, springen, klettern, hinfallen und im Matsch wühlen. Vollständig begreifen können sie nur, was sie mit allen Sinnen wahrnehmen – sehen, hören fühlen, riechen und schmecken.“
Das kann ich nur bestätigen. Ich habe selbst einmal in einem Verlag gearbeitet und weiß, dass die Bezeichnung „Lernspiel“ ein Garant dafür ist, dass Eltern ihr Geld ausgeben. Seitdem kaufe ich kein Spiel, keine App und kein Buch für Kinder unter sechs Jahren, in deren Beschreibung die Worte Lernen, Entwickeln oder Fördern vorkommen. Kinder lernen die Tiere, wenn ich sie ihnen zeige. Dazu reicht ein hübsches, kleines Bilderbuch, den Sound dazu mache ich selbst. In den Zoo oder in den Wald zu gehen ist genau so prima. Was das Sprechen betrifft, gibt es diese alte Studie, von der sicher schon alle Mamas und Papas etwas gehört haben. In den USA war ein Video der Kassenschlager, mit dessen Hilfe Babys angeblich die Sprache erlernen sollten: Baby vor die Glotze legen, Kassette in den Rekorder und fertig! Der Knaller allerdings war, dass diese Kinder das Sprechen überhaupt nicht lernten. Dafür brauchen die Winzmäuse nämlich einen Menschen, der sich ihnen widmet, der das Gesicht zu Grimassen verzieht und mit ihnen spricht. Im besten Fall sind es dem Baby bekannte und liebe Menschen, denen es vertraut.
Deshalb dürfen die Kinder bei uns ein paar Spielchen spielen, aber nicht, um zu lernen, sondern nur um Spaß zu haben!
Die Spiele auf unserem Tablet
Wir haben ein paar kleine Spiele auf dem Tablet, das die Kinder ab einem Alter von zwei, drei Jahren ab und an spielen dürfen. Toll ist das Spiel, mit dem sie Tiere ins Bett bringen. „Schlaf gut“ heißt es. Und es gibt noch ein etwas sinnfreies Spiel, mit dem sie waschen, putzen und saugen können – „Toca House“. Witzigerweise ist es ein Renner bei Jimmy und Luise, obwohl sie sonst nicht gerne aufräumen oder Wäsche sortieren. Seit neuestem spielen sie das Bibi und Tina-Spiel und reiten mit Amadeus und Sabrina um die Wette. Wir behandeln das Spielen so wie das Fernsehen: ungefähr eine halbe Stunde am Tag ist ok, meist nach dem Abendessen. Ob sie die 20 – 30 Minuten fürs Spielen oder Fernsehen nutzen, ist ihnen überlassen.
Tablets sind kein Babysitter
Wer von uns kennt das nicht? Die Wäsche muss unbedingt aufgehängt oder Koffer für den Urlaub gepackt werden. Die Kinder nörgeln und die Nerven liegen blank. Wie gut, dass es dann das Tablet gibt – Ein Filmchen angeklickt und schon ist Ruhe. Ich mache das gerne mal und während ich diesen Text schreibe, sitzt Luise neben mir und schaut eine Folge Bibi Blocksberg.
Allerdings ist die Verführung groß, bei jeder Meckerei der Kinder das Zauberding aus dem Ärmel zu ziehen. Und die Kinder sind clever: obwohl unsere Kids wissen, dass es die Filmchen nur in Ausnahmefällen tagsüber gibt, bitten sie oft darum. Das Problem sieht Unverzagt auch:
„Es (das Kind) gewöhnt sich daran, unterhalten zu werden, und verlernt, sich allein zu beschäftigen, oder es lernt erst gar nicht, Langeweile und schlechte Laune auch mal auszuhalten.“
Wenn ich Luise die Bitte abschlage, sie eine Weile motzt und ich mich nicht erweichen lasse, ist das zwar anstrengend, aber tatsächlich sucht sie sich dann selber eine Beschäftigung. Irgendwann sitzt sie mit ihren Kuschelpferdchen und spielt selber Geschichten von Bibi und Tina oder baut sich ein Zeltlager für die Ferienkinder auf dem Martinshof.
Vorsicht ist geboten
Meine liebe Bloggerkollegin Beatrice hat neulich in einem Text erzählt, wie ihr Sohn neben ihr saß, Eisenbahnvideos auf Youtube sah und dann auf einmal auf ein Video klickte, dass einen furchtbaren Bahnunfall zeigte. Das hätte genauso mir passieren können. Jimmy zum Beispiel schaut sich gerne Videos auf Youtube an, in denen mit Legofiguren Fußballspiele nachgespielt werden. Erst neulich fiel Anton auf, was da für Schimpfworte fallen. Seitdem sind wir vorsichtiger; ich lasse die Kinder nur noch ungerne Youtube schauen und auch nur, wenn ich dabei bin. Sie müssen jedes Mal fragen, bevor sie ein neues Filmchen anklicken. Um Kinder zu schützen, gibt es übrigens an den Tablets eine besondere Funktion. Bei uns heißt sie „geführter Zugriff“, wird durch dreimaliges Klicken auf den Homebutton eingerichtet und wir entscheiden selbst, was die Kinder anschauen und nutzen dürfen. So kannst du den Kindern das Tablet in die Hand geben und vorher festlegen, dass sie beispielsweise nur Bilder und selbst gedrehte Familienvideos angucken können. „Feste Regeln und Kontrolle sind wichtig, Begleitung, Anleitung, Vorgaben dringend erwünscht“, schreibt Unverzagt dazu.
Drei Regeln für den Umgang mit dem Tablet
Sie hat noch in paar weitere Tipps auf Lager:
- Wir Eltern sollten Vorbild sein und selbst unseren Umgang mit den Bildschirmen hinterfragen (das trifft absolut auf mich zu…)
- Ihre Empfehlung: Kein Tablet und keinen Fernseher im Kinderzimmer, kein Smartphone für Grundschüler
- Begrenzung der Medienzeit: für 6-jährige ist eine halbe Stunde Medienkonsum genug. Bei Krankheit oder wenn Eltern MAL eine Verschnaufpause brauchen, ist auch mal mehr drin
Zum Schluss ist zu sagen: Tablets sind kein Teufelszeug. Wir Erwachsene daddeln ja auch gerne, schauen Filmchen und surfen im Netz. Wenn die Nutzung für Kinder begrenzt wird und wir Eltern darauf achten, was sie schauen, ist doch alles prima. Ein Tipp von mir: Amazon Prime oder Netflix kannst du vier Wochen kostenlos testen (und auch wieder kündigen, wenn es dir nicht gefällt). Es gibt extra einen Kinderbereich, in dem ich zwar vieles als völlig ungeeignet erachte, du aber auch ein paar Perlen finden kannst. Meine persönlichen Favoriten zum Schauen per App, DVD oder Youtube-Video sind übrigens
- Caillou
- Alles von der Augsburger Puppenkiste
- Michel aus Lönneberga
- Pumuckl
- Mullewapp
Und am allerallerschönsten und schon für Kinder ab vier Jahren geeignet: Die Weihnachtsgeschichter der Augsburger Puppenkiste und der Film „Für Hund und Katz ist auch noch Platz“ – Beide mit Prädikat absolut wertvoll, zauberhaft und ein Genuss für Groß und Klein!
Zusammen mit den Kindern ein gewaltfreies und geeignetes Filmchen anschauen, das allen gefällt, dazu einen Eimer selbstgemachtes Popcorn essen – das ist doch ein echt toller Zeitvertreib für lange, dunkle Samstage…
Ich hoffe, ich konnte dir ein paar gute Tipps für den Umgang mit dem Tablet geben. Gerlinde Unverzagt schreibt übrigens für viele Zeitschriften und Zeitungen, hat selbst vier (große) Kinder und wie ich finde immer vernünftige und interessante Anregungen. Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura