Abends sieht es so aus, als hättest du nicht viel getan. Die Wohnung versinkt im Chaos, ein Korb Wäsche steht ungefaltet auf dem Tisch. Das Gemüse auf dem Herd ist angebrannt, weil du gerade versuchst, die beiden Streithähne im Kinderzimmer auseinander zu zerren. Und der Kleinste: den hast du vor dem Fernseher geparkt. Na toll, was machst du eigentlich von morgens bis abends?
Was keiner sieht
Keiner hat gesehen, dass du seit halb sieben Uhr ein Kleinkind zu unterhalten versuchst, ihm Marmeladenbrot und warme Milch machst. Wie du die Hälfte der Marmeladenbrotstücke vom Boden aufliest, die Flecken wegwischst und das Kind anschließend wäschst, wickelst und umziehst.
Keiner hat gesehen, dass du dann die Großen weckst und als allererstes das Fußballkartenspiel suchst, das dein Sohn unter Tränen vermisst. Dass du dann wieder Frühstück machst, Milch erwärmst, Tisch deckst, abräumst, die Spülmaschine füllst und anschmeißt – und das alles ohne auch nur einen einzigen Kaffee getrunken zu haben. Anschließend die erste Ladung Wäsche in die Maschine schmeißt, Betten machst, die Wohnung aufräumst. Nebenher zwei kleinere und einen größeren Streit schlichtest, das Kleinkind davon abhälst, sich Bügelperlen in den Mund zu schieben. Selbiges zwei Mal wickelst, den Großen die Klamotten rauslegst, dich mit der Tochter darüber unterhälst, ob das weiße Spitzenkleid ein geeignetes Outfit für den Spielplatz ist und dem Sohn vier Mal predigst, den Fußball nicht gegen den Wohnzimmerschrank zu schießen.
Keiner sieht, wie du den Einkaufszettel schreibst, den Kinderarzt telefonisch um einen Impftermin bittest, Wechselklamotten für den Kindergarten raussuchst, dem Teddy das verlorene Auge anklebst und dann den Rucksack mit Snacks, Getränken, Matschhosen und einem Fußball packst, die Kinder unter Protest eincremst, 43 Zähnchen putzt und drei Sonnenhüte suchst und verteilst.
Keiner sieht, wie du mit deiner Karawane den Spielplatz erreichst und dort angekommen das Kleinkind gefühlte 120 Mal die Rutsche hoch hebst. Dann Brezeln und Wasser reichst, nasse Klamotten wechselst, versuchst, mit einer anderen Mutter ins Gespräch zu kommen, dann aber wieder dem Jüngsten hinterher rennst, der das Klettergerüst erklimmt und runter zu purzeln droht.
Keiner sieht, dass du realisierst, dass nach eineinhalb Stunden in gebückter Haltung Laufen üben mit dem Kleinen dieser müde ist und deshalb bitterlich weint. Dass die beiden Großen in das Geheule mit einstimmen, weil sie nicht gehen wollen. Dass du mit drei schreienden Kindern den Spielplatz verlässt und hoffst, dass Mini nicht im Wagen einschläft.
Keiner sieht, dass du zuhause flott die Töpfe schwingst, damit alle vor der Mittagspause noch was zu essen bekommen. Dass der Große sich über Erbsen und Möhren beschwert und seinen Teller trotzig von sich schiebt, die anderen Beiden ein Drittel des Gemüses unter dem Tisch verteilen, jeweils einen Becher Wasser umschmeißen, deren Inhalt du dann aufwischst. Keiner sieht, dass du mal wieder wischst, räumst und putzt, drei Ketchup-Münder abwischst und einen übermüdeten kleinen Kerl hinlegst. Dass du nicht selbst einschläfst, sondern nun zwei Ladungen Wäsche wegräumst, mit den Großen spielst, die Puppe anziehst und das Pferd striegelst.
Keiner sieht, wie du am Nachmittag die wilde Meute und drei leere Sprudelkisten packst und mit ihnen in den Supermarkt fährst. Wie du versuchst, zwei Kinder mit Mini-Einkaufswagen davon abzuhalten, mit Anlauf in die Kniekehlen der Mitmenschen zu rasen. Wie du einen Verkäufer um Hilfe bittest, weil der Tochter drei Schokopuddings aus dem Kühlregal auf den Boden gepurzelt und dort zerplatzt sind. Wie du fünf Mal den Junior davon abhälst, kopfüber aus dem Wagen zu stürzen, dem Großen erklärst, warum er keine Cola kaufen darf und dich entschuldigst, weil die Kinder die Süßigkeiten bei dem Vordermann aufs Band gelegt haben, woraufhin diese versehentlich von ihm bezahlt wurden. Keiner sieht, dass du eilig an Sohn und Tochter vorbei gehst und so tust, als gehörten sie nicht zu dir, weil sich die Beiden hinter der Kasse prügelnd auf dem Boden wälzen.
Keiner sieht, dass du zuhause angekommen die Lebensmittel ausräumst, während der Kleinste die Gabelspagehtti auf dem Boden verteilt und er es sich dann fünf saftige und tropfende Tomaten verspeisend in der Ecke gemütlich macht. Wie du dann in der Waschküche Wäsche Nummer vier aus der Maschine holst, zwei Ladungen faltest und wegräumst. Wie du anschließend Malstifte verteilst, für den Großen einen Fußball und für die Mittlere ein Pferd malst und nebenher dem Kleinen verbietest, die Wachsmalstifte in Stücke zu beißen.
Keiner sieht, wie du das Gemüse in die Pfanne schmeißt, die Großen für fünf Minuten ins Zimmer schickst und den Kleinen vor den Fernseher setzt, um in Ruhe ein paar Kartoffeln zu schälen.
Keiner hat gesehen, dass du mittags für fünf Minuten am Küchentisch sitzt, in deinen Espresso starrst, deinen Job schmerzlich vermisst, dich fragst, wieso Kinder haben für Frauen automatisch heißt, viele anstrengende Haushalts-Tätigkeiten den ganzen Tag und ohne Bezahlung ausführen zu müssen und dir schwörst, dass du im nächsten Leben Vater wirst.
Liebe Leserin! Schreib doch mal mit, was du den ganzen Tag so tust. Mach dir bewusst, dass du einen Mörderjob erledigst, der so unbezahlt wie wichtig ist. Nimm dir mindestens einmal am Tag eine halbe Stunde nur für dich und pfeif auf Wäschekörbe und verschmierte Kinderstühle. Kämpf für mehr Gleichberechtigung und wenn du wie ich deinen Job vermisst, für den Weg zurück an den Schreibtisch. Und lies mal meinen Brief an Luise. Ihr habe ich empfohlen, sich zwischen Kind und Karriere zu entscheiden!
Solltest du ein Vater sein, dann lies doch mal hier nach. Bei dir gibt es vielleicht auch Dinge, die keiner sieht!
Bleib fröhlich und unperfekt,
deine Laura
Ps.: Ich möchte hier noch etwas hinzufügen! Dass die Zeit mit den Kindern das wertvollste ist, was wir haben, steht für mich wie für jede andere Mutter außer Frage. Zu behaupten, dass Mütter, die ihren Job vermissen und bedauern, dass der Haushalt zum großen Teil an ihnen hängen bleibt, keine guten Mütter sind, ist so gemein wie falsch. Ich setze mich mit meinen Texten und diesem Blog dafür ein, dass Eltern gleichberechtigt sind und Männer wie Frauen die Wahl haben, sich im besten Fall Erziehung und Erwerbstätigkeit teilen und so auch beide Seiten, Job und Haushalt, kennen und schätzen.
38 Comments
Top! Trifft den Nagel auf den Kopf und du hast wirklich nichts vergessen.
Habe zwar nur ein Kind, kann aber alles nachvollziehen. Besonders, in meinem Fall aktuell, die bohrenden Blicke wenn dein Kind zwei ist und du ins Berufsleben wieder einsteigen möchtest. Wie kannst Du nur? Du hast es ja noch nicht einmal geschafft das dein Kind ein Satz auf die Reihe bekommt, den Stift richtig hält oder Farben unterscheiden kann.. Rabenmutter!!!
Hallo Laura, sehr schöner Text. Mich beruhigt es immer wieder, zu wissen, dass es anderen genauso geht wie mir. Und dass es manchmal einfach sehr anstrengend ist. Ich habe das große Glück, dass mein Mann und ich uns Familie, Haushalt und Job nahezu halbe-halbe aufteilen; wir arbeiten beide in 75 bzw. 80 % Teilzeit. Auch er muss im Haushalt und bei der Familienorga mit anpacken. Er kennt daher die „Problemchen“ nur all zu gut! Dennoch haben wir wahrscheinlich beide jeweils das Gefühl mehr zu leisten und mehr zurückstecken zu müssen als der Andere.
Liebe Stefanie, wie schön zu hören, dass ihr euch das so gut aufteilt. Und ja, tatsächlich ist es auch nie ganz gerecht und muss auch nicht sein. Wir machen es dann auch so, wie wir gerade können. Manchmal habe ich mehr Kraft oder Lust, manchmal mein Mann. Alles Liebe für euch!
Danke. Ich musste so lachen.
Du hast (m)einen Tag gerettet.
Pingback: Neues von Heute ist Musik - Heute ist Musik
Hallo Laura, durch Zufall bin ich über deinen Blog gestolpert.
Vielen Dank für den Text, der mir ein bisschen Mut gemacht hat, bei meinem heutigen emotionalen Zustand…
Ich selbst bin Mutter eines 2 Jahre alten Jungen, momentan in Mutterschutz da unser 2. Kind in 4 Wochen auf die Welt kommen soll.
Mein Tag sieht fast exakt genauso aus, wie du ihn beschrieben hast. Allerdings mit dem Unterschied das momentan „nur“ 1 Kind alle Aufmerksamkeit fordert. Da unsere Kita Sommerferien von 3 Wochen hat, habe ich das Gefühl 24/7 Bespaßung leisten zu müssen, als Hochschwangere alles andere als schön, geschweige denn entspannt. Vom Haushalt gar nicht zu sprechen – oft ein Kampf gegen Windmühlen.
Mein Mann versucht, so gut er kann, wenn er abends fertig, müde und gestresst von der Arbeit kommt, mir noch etwas zu helfen.
Natürlich möchte man nebenher auch schon alles vorbereiten für den neuen Erdenbürger.
Wirkliche Paarzeit/ Urlaub als Familie hatten wir seit der Große da ist auch nicht. Wir haben leider nicht den Luxus ihn mal bei Großeltern und co für 1-2 std abzugeben. Dementsprechend bin ich aktuell einfach nur fertig mit den Nerven.
ABER ich würde meine Kinder für nichts auf der Welt wieder her geben! -den Haushalt lassen wir außen vor 😉
Und wie du schon geschrieben hast, liegt es überwiegend an der Politik und der Gesellschaft, dass sich viele Eltern ein schlechtes Gewissen machen lassen, ob sie arbeiten gehen oder auch nicht. Oder wie sie die Rollenverteilung für sich entscheiden. Bzw. sich evtl aus externen, aufgezwungenen Gründen, gegen eine Lebensform entscheiden müssen, die sie eigentlich lieber hätten.
Ich bin auch mal gespannt was ich mir aus unserem Kollegen-/Bekannten-/ Freundeskreis anhören darf, wenn ich nach 1 Jahr wieder arbeiten gehe, und dann unser Jüngster auch in die Kita gehen muss – weil es für uns nunmal leider finanziell nicht anders möglich ist.
Zum Thema Haushalt fällt mir noch ein netter Spruch ein:
>Gute Mütter haben volle Wäschekörbe, staubige Regale, klebrige Böden aber glückliche Kinder <
Viele Grüße an alle Mütter und Väter.
Jessica
Liebe Jessica, ob ein Kind oder fünf, der Stress ist jedes Mal groß und ich war mit meinem ersten Kind manchmal überforderter als mit Dreien! Ich kann dich total gut verstehen und freue mich, wenn ich dir mit meinem Text ein wenig das Gefühl vermitteln konnte: wie dir geht es vielen andern Frauen auch. Und das Zitat am Ende ist natürlich absolit wahr! Alles Liebe, Laura
Dein Text spricht mir ais der Seele. Mit dem Zusatz, dass ich ganz nebenher noch Vollzeit arbeite.
Was mein Mann aber immer sieht, ist, was nicht gemacht wurde – wie aufräumen um 20.30h, wenn beide Kids endlich im Bett sind und ich mir meine halbe Stunde Ruhe gönne, anstatt das Spielzeug vom Wohnzimmerteppich zu klauben, die Spülmaschine auszuräumen und die Spaghettisauce vom Triptrap zu wischen…
Dafür vermisse ich beim Espressotrinken aber nicht meinen Job, sondern freu mich über den Ausstausch mit der Arbeitskollegin und bin unendlich dankbar, dass ich diese Stunden im Büro habe!
Danke, liebe Annika, für deinen Kommentar. Wie schön von einer Frau zu hören, die Vollzeit arbeitet. Schlecht zu hören, dass du abends auch noch die Spaghettisauce wegwischen sollst. Dafür wünsche ich dir beim Austausch mit den Kollegen weiterhin viel Spaß – Das kann so gut tun! Alles Liebe von Laura
Puh, das klingt aber traurig! Aber leider ist das wohl für viele Frauen Alltag… Es ist wirklich eine Katastrophe, wie viele Frauen aus strukturellen Gründen in diese Rolle gedrängt werden, obwohl sie ihnen gar nicht gefällt.
Mir geht es ein bisschen ähnlich, weil wir für den Großen eine viel zu kurze Betreuungszeit haben (bis 14 Uhr). Nachmittags bin ich also für die Kinderbespaßung und den Haushalt zuständig, da der Mann Vollzeit angestellt arbeitet und ich selbstständig bin. Und ich sage es ehrlich: Kind & Haushalt machen mir an 2 von 5 Tagen Spaß! Das Ziel meines Mannes und mir ist es daher, da in den nächsten Jahren mehr Gleichberechtigung reinzukriegen. Ich will, sobald das neue Baby älter und in Betreuung ist und auch die Betreuungszeit des Sohnes aufgestockt werden kann, wieder mehr arbeiten. Der Mann kann sich hingegen sehr gut vorstellen, weniger zu arbeiten.
Ich bin sicher, dass es oft möglich ist, gemeinsame Lösungen zu finden. Manchmal sind die vielleicht mit finanziellen Einbußen verbunden. Aber besser, als dauerhaft unglücklich zu sein. Eine unzufriedene Mutter und Ehefrau macht schließlich auch Kinder und Mann nicht glücklich!
Wie recht du hast! Es stimmt, finanzielle Einbußen muss man dann sehr wahrscheilich hinnehmen. Aber wie gerne würde ich das machen, wenn dann beide Elternteile glücklicher wären und mehr Zeir füreinander hätten. Auf dem Blog Das Nuf gab es dazu mal einen tollen Artikel: http://dasnuf.de/betriebswirtschaftlich-maximierte-elternschaft/
Ich drücke die Daumen, dass bei euch alles klappt, Laura
In meinem deutsch-türkischen Kulturkreis ist die Rolle der aufopfernden Mutter, die den Haushalt mit größter Freude durchführt und sich niiiie beschwert, sehr präsent. Das Kind wird mit mindestens 3 Jahren in den Kindergarten gegeben. Sehnsucht nach Arbeit oder Selbstverwirklichung gibt es nicht. Zwei Kinder sind der Standard, wehe man bleibt beim Einzelkind. Wer hier nicht reinpasst, ist per de eine Rabenmutter, wie ich! Mir ist das ziemlich egal, allerdings ist es anstrengend sich zu erklären. Weil mir Kind und Haushalt viel zu wenig im Leben (Elternzeit) waren, habe ich sogar mein Wickeltaschen Label gegründet. Was ich sagen will: Dein Text ist sooo wichtig für Frauen wie mich, weil ich immer wieder Energie brauche, um gegen den Strom zu schwimmen und mich zu erklären! Danke.
Liebe Dilek, über dein Kommentar freue ich mich ganz besonders. Und ich bewundere dich für das, was du tust. Ganz liebe Grüße, Laura
Pingback: Was keiner sieht - Vol.2 - Heute ist Musik
Danke! <3 Freue mich sehr, Dein Blog entdeckt zu haben. <3
Du hast mit allem Recht. Care Arbeit und Hausarbeit – und so vieles, was noch dazu gehört (das gesamte Familienmanagement) – sind Knochenjobs und verdienen Anerkennung. Frauen, die sich zurück in ihren Job wünschen und das Erwachsenenleben vermissen, besonders eben in den harten ersten Kinderjahren, sind nicht selten. Es mutet absurd an, dass wir immer noch unsere Liebe zu unseren Kindern hochhalten und verteidigen müssen, als ob sich das ausschließe. Aber ja, den Impuls habe ich auch immer.
Wie schön, ich danke dir für dein Kompliment. Vor allem tut es mir gut zu hören, dass es vielen andern so geht und es macht Mut, weiter darüber zu schreiben. Liebe Grüße an dich – Ich mag deinen Blog unheimlich gerne!
Ich sehe, wie mich morgens meine Kinder anstrahlen, mich in den Arm nehmen und mir sagen wie lieb sie mich haben.
Ich sehe, wie sie in die Küche tappeln, versuchen das Frühstück selbst anzurichten und tränenüberströmt vor dem gescheiterten Versuch stehen. Dann baue ich sie auf. Ich gebe ihnen und mir Selbstwertgefühl.
Ich sehe, wie sie lernen große Menschen zu werden und dabei vieles testen, was mir gefällt und was mir nicht gefällt.
Ich sehe jeden Tagm wie diese kleinen Menschen ihr Bestes geben.
Ich sehe sie scheitern und ich sehe, wie sie Erfolg haben.
Ich bin froh, dass ich es sehen darf.
Ich sehe so vieles, dass mich berührt, wenn ich es zulasse.
Niemand braucht mir zuzusehen, wie ich täglich Wäscheberge beiseite schaffe, die Wohnung reinige oder anderweitig Schadensbegrenzen betreibe. Das mache ich, weil ich es für selbstverständlich halte. Ich brauche keine Bestätigung für mein Selbstwertgefühl, die meine „Arbeit“ anerkennt.
So geht es mir. Ich weiß, dass es viele Frauen gibt, die es anders sehen. Wie hier z.B. Aber vielleicht hilft es den unglücklichen Müttern, die ihren Job so schmerzlich vermissen, wenn sie versuchen ihre Rolle als Mutter anzunehmen. Nicht immer an das zu denken, was man haben könnte. Sondern an das, was man hat.
Ich persönlich würde nicht gerne mit meinem Mann tausche. Der arbeitet auch oft bis abends durch. Auch ohne sich mal hinsetzen zu können und einen Kaffee zu trinken. Oft sogar, ohne sich ein Mittagsessen zu genehmigen. Dann kommt er ausgehungert nach Hause und versucht den Funken Energie, der noch übrig ist, für uns aufzubringen. Wenn er könnte, würde er sofort mit mir tauschen. Ich habe auch viele Aufgaben, ja. Aber ich kann sie einteilen, wie es mir lieb ist. Ich kann einen Wäscheberg einfach mal liegen lassen. Ich habe keine Deadlines. Ich kann mich einfach mal mit einem Kaffee hinsetzen, wenn es mir passt. Ich kann mich dabei vor den Rechner setzen und in Blogs stöbern, während meine Kinder miteinander spielen. Ich kann zwischendurch zu ihnen gehen und ihnen Gesellschaft leisten. Ich kann Freunde besuchen oder Besuch empfangen. Ich kann rausgehen oder auch zu Hause bleiben. Mein Mann kann das alles nicht. Er ist, solange er auf der Arbeit ist, fremdbestimmt. Komplett. Und danach bleibt meist wenig Zeit für Hobbys, weil auch die Familie nach ihm verlangt. Das macht er gerne. Aber für sich lebst bleibt ihm nahezu keine Zeit.
Wieso denkt eigentlich niemand mehr an seine Männer? Haben sie es wirklich so viel leichter?
Liebe Leserin, vielen Dank für dein Kommentar. Ich fange mit der letzten Frage an: ich würde nie sagen, dass es die Männer grundsätzlich leichter haben. Was sie aber in manchen Fällen haben, ist die Wahl. Sie könnten die Arbeitszeit reduzieren, auch wenn sich die Familie dann finanziell einschränken müsste. Sie könnten Elternzeit nehmen, ihre Überstunden abbauen oder sich sonstwie für oder gegen die Haushaltsarbeit entscheiden. Als Mutter habe ich diese Wahl nur selten. Ich zum Beispiel hatte nie einen Festvertrag bei meinem Arbeitgeber, daher war mein Job in der Elternzeit futsch. Auf Kinder verzichten wollte ich nicht. Diese Situation, die viele Frauen kennen (siehe Blogparade hier) ist etwas, was ich kritisiere. Ich freue mich sehr für dich, dass du die Haushaltsarbeit, die ich für wertvoll und wichtig erachte, immer gerne machst. Ich mache sie sehr oft nicht gerne. Wir sind uns doch einig, dass andere Mütter, denen es ebenso geht wie mir, eine ebenso große Freude wie du daran haben, ihre Kinder groß werden zu sehen und bei ihnen zu sein. Dein Kommentar scheint zu sagen, dass Frauen, die gerne berufstätig sein möchten, Zeit mit ihre Kindern nicht zu schätzen wissen. Ich begegne immer wieder Menschen hier im Netz, die der Meinung sind, dass Frauen die arbeiten möchten oder ihren Job vermissen, weniger gute Mütter seien, als die die immer zuhause sind. Dagegen wehre ich mich mit all meinen Texten und allem, was ich habe.
Ich bedaure manchmal, im Alltag für all diese Dinge wie Wäsche und Haushalt zuständig zu sein. Die Zeit mit meinen Kindern bedaure ich nie und ich bin mir sicher, dass du das mit deinen Worten auch nicht angedeutet hast.
Ich wünsche mir, dass beide Eltern mehr Zeit zuhause haben, gemeinsam den Haushalt schmeißen und eine reduzierte Familienarbeitszeit nicht mehr nur Zukunftsmusik ist. Dann würde es Vätern und Müttern besser gehen, da bin ich mir sicher. Last but not least empfinde ich dennoch, dass Männer heute immer noch mehr Rechte und Entscheidungsmöglichkeiten haben, wie sie ihr Leben gestalten. Zumindest in den meisten Fällen. Dir wünsche ich weiterhin ganz viel Freude bei deiner Arbeit und alles Gute für dich und deine Familie. Laura
Ich glaube, das kam falsch rüber.
Ich mag Hausarbeit NICHT. Ich mag sie überhaupt nicht. Ich staubsauge nicht gerne, ich halte nicht gerne Ordnung und Wäsche waschen, usw. ist mir ein Graus. Ich halte es einfach nur für selbstverständlich, dass ich diese Arbeit übernehme, da der arbeitende Part bei uns zu Hause einfach keine Zeit dazu finden könnte.
Vielleicht gibt es Männer, die die Wahlmöglichkeit haben. Es gibt vielleicht auch Frauen, die die Wahlmöglichkeit haben. Aber ich schätze die meisten Männer haben sie nicht. Die können es sich nicht leisten, in Elternzeit zu gehen oder die Arbeitsstunden zu reduzieren. Ich denke, das Gros der Väter hat einen mies bezahlten Job und schlimme Arbeitsverhältnisse und kann sich zu gar nichts entscheiden. Das finde ich schlimm. Und ja, da können sich die meisten Frauen dann auch nicht wirklich entscheiden, müssen ihre Elternzeit an den Nagel hängen und frühzeitig wieder in den Job einsteigen, der ebenfalls mies bezahlt wird. Die wären sicher froh, wenn sie die Wahl gehabt hätten, bei ihren Kindern zu bleiben und bestenfalls in Homeoffice zu arbeiten.
Ich wollte dir wirklich nicht unterstellen, dass du die Zeit, die du mit deinen Kindern hast, nicht genießt. Das stimmt. Aber vielleicht würde es helfen, die notwendigen Übel, die nebenher anfallen, als selbstverständlich anzusehen. Es ist ja auch gar kein dauerzustand. Die nächsten Jährchen sind ratzfatz um und plötzlich sieht die ganze Welt schon wieder anders aus.
Liebe Leserin, ich freue mich über die respektvolle Diskussion mit dir. Stimmt, der voll-berufstätige Part kommt nicht dazu, die Hausarbeit zu erledigen. Ich habe mir wie viele andere Mütter diesen Part nicht ausgesucht, sondern muss ihn einfach machen. Frauen arbeiten oft nicht, weil sie ihren Job in der Elternzeit verlieren, zu wenig verdienen, zu Aushilfen degradiert werden, der Mann viel mehr verdient, keine Teilzeitstellen zu haben sind oder aus ähnlichen Gründen, die ich Unternehmen ankreide. (Bücher dazu: „Mütter unerwünscht“ von Christina Mundlos, „Keine Kinder sind auch keine Lösung“ von Nina Straßner oder „Die Alles ist möglich-Lüge“ von Susanne Garsoffky und Britta Sembach) All das passiert Männern selten, denn gegen sie hat man in der Arbeistwelt nicht solche Vorbehalte. Ich finde schon alleine die Tatsache, dass ich als Frau wie selbstverständlich die Hausarbeit machen muss, diskriminierend. Ich würde sie mir lieber mit meinem Mann teilen, genauso wie die Erwerbstätigkeit. Übrigens ist es mir so unglaublich wichtig, dass meine Tochter von Anfang an eines lernt: bloß weil sie zwei X-Chromosemen hat, muss sie nicht automatisch die gesamte Schmutzwäsche für ihre zukünftige Familie machen. Wenn sie Ärztin werden will, sechs Jahre studiert und auf Kinder nicht verzichten möchte, soll das klappen. Und zwar indem sie sich mit ihrem zukünftigen Partner die Hausarbeit teilt oder sie (dafür drücke ich alle Daumen) andere Möglichkeiten haben werden, wie zum Beispiel die erwähnte Familienarbeitszeit. Ich finde außerdem, dass Care-Arbeit in unserer Gesellschaft überhaupt nicht anerkannt wird. Ob es um Kinder oder um pflegebedürftige Verwandte geht, um Krankenschwestern oder Erzieherinnen: all diese Menschen brauchen Anerkennung sehr, sehr notwendig. Wie schön, dass du es nicht brauchst. Wir brauchen zum Beispiel auch mehr Rentenpunkte für die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Verwandten. Das wäre eine Form der Anerkennung. Wir brauchen des weiteren die Unterstützung und Akzeptanz der Gesellschaft (und nicht die Tatsache, dass Politiker Familien auch noch dumm kommen siehe mein Artikel zur Erhöhung der Kindergartengebühren oder zum Thema „Keine Kinder auf dem Klosterplatz“).
Die Männer sehe ich hier grundsätzlich nicht als die Schuldigen, ich habe die Väter in meinem Artikel nicht einmal erwähnt. Auch sie sind Opfer unseres Systems und wenn dein Mann so viel arbeitet, dass er wenig von seiner Familie hat, ist das schlimm. Deine Erfahrungen klingen wirklich traurig und ich gebe dir recht, dass einige einfach nichts an ihrer Situation ändern können. Meine Erfahrungen sind aber auch diese: ich kenne einige Männer, die reduzieren könnten. Oft aber wollen sie nicht, weil die Karriere gerade anläuft, sie die Schmutzwäsche eben NICHT machen möchten, ein Wäsche waschender Mann nicht ihrem Bild eines ganzen Kerls entspricht oder der Job Geld, Anerkennung und Freude bringt. Warum könnten sie nicht die Hausarbeit als selbstverständlich ansehen, sie einfach ein paar Jahre ratzfatz tun und sich mal nicht so haben?
Als letztes: ich sehe die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern nicht als selbstveständlich an und werde das niemals tun. Ich kämpfe mit meinen Texten für Frauen wie mich, für unsere Töchter und dafür, dass wir mit unseren guten Ausbildungen nicht nur zum Wäsche waschen verdammt sind, sondern auch das tun dürfen, was wir lieben und uns im Notfall auch finanziell absichert: unseren Job. Ich lege dir ein Kinderbuch ans Herz: “Die dumme Augustine“ von Otfried Preußler. Dieser Mann hat das ganze in einem warmherzigen und zauberhaften Buch auf den Punkt gebracht. Herzliche Grüße von Laura
In einen Punkten gebe ich dir recht: Seitens der Politik muss mehr getan werden, um das Familienleben zu erleichtern. Da kann es viele Ansatzpunkte für geben.
Ich finde, dass Männer und Frauen selbstverständlich ungleich sind. Sie ticken enfach nicht gleich. Man kann sie nicht über einen Kamm scheren. Deshalb muss es aber nicht unfair werden.
Frauen haben es in vielen Berufen schwerer als Männer. Das muss nicht so sein. Aber man muss immer zwei Seiten der Medaille betrachten. Es gibt nicht nur frauenfeindliche Bürohengste.
Wenn meine Toilette überläuft und ich im Chaos versinke rufe ich den Klemptner. Da kommt ein Mann und wühlt sich durch unsere Exkremente.
Apropos Exkremente: Durch unsere Kanalisationen laufen auch Männer, brusttief in der … Wieviele Frauen arbeiten im Bereich Sanitär, Wasserversorgung Und Kanalisation?
Wenn Mutti ihren BMW X3, finanziert von ihrem Gatten, in die Waschanlage fährt, wer wäscht das Auto unter miesen Arbeitsbedingen umhüllt von Chemie? Männer.
Oder Gebäudereiniger die unter extrem schlechten Bedingungen und teils ohne ordnungsgemäße Arbeitssicherheit Fenster wischen. Wer macht das? Habt ihr da mal eine Frau herumklettern sehen? Ich nicht.
Diese Liste könnte man beliebig lange erweitern. Wie erwähnt, gibt es immer zwei Seiten der Medaille. Da kümmert sich aber kein Mensch um eine Quote.
Also haben wir als erstes betrachtet, wie man es Frauen recht machen könnte. Danach kamen die Männer dran. Wer wurde vergessen?
Was ist denn das Beste für unsere Kinder? Was brauchen sie wirklich?
Die Antwort darauf gebe ich lieber nicht.
Versteht mich nicht falsch: Die feministische Bewegung war einst sehr wichtig für uns. Die Verhältnisse waren unfair und die Rechte für Frauen praktisch nicht vorhanden. Davon haben wir uns zum Glück weit entfernt. Es gibt noch viele Kulturen, in denen Frauen schlecht und unfair behandelt werden. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass es sich für diese Frauen ändert und sie mit ihren Männern auf Augenhöhe stehen. Bei uns ist das jedoch mittlerweile nicht mehr der Fall. Jetzt muss nicht nur an den Rechten der Frau, sondern der gesamten Bevölkerung gearbeitet werden.
Bei meinem letzten Kommentar bin ich etwas abgedriftet …
Das passiert mir leider manchmal.
Eine Sache fiel mir noch ein:
Heute ist es doch bei einigen Paaren bereits der Fall, dass beide Partner ein ähnliches Gehalt verdienen und sich sämtliche Bereiche gleichwertig teilen: Arbeit, Kinder, Haushalt.
Diese Paare gibt es ja schon. Täglich müssen Arrangements getroffen werden, wer sich wie um Kinder und Haushalt kümmert. Es wird von einem Termin zum nächsten gehetzt. Alles klappt nur halbgut, weil jeder für alles zuständig ist. Glücklich sind diese Menschen auch nicht. Ist das erstrebenswert?
Ich wünsche mir nicht für meine Tochter, dass sie einmal als Ärztin eine 70 Stunden Woche schmeißt, kurz vor dem Burnout (mit oder ohne Kinder) und wenn sie sich dann noch für Kinder entscheidet, ihr Mann sich um diese kümmert, weil sie einfach komplett im Beruf gefangen ist.
Und auf dem Sterbebett hat noch niemand gesagt, dass er es bereut, dass er nicht mehr gearbeitet hat. Ist es nicht vielmehr so, dass sich jeder gewünscht hätte, er hätte weniger Zeit mit seiner Arbeit verplempert und sich mehr um die wirklich wichtigen Dinge im Leben gekümmert?
Also ehrlich gesagt glaube ich wir leben in einem Paralleluniversum – es ist mit/ durch Studien belegt, dass Deutschland in Sachen Gleichberechtigung hinterherhinkt und das erlebe ich z.B. auch – wie kommst du denn z.B. zu dieser Annahme: „Bei uns ist das jedoch mittlerweile nicht mehr der Fall. Jetzt muss nicht nur an den Rechten der Frau, sondern der gesamten Bevölkerung gearbeitet werden“? Warum überträgst du eine individuelle Wahrnehmung auf alle? Was heißt denn überhaupt Augenhöhe von der du sprichst? Egal: Höhe ist ein gutes Stichwort, das bringt mich zu deinem Satz: „Oder Gebäudereiniger die unter extrem schlechten Bedingungen und teils ohne ordnungsgemäße Arbeitssicherheit Fenster wischen. Wer macht das? Habt ihr da mal eine Frau herumklettern sehen? Ich nicht“ Natürlich nicht, weil das ein Beruf ist, der von Männern dominiert wird. Das was du eigentlich Laura vorwirfst, die Männer anzuklagen, das machst du hier nur umgekehrt. Du klagst die Frauen an. Warum? Du tust so, als herrschen in Deutschland Zustände, die die Frauen völlig bevorteilen. Das ist doch nicht so, wenn es so wäre wären wir überall. Auch in den Körben am Fenster. Feminismus ist immer noch sehr wichtig, denn es gibt keine wirkliche Gleichberechtigung in Deutschland. Die Arbeitswelt und Politik wird immer noch von Männern dominiert. Nur weil wir eine Bundeskanzlerin haben, heißt das doch nicht Frauen sind überall dort vertreten, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden. Das Beispiel mit dem Fensterputzer hinkt übrigens. Da könnten wir bestimmt von VERDI Zahlen bekommen, wie hoch der Frauenanteil in Putzkolonnen ist. Vor allem in den „niederen“ Kategorien der Gebäudereinigung. Die Klos werden nämlich eher von Frauen geputzt, da sind bestimmt einige dabei, die lieber an der frischen Luft arbeiten würden. Oder bei der BSR (Berliner Stadtreinigung) – versuch doch mal als Frau, da reinzukommen. Ob das nur daran liegt, das Frauen weniger Mülltonnen pro Schicht aus den Häusern rollern können, weiss ich nicht. Aber die Müll-Autos z.B. die könnten Frauen doch fahren. Wo sind die FahrerInnen? Zu den schlechter bezahlten Jobs, die die Männer machen „müssen“ und den Muttis im SUV: Natürlich gibt es in Deutschland soziale Ungerechtigkeit, das ist leider ein Dauerthema und nicht nur jetzt im Wahlkampf akut. Es gibt Wissenschaftler, die behaupten in einigen Jahren arbeiten wir alle nicht mehr – übrigens auch nicht die Fensterputzer, die werden nämlich von „geschlechtslosen“ Robotern ersetzt. Diese Forscher sagen auch, dass die einzigen Arbeiten, die von uns Menschen noch mehrheitlich gemacht werden, Erziehung/Pflege/Sorge sind. Eigentlich „klassische“ Frauenjobs bzw. von Frauen dominiert, weil diese Arbeit nicht sehr hoch angesehen ist in unserem Wirtschaftssystem und schlechter bezahlt wird. Die Aufwertung der Care-Arbeit – und darum geht es in diesem Artikel – ist eine Chance für jeden Mann, in Zukunft noch Arbeit zu haben, die Gleichberechtigung auch. Und auch die Vereinbarkeit von Job und Familie. Du musst dir übrigens um den Burn-Out deiner Tochter keine Sorgen machen. Die Wahrscheinlichkeit als Medizinerin als Oberärztin mit 70 Stunden Woche zu arbeiten ist in der Zukunft sehr gering. So viel Jobs als Ärztin gibt es nicht mehr, weil das Gesundheitssystem sich dramatisch verändert und weil die Gesellschaft überaltert = die Kunden fehlen. Wahrscheinlich wird sie eher ein Bore-Out Syndrom bekommen. Soweit zu der Sachebene in diesem Kommentar. Bitte erlaube mir jetzt eine „emotionale“ Frage. Fühlst Du Dich von Müttern, die arbeiten und eine SUV fahren oder welchen, die nicht arbeiten und einen SUV fahren übervorteilt? Ich verstehe diese Spitze nicht, ja ungleiche Vermögensverteilung ist auch ein Thema in Deutschland. Willst du darauf hinaus? Die hat aber nichts mit dem Beitrag von Laura zu tun. Darüber schreibe ich zum Beispiel sehr gerne in meinem Blog. Ich fahre auch keinen SUV. Ehrlich gesagt habe ich überlegt, ob ich hier überhaupt noch antworte, denn du willst den Artikel offenbar so verstanden, wie du ihn verstehen willst.
Liebe Leserin, ich bin mir nicht sicher, ob ich mich in den letzten beiden Artikeln nicht klar genug ausgedrückt habe. Daher meine Erklärung: ich fordere Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau und die Möglichkeit, mich als Frau für 100% Haushalt oder dagegen entscheiden zu können. Was in unserer Gesellschaft für die wenigsten möglich ist: beide Eltern arbeiten reduziert, teilen sich Haushalt und Kinderbetreuung, haben mehr Zeit füreinander und für die Kinder. Das geht meist nicht, weil die wenigsten Arbeitgeber und auch der Staat diese Bedingungen nicht schaffen oder schaffen wollen. Elterngeld, Anwesenheitspräsenz, Vorurteile gegenüber Frauen als Arbeitskraft und die Anforderungen an Mütter stehen dem entgegen. Ich liebe das Konzept der Familienarbeitszeit oder das des atmenden Lebenslaus und habe in den Kommentaren hier oft genug darauf hingewiesen. Es ist bisher ein Traum, für den ich aber kämpfen möchte. Ich träume davon, dass meine Tochter nach einer langen Ausbildungszeit in ihrem Traumberuf arbeiten kann. Wenn sie Kinder haben möchte, soll sie ein Recht auf Teilzeit haben. Vielleicht aber möchte auch ihr Partner ganz zuhause bleiben und sie arbeitet 100%. Wenn sie aber sagt, sie schmeißt ihren Traumberuf und bleibt ganz zuhause bei den Kids, dann soll sie auch das tun dürfen. Es geht hier um die Wahl. Und die haben wir Frauen nicht. Was ich ihr aber am meisten wünsche ist folgendes: andere Frauen sollen ihre Wünsche akzeptieren und sie darin unterstützen. Ich lehre sie täglich Toleranz und würde niemals eine Frau dafür verurteilen, ihren Job, den sie gerne ausübt, für die Familie aufzugeben. Auf meinem Blog versteht sich hoffentlich auch nie eine Frau für ihren Lebensweg kritisiert, auch wenn der ihre meinem in keiner Weise entspricht. Was mich traurig macht: ich muss in unserer Gesellschaft nicht nur in der Arbeitswelt um bessere Bedingungen kämpfen oder gegen Gemeinderäte mit konservativen Wertevorstellungen. Ich empfinde vor allem den Kampf unter Frauen am kräftezehrendsten. Herzliche Grüße, Laura
Ich schrieb ja bereits, dass ich vom Thema abgewischen bin und kam in meinem nachfolgenden Kommentar wieder besser auf den Punkt.
Dass die Studien, von denen du sprichst, hinken, ist mittlerweile bekannt. Nehmen wir beispielsweise den Gehaltsunterschied von 21% von denen alle reden. Der beträgt nach Berichtigung von Teilzeitstellen uvm. nur noch 7%. Und diese lassen sich vielleicht auch noch anderweitig erklären.
Ich wollte lediglich aufzeigen, dass in unserem Land eben nicht alle schicke Bürojobs haben. Die meisten arbeiten unter schlechten Bedingungen und werden schlecht bezahlt. Männer wie Frauen. Und es gibt mindestens genauso viele Männer, die unterbezahlt arbeiten, wie Frauen. Vielleicht sogar noch mehr.
Und die Männerjobs, von denen ich schrieb, sind nicht Männerjobs, weil Frauen in diese Berufe nicht reinkommen. Es sind Männerjobs, weil Frauen sich zu gut für solche Berufe sind. Die üben lieber leichtere unterbezahlte Tätigkeiten aus. Was auch nachvollziehbar ist. Sie sind diesbezüglich nicht so belastbar. Körperlich.
Hier ist leider zu oft die Rede von netten und spaßigen Bürojobs, die leider nur die Minderheit betreffen. Die Frauen und Männer, denen wirklich Gleichberechtigung fehlt, kommen nicht zu Wort. Sie haben nicht die Zeit, so wie wir, mit einem Käffchen auf dem Schreibtisch, Blogs zu durchstöbern und sich zu Wort zu melden.
Aber da komme ich schon wieder vom Thema ab, wenn ich hier weitermache.
Im Übrigen brauchst du meine Vergleiche und Beispiele nicht auf mich zu beziehen. Ich habe mit den Menschen, von denen ich schreibe, nur wenig zu tun. Ich finde es nur wichtig, dass auch sie eine Stimme erhalten. Das sich nicht nur die obere Mittelschicht zu Wort meldet. Das auch über die gesprochen werden, die den Großteil der Menschen bei uns ausmacht. Und das ist leider die untere Mittelschicht.
Ich meine, wir haben gut reden. Unsere Probleme sind vernichtend klein im Vergleich mit denen, die direkt um uns herum sind und nicht gesehen werden.
Da das Ganze hier langsam den Rahmen sprengt und ich nicht weiterhin völlig vom Thema abweichen möchte (was ich auch tat, dafür entschuldige ich mich), melde ich mich auch diesbezüglich nicht mehr zu Wort. Also keine Angst, liebe Frau Triepel, sie müssen mir keine Antworten mehr zukommen lassen. 😉
Liebe Laura, es tut mir leid, dass ich dermaßen abgedriftet bin. Diese ganze Diskussion hat bei mir einen wunden Punkt getroffen und ich habe mich hier darüber ausgelassen.
Ich lese deine Beiträge sehr gerne. Meinungsverschiedenheiten sind gut und sie helfen uns, den Blickwinkel hin und wieder zu ändern und unsere Meinung zu hinterfragen.
Ich will mich nicht streiten. Ich diskutiere. Und mir tat es zumindest gut, euren Blickwinkel zu betrachten und ich hoffe, ihr konntet meinen auch ein wenig verstehen.
Liebe Grüße (und auch ich bleibe fröhlich und unperfekt, wie es hier so schön heißt) eure
Oma Wetterwachs
Liebe Oma Wetterwachs, wie schön, dass wir hier einen Endpunkt finden und danke, dass wir respektvoll diskutieren konnten. Eine letzte Sache: ich habe zum Beispiel die gesamte Sache rund um die Kindergartenbetreuungsgebühren vor allem und in erster Linie für genau die Menschen geschrieben, die du benennst. Liebe Grüße von Laura
also ich antworte Dir sehr gerne, wenn es um soziale Gerechtigkeit geht, denn da sind wir einer Meinung – aber das ist ein weites leider sehr unbeackertes Feld in Deutschland – und das gehört nicht zu diesem Beitrag. Aber es ist sehr trotzdem wichtig, dass darüber diskutiert wird. Alles Gute für Dich liebe Oma Wetterwachs, ich hab ja keinen Klarnamen von Dir deswegen kommt das jetzt so, ist nicht ironisch gemeint klingt halt so. LG
Also ehrlich gesagt – glaube ich – es geht in dem Artikel darum, dass Care-Arbeit immer noch mehrheitlich von den Müttern gemacht wird und das nicht honoriert bzw. wahrgenommen wird als Arbeit, weil sie eben nicht bezahlt wird. Diese Leistung wird als selbstverständlich hingenommen. Und das ist halt so? Nun ja: Es ist ein großer Wahrnehmungsunterschied, ob ein Vater sich um seine Kinder kümmert, oder eine Frau. Ein Vater, der all diese Dinge tut, die oben beschrieben werden, wird dafür gefeiert, weil es eben nicht „normal“ ist, denn der Vater ernährt in der Regel die Familie in Deutschland – Haushalt/ Sorge/ Kinder sind Sache der Mütter?. Wir schreiben das Jahr 2017. Nicht jede Mutter will oder lebt so entschieden die klassische Rollenverteilung wie du. Jeder Mensch ist anders. Es gibt immer mehr Famiilien die sich bewusst gegen dieses Modell entscheiden, weil beide Eltern berufstätig bleiben wollen, oder wirtschaftlich unabhängig voneinander. In Deutschland gibt es grundsätzlich ein Problem mit der Wahrnehmung und Wertschätzung von Care-Arbeit. Das sieht man daran, wie viel schlechter jemand in diesem Bereich verdient. Ich freue mich, dass du so zufreiden bist und glücklich und nichts vermisst, aber du solltest Verständnis für andere Frauen haben, denen es nicht so geht. Mütter haben das Recht zu sagen: MIR LANGT ES. Sie haben das Recht Partnerschaftlichkeit in der Aufteilung der Erziehungs-und Sorgearbeit einzufordern, wenn sie das brauchen. Das muss jedes Paar individuell verhandeln, und manchmal passt ein Arrangement halt nicht mehr, dann muss man eben wieder darüber sprechen, was geht oder eben nicht – und worauf alle Mütter ein Recht haben ist: Anerkennung, Wertschätzung und Respekt für das, was sie jeden Tag tun. Nicht jeder führt ein komfortables Mutter-Leben und kann sich am Tag hinsetzen und Blogs lesen. Lies mal deinen Beitrag mit den Augen einer Mutter, die arbeiten geht und den Haushalt mehrheitlich alleine macht. Ja es geht für einige Menschen vieles problemlos im Leben, aber für andere eben nicht, und die dürfen auch darüber schreiben – es ist nicht immer alles so einfach im Leben, nur weil es für einen selbst leicht ist. Jeder Mensch hat andere Wahrnehmungen und Problemstellungen. Ich finde es sehr gut, dass Mütter sich trauen darüber zu schreiben, dass mitunter eben nicht einfach ist, oder sie nicht in der traditionellen Rolle aufgehen.
Meine liebe Susanne, ich danke dir, dass du den Text genau so interpretierst, wie ich ihn gemeint habe. Ich hatte schon Angst, es wirke so, als wolle ich mich über die Zeit mit meinen Kindern beschweren. Du triffst wie so oft ins Schwarze. Dicker Drücker von Laura
Wieso brauchen wir (Frauen) es denn so dringend, dass man unsere unbezahlte Care Arbeit wahrnimmt und lobt?
Ist es denn nur befriedigend, wenn wir stets ein anerkennendes Schulterklopfen erhalten?
Könnn wir nichts tun, ohne eine Gegenleistung dafür zu erhalten?
Ich meine, die Väter bekommen auch nicht viel Anerkennung und Zustimmung. Ich finde primär Artikel, in denen sich über Männer und Väter beschwert. Zu unrecht, wie ich finde. Anerkennung ist da selten der Fall.
In keinem einzigen Satz im Beitrags von Laura wird sich explizit über Männer beschwert – und ich tue das im Übrigen auch nicht. Das ist deine Interpretation des Textes. Warum sollten Männer sich auch darüber ärgern. Im Gegenteil: Jeder Mann sollte sich freuen, wenn Frauen Anerkennung für Care-Arbeit einfordern, bzw. für deren Sichtbarkeit und Aufwertung kämpfen. Das bedeutet nämlich im Umkehrschluss, dass es Männer viel leichter haben, Familienzeit beim Arbeitgeber durchzusetzen oder überhaupt in Elternzeit zu gehen. Viele Männer können gar nicht in Elternzeit gehen, weil es angeblich nicht geht oder nicht gut ist für die Karriere. Da muss einfach ein Umdenken her. Ich war vor Kurzem in Berlin auf einer Veranstaltung, da wurde eine Studie der OECD vorgestellt, die hieß „Dare to share“ – es ging darum was für positive Folgen eine partnerschaftliche Aufteilung der Erziehung- und Sorgearbeit für unsere Gesellschaft und Wirtschaft haben würde. Frauen sind in Deutschland spätestens mit Eintritt in den Mutterschutz weg vom Arbeitsmarkt und leider auch oft vom Fenster. Männer können als Vater sehr viel leichter Karriere machen, Mütter haben es schwerer. Und was ist mit der Rente? Ich finde es traurig, dass die Familienpause von Frauen und ihre Mehrarbeit nicht honoriert wird. Wie sollen wir das jemals aufholen? Es ist doch keine Stellungnahme gegen Männer diesen Zustand zu kritisieren. Ich glaube viel weniger Frauen wären überwältigt von dem was es bedeutet Kinder zu haben, und zuhause zu bleiben, wenn sie wüssten, was das mitunter mit sich bringt. So verstehe ich den Artikel von Laura und sage Danke – bitte kopieren und mit den Elterngeldunterlagen verteilen – gern deinen Kommentar drin lassen als Beispiel, dass es auch Mütter gibt, die sich mit allem sehr wohl fühlen. Ich empfinde es übrigens ganz und gar nicht so, dass es vermehrt Artikel gibt, die sich über Männer beschweren. Es gibt Gott sei Dank mehr Artikel in denen Mütter offen sagen, was sie stört. Mich freut das, mich stört höchstens, dass das solche Artikel pauschal als GEGEN Väter gedeutet werden.
Ach wie blöd. Jetzt habe ich diesen Kommentar zuerst unter einen anderen gesetzt. Jetzt nochmal richtig:
Liebe Susanne Triepel:
Nicht ganz. Anfangs stand noch in dem Blogpost: „In meinem nächsten Leben werde ich lieber Vater.“
Das wurde anscheinens geändert bzw. entfernt.
Jetzt liest es sich weniger anklagend.
Liebe Oma Wetterwachs,
danke für deinen Kommentar! Danke für diese wahren und ehrlichen Zeilen!
Du triffst den Nagel auf den Kopf, denn auch ich denke, dass viele Frauen ihre Rolle nicht annehmen können oder wollen. Ich vermute das liegt auch sehr stark an unserer aktuellen Gesellschaft.
Ich wünsche mir sehr, dass wieder mehr Mütter in alle Freiheit und Freude ihr Müttersein genießen können und der Job eine weniger wichtige Rolle spielt.
Liebe Kathi, ja, auch du triffst den Nagel auf den Kopf. Ich möchte meine Rolle als ewige Hausfrau nicht hinnehmen. Das liegt nicht an unserer Gesellschaft, sondern das liegt an mir selbst. Was nicht stimmt: dass ich mein Muttersein nicht genieße. Das tue ich zu 100 %. Aber mein Job, den ich liebe, liegt mir auch am Herzen und ich verstehe überhaupt und rein gar nicht, warum ich den nicht auch ausüben darf, wenn ich meine Kinder im Kindergarten und / oder bei meinem Mann gut betreuut weiß. Warum fragst du nicht, warum nicht mehr Männer in ihrem Vatersein aufgehen, indem sie weniger arbeiten und mehr Zeit mit den Kindern verbringen? Oder warum wir nicht alle gemeinsam dafür kämpfen? Warum spielt für Männer der Job eine so wichtige Rolle? Oder tut er es am Ende gar nicht und die Väter wünschen sich sehr, dass sie öfter zuhause sind? Danke dir für dein Kommentar und liebe Grüße, Laura
Hallo Laura, unser Zwerg geht seitdem er ein Jahr alt ist in die Kita und ich in Teilzeit wieder arbeiten. Daher übernimmt mein Mann netterweise die morgendliche Routine bzw. das Chaos und kann sich ein stückweit vorstellen, wie anstrengend dann meine Nachmittage aussehen. Der kleine Mann ist schrecklich schwer zu beschäftigen, wenn man einen Ausflug ins freie bereits erledigt hat und/oder das Wetter nicht mitspielt. Dann kann man mit noch so tollen Ideen ankommen, es wird nach fernsehen verlangt. Mit 2,5 Jahren ist er dafür noch recht jung, aber da wir früh mit ihm mehrfach inhalieren mussten, lernte er die Flimmerkiste gezwungenermaßen früher kennen als mir lieb war. Nebenher dann noch den Haushalt zu schaffen ist beinah unmöglich, bleibt daher meist fürs Wochenende übrig. Übersteh die Kitaferien noch gut 🙂 und ich freue mich über Beschäftigungstipps einer erfahrenen Mama 😉
Liebe Sandra, wie toll, dass dein Mann die Morgenroutine übernimmt. Ich finde es immer klasse, wenn sich Eltern die Arbeit rund um Haushalt und Kind teilen. Und Beschäftigungstipps könnte ich vielleicht wirklich mal geben, auch wenn hier genau wie bei euch oft gähnende Langeweile herrscht und die Kids nach Fernsehen verlangen. Liebe Grüße, Laura
Liebe Susanne Triepel:
Nicht ganz. Anfangs stand noch in dem Blogpost: „In meinem nächsten Leben werde ich lieber Vater.“
Das wurde anscheinens geändert bzw. entfernt.
Jetzt liest es sich weniger anklagend.
Aber damit klage ich doch keine Männer an. Susanne meinte, ich gebe den Männern nicht die Schuld. Das stimmt doch auch, selbst wenn ich schreibe, ich werde in meinem nächsten Leben lieber Vater. Ich habe argumentiert, warum Männer immer noch mehr Chancen und Möglichkeiten haben. Daran sind nicht sie schuld, sondern die Gesellschaft oder die Arbeitswelt. Ich habe den Untertitel gelöscht, weil es sich so geschmeidiger liest. Liebe Grüße