Wenn Mama und Tochter in die Luft gehen

Luise und ich sind uns sehr ähnlich. Wir haben viel Power, im guten und im schlechten Sinne. Wir lachen viel und sind leicht zu begeistern, wir sehen die Dinge positiv und bringen gute Stimmung in den Raum, das kann man so sagen. Wir sind aber auch ziemlich schnell wütend, schreien rum und knallen mit den Türen. Noch dazu machen wir alles mit Schwung und Elan. Dabei fällt dann oft was um oder geht kaputt. Wir sind uns ähnlich und geraten vielleicht aus diesem Grund gerne aneinander. Denn in Luise erkenne ich mich und meine (unguten) Eigenschaften wieder und das sorgt in mir drin für Zunder.

Meine Tochter treibt mich in den Wahnsinn

Sie stürmt in die Küche, die kleine Dame, und will was trinken. Beim hastigen Einschenken verschüttet sie das Wasser. Das nervt mich enorm. Erst vor zehn Minuten ist mir eine Tasse Espresso auf den Küchenboden geplumpst und hat die ganze Wand versaut. Nun kann ich schon wieder aufwischen. Luise hilft, aber ist auch schnell davon geflitzt. Wie sie heute wieder aussieht! Die Leggings in Pink, das Shirt in Kunterbunt. Eine lila Strähne im Haar und die bunten Socken dazu – ich kann es kaum mit anschauen. Sie hat genaue Vorstellungen von dem, was sie trägt. Das geht mir bei meinen Sachen ganz genauso.

Und Luise brüllt. Wenn sie sich weh getan hat, ist sie eine Sirene. Sie macht alle Schleusen auf und heult los, den Mund offen, die Augen zusammengekniffen, der Ton löst ein Pfeifgeräusch in meinen Ohren aus und macht mich wahnsinnig. Bin ich selbst anders? Nein, kein bisschen. Ich bin Frau Laut. Mich hört man auch zwei Straßen weiter noch schreien, wenn ich mich aufrege, ich lache, fluche und brülle, wenn es nötig ist.

Mini-Me

Vielleicht regt mich Luise manchmal so ungemein auf, weil ich mich in ihr wiedererkenne. Wir sind uns nicht nur optisch ähnlich, sondern auch im Wesen. Genau wie ich erschrecke, wenn ich Anton genauso anpampe, wie es meine Mutter mit meinem Vater tut, finde ich es unangenehm, wenn Luise mal wieder zetert wie ich. Ich sehe mich in meiner Mutter und in Luise wieder. Das ist oft schön, denn wir haben viele gute Eigenschaften. Bei den (vermeintlich) schlechten Eigenschaften fühle ich mich aber irgendwie ertappt. Was mich daran manchmal traurig macht: weil mir die Jungs nicht besonders ähnlich sind, habe ich für sie vielleicht ab und zu mehr Verständnis.

Ich kam darauf, weil Anton jedes Mal an die Decke geht, wenn Jimmy kein Interesse hat, zu essen. Dabei lag ihm damit sein Vater früher dauernd in den Ohren und warf ihm vor, zu dünn zu sein. Anton war extrem genervt deshalb und nervt heute Jimmy. Jimmy rennt übrigens auch so wie der kleine Anton, er fuchtelt dabei mit den Armen in der Luft und er spielt stundenlang Schach mit sich selbst – wie Anton, als er sieben Jahre alt war. Mit Luise kommt er dagegen gut klar, sie ist so anders als er.

Wenn Eltern ausflippen

Um dieses Thema kreisten meine Gedanken letzte Woche, als Luise mit den Großeltern im Urlaub war. Ich hatte nämlich ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil wir so einen Ärger hatten. Sie regte mich auf und war mir mal wieder zu laut, zu ungestüm und zu gruselig angezogen. Bin ich guter Dinge, sehe ich darüber hinweg. Wir aber hatten Stress zuhause, denn wenn Kinder Ferien haben und gelangweilt sind, die Mutter dagegen arbeiten muss, geht das selten gut aus. Und nachdem ich fünf Mal die Nerven bewahrt hatte, ist mir die Hutschnur gerissen. Ich habe Luise so richtig angeschnauzt, der Auslöser war scheinbar banal. Ich musste mich sogar aufs Klo retten, denn das wichtige ist dann, mich selbst raus aus der Situation zu nehmen. Ich zählte bis zehn und biß außerdem in die Klopapierrolle. Dann habe ich alle Handtücher durch die Gegend geschmissen und fünf Minuten im neuen Ikea-Katalog geblättert. Anschließend ging es mir besser.

Luise saß in ihrem Zimmer und tat das gleiche. Erst knallte sie mit der Tür, dann schmiss sie alle T-Shirts durchs Zimmer und las eine Weile in ihrem Conni-Buch. Da waren also zwei Damen mit ähnlichem Gesicht und Temperament, außer sich vor Wut und Entsetzen und in dem kurzen Glauben, die andere niemals wieder nett finden zu können.

Wenn wir in den Spiegel blicken

Aber irgendwann war der Zorn verraucht. Vielleicht war es auch genau der richtige Zeitpunkt für etwas Abstand und Jimmy und Luise brachen ohne Abschiedsschmerz in den Urlaub auf. Auch ich habe die Woche ohne die beiden Großen genossen und hatte die Auszeit dringend nötig. Nach und nach konnte ich wieder liebevoller auf meine Luise blicken und in diesem Zuge auch auf mich selbst. Luise ist nämlich wirklich in vielerlei Hinsicht mein Spiegel. Übrgens ist sie auch so lebenslustig, so voller Kraft und so witzig wie ich. Überhaupt ist sie ganz wunderbar und toll. Sie ist wie ich und doch ganz anders. Wir werden uns vermutlich unser ganzes Leben ein wenig aneinander reiben. Aber wir werden uns auch immer ziemlich schrecklich lieben.

Gehts dir mit einem deiner Kinder ähnlich? Macht dich eines vielleicht auch besonders wahnsinnig, gerade weil du dich in ihm wiedererkennst? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura

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