Nach einem viertel Jahr Blog-Abstinenz muss ich zugeben: das Blogger-Fieber ist wohl ein Infekt, den man sich lebenslänglich eingefangen hat. Zwar hat mich mein Job die letzten Monate total eingenommen und ach, da wären ja auch noch die beiden Kinder… aber dennoch hingen meine Gedanken oft dem Blögchen nach und ein paar Nachfragen aus meinem Bekanntenkreis, wann ich denn wieder schreibe, trafen mich tatsächlich mitten ins Herz. Und so kommt es, dass ich heute, an meinem kinderfreien Nachmittag, meinen Sehnsuchtsort besuche und einfach auf „neuen Post“ klicke.
Ihr wollt sicher weniger über mich lesen, also über Jimmy und Luise, oder? Nun, in vier Monaten hat sich ordentlich was getan. Entwicklungsschritte, die wir Erwachsene in 4 bis 5 Jahren hinter uns legen, machen Kinder ja in einem Zehntel der Zeit. Kein Wunder, dass Luise nun nahezu fehlerfrei parliert („Papa hat vergessen, den Tip Toi zu batterieren“) und Jimmy mit seinen viereinhalb Jahren endlich damit beginnt, sich eine Unterbuxe selbst anzuziehen (ist bei ihm ein außergewöhnlicher Fortschritt). Ich bin also endlos stolz auf meine sich dauernd weiter entwickelnden Kinder und weiß daher ein paar Anektdoten zu berichten. Bevor ich aber ins Schwafeln komme, hier die lustigsten Hard-Facts aus dem Hause HeuteistMusik:
Jimmys Welt dreht sich nach wie vor um Kalender und Zahlen. Auf dem zweiten Platz kommt aber nicht mehr das Thema „Katzen“. Vielmehr interessiert er sich für alles, was ich unter dem Begriff „Beauty und Fashion“ zusammenfassen möchte. Wir haben mittlerweile alle alten Pullover und T-Shirts verschenkt, denn Jimmy trägt nur gestreift. Gut für mich: es muss nicht mehr nur schwarz-weiß gestreift sein, sondern es darf auch mal blau-weiß oder rot-blau sein. Die restlichen Oberteile werden mit Argusaugen betrachtet und für hässlich erklärt. Alles andere, was Jimmy trägt, darf gelb sein oder glitzern. Oma hat, ohne dass ich ein Machtwort sprechen konnte, auf Jimmys Bitten die einzigen gelben Schuhe im Schuhgeschäft gekauft und seitdem läuft das Kind mit Turnschuhen rum, die ich hinter vorgehaltener Hand „Assi-Treter“ nenne. Luise, die von Oma italienische Glitzerstiefeletten spendiert bekam, wird von Jimmy darum heiß beneidet. „Ich möchte auch Glitzerschuhe“, war sein sehnlicher Wunsch.
Achso, da gibt es noch eine Farbe: Pink. Sein Nackenstützkissen ist von einem Ton, der in den Augen schmerzt. Und wenn die Kinder Überraschungseier bekommen, wünscht sich Jimmy die rosa Variante. Denn dort wittert er die Chance, mal wieder einen Ring zu ergattern, den er sich dann an den Finger steckt und diesen wie der Sonnenkönig persönlich abspreizt. Uhr und diverse Ketten dürfen nicht fehlen und einen Kalender unter dem Arm tragend macht sich das Kind dann auf in den Kindergarten.
Luise dagegen ist auch anspruchsvoll mit den Kleidern. Sie trägt am liebsten – nichts. Sie zieht sich bei jeder Gelegenheit aus und genießt die Luft auf der bloßen Haut. Im Sommer war das zu verschmerzen, jetzt im Herbst bin ich weniger tolerant. Und so gibt es bei uns morgens ein Gezeter erster Klasse. Erst von Luise, die gerne in den Kindergarten geht, wie Gott sie schuf. Dann schreie ich und zwinge die Ärmchen wenigstens in einen Body hinein. Nach viel Gewimmer und Geheule geht vielleicht noch eine Strumpfhose, die sie aber längst wieder auszieht, während ich Jimmy beim Zähneputzen unterstütze. Achso, das geht bei Luise übrigens auch nicht. Ich denke jeden Morgen darüber nach, was schlimmer ist: das Kind zu packen, festzuhalten und ihm gegen den Willen die Zähne zu bürsten, oder langsam mit anzusehen, wie sie langsam verfaulen.
Auch als Puppenmutter hat sich Luise mittlerweile etabliert. Mir bleibt nur zu hoffen, dass ich dabei nicht ihr Vorbild bin. Denn „Baby“, so der Name der kahlköpfigen Dame, hält hin und wieder als Sitzkissen her oder wird liebevoll mit Sand beworfen.
Ihr seht, ganz so viel hat sich bei uns doch nicht geändert. Allerhöchstens meine Einstellung. Denn eines habe ich in den letzten vier Jahren gelernt: Aufregen bringt nichts. Lieber lache ich und schreibe. Das stärkt die Nerven.