Unsere Familienbett-Geschichte
Ein Möbelstück wird zweckentfremdet
Ein Beistellbettchen war das allererste Baby-Dings, das wir konsumiert haben. Und bis heute finde ich, dass die Anschaffung sich absolut gelohnt hat. Ich benutze es intensiv und nun schon mit kurzen Unterbrechungen seit fünf Jahren. Allerdings – ein eigenes Baby hat darin noch nie gelegen, denn unsere Babys ziehen ein Familienbett definitiv vor.
Als nämlich unser klitzekleiner Jimmy zu uns nach Hause kam, und ich ihn das erste Mal in sein neues, kleines Bettchen legte, war er überhaupt nicht glücklich darüber. Er machte sein zuckersüßes Mündlein auf und schrie, was das Zeug hielt. Nahm ich ihn hoch oder legte ihn auf mich drauf, war er ruhig, legte ich ihn in sein Beistellbettchen, ging das Gezeter von vorne los. Ich war schwer enttäuscht, hatte ich mir doch alles so schön vorgestellt: kleines Bettchen neben Mamas Bettchen, Baby hat nachts Hunger, Mama nimmt Baby zum Stillen rüber, legt sattes Baby zurück – alle schlafen zufrieden ein. Tja, wie so viele weitere Dinge, die folgten, lief in der Realität alles ganz anders ab.
Bis heute hat keines meiner Kinder den genauen Grund für die Anwesenheit dieses Möbelstücks genau verstanden. Wie auch? Es dient mir als Ablagefläche für meine Brille, eine Taschenlampe, eine Flasche Sprudel, ein Ipad, Nasentropfen, Wecker und sonstiges, was ich griffbereit haben muss. Nach genauerem Studium meines Erstgeborenen fand ich nämlich raus, dass er nur schlief, wenn ich Nase an Nase neben ihm lag. Zuerst spukten mir noch die Kinderarzt-Warnungen vor Überhitzung im Ohr, aber nachdem ein gewisser Grad an Erschöpfung und Müdigkeit erreicht war und sich auch die Gefahr einer betüddelten Mama, die sich nachts mit 1,5 Promille quer über ihre Nachkommenschaft rollt, in Grenzen hielt, ließ ich Klein-Jimmy einfach neben mir schlafen. So wurde aus meinem Bett ein Familienbett.
Das Familienbett sorgt für Gesprächsstoff
Auch Luise zog die Nähe zu Mama vor, verschmähte das Beistellbettchen und ihr werdet es kaum glauben, Oskar tickt da ähnlich. Und so kommt es, dass sich unser 1,80 x 2,00 Meter breites Bett automatisch in ein Familienbett verwandelt hat. Zu unserem großen Glück wurde Jimmy, eigentlich nicht gerade bekannt für ein unkompliziertes Gemüt, zu einem Single-Schläfer nd pennt, seitdem er knapp neun Monate alt ist, zu 98 % aller Nächte auf seiner eigenen Matratze im Kinderzimmer. Aber Luise, nun schon volle dreieinhalb Jahre alt, präferiert kuschelige Gemütlichkeit und kommt wie ein Funkwecker genau zwischen 12 und 2 Uhr nachts zu uns ins Bett getapst. Und so mummeln sich Nacht für Nacht mindestens vier Personen aneinander.
Ob ich mir das so gewünscht habe? Da antworte ich kurz und knapp: Nein! Ich bin keine Anhängerin der Familienbettreligion und ich werde auch nicht in den Obi rennen, um dort aus Kiefernholzlatten ein Familienlager zu zimmer, wie es auf diversen Blogs und auf Pinterest nachweislich getan wird. Ich schlafe gerne auf dem Bauch, mit viel Platz um mich rum. Gerne neben einer gewissen männlichen Person, die bereits die Volljährigkeit erreicht hat. Außerdem trägt es zu meinem inneren Frieden bei, wenn mich nachts keine kleinen Füße in die Rippen treten oder kleine Mädchen mich mit endlosem Gejammer in frühen Morgenstunden dazu bringen, Plüschpferde und Kuschelteddys unter all den Kissen zu suchen. Allerdings habe ich eines in den letzten Jahren gelernt: die beste Lösung ist immer die, in der alle Familienmitglieder den meisten Schlaf erhalten. Das trägt zum häuslichen Frieden gewaltig bei. Würde ich mich also für die Variante entscheiden, in der jedes Kind in dem ihm zugeteilten Schlafgemach abgelegt und zum Bleiben gezwungen wird, läge mein Schlafdefizit in etwa bei Minus 10.765 Stunden. Wenn ich mich aber einfach damit abfinde, dass die lieben Kleinen am liebsten in der kuscheligen Riesenhöhle schlafen, komme ich nur auf Pi mal Daumen 4.230 Stunden. Und das ist hier nach Adam Riese der entscheidende Faktor.
Die Lösung
Deshalb rate ich allen Familien, die sich mit dem Für und Wider eherumschlagen, sich von Anderen, die in Sachen Familienbett missionieren, oder Kinderärzten, die dringend abraten, unter Druck gesetzt fühlen: Die Schlafstunden sind für Eltern das, was für Immobilienhaie innerstädtischer Wohnraum ist – nämlich eine äußerst gute Investition. Da Kinderschlaf gleich Elternschlaf ist, lässt sich ableiten, dass Eltern dann am besten schlafen, wenn auch die Kinder pennen. Also ist die beste Lösung die, in der alle am längsten zur Ruhe kommen, wie auch immer das aussehen mag. Papa auf dem Sofa, Kinder im Elternbett, alle auf einem Haufen, jeder für sich, in getrennten Räumen oder gestapelt in der Badewanne: hört nicht darauf, wie es die anderen machen. Lest keine Bücher mit Titeln wie „Die Rotwein-Methode: jede Mama kann schlafen lernen“ oder „Das Familienbett – der einzige Weg zum Abitur“. Macht nicht mit bei Elternmagazin-Umfragen zum Thema „die Sammelunterkunft“, haltet euch raus aus Foren, in denen sich die Mütter mit ihren unterschiedlichen Meinungen die Hasskommentare an die Köppe knallen. Ignoriert rollende Augen, wenn ihr zu siebt im „Ehebett“ liegt, oder ab und an ein Hotelzimmer mietet, um endlich mal mehr als vier Stunden am Stück zu schnarchen.
Findet euren eigenen Weg und genießt jede Minute, in der ihr einfach mal wegratzen könnt. In diesem Sinne wünsche ich euch allen eine gute Nacht und melde mich wieder, wenn es heißt: Werden Frauen, die den Baby-Brei nicht selbst und im Thermomix vitaminschonend, glutenfrei und nach Anleitung von Ingeborg Stadelmann zubereiten, automatisch in die Rabenmütter-Hölle kommen?
Eure Laura
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