Schwanger sein ist wie ein 10-monatiger Wellness-Urlaub, in dem man umhegt und gepflegt, massiert und gekrault, verwöhnt und beschenkt wird. Es ist genug Zeit zum Ausruhen, Schlafen und Gemütlich machen da, alle haben Verständnis, ganz besonders der werdende Vater. Schlechte Laune, Heißhunger, Zicken und Faulsein – ist erlaubt und darf mal so richtig ausgelebt werden. So habe ich das auch gemacht: BEIM ERSTEN MAL. Mittlerweile mache ich diesen Umstand das dritte Mal mit und muss leider alle Frauen warnen, die sich nach dem ersten Kind noch ein zweites (oder gar ein drittes) wünschen. Heißt die Devise beim ersten Kind „schieb ne ruhige Kugel“, heißt es bei Nummer zwei (und drei): „Du bist schwanger, nicht krank!“
Mitfiebern:
Papas fiebern ja beim ersten Kind von Anfang an mit. Spannend, der Begleit-Besuch beim Ultraschall, die ersten Tritte, die man durch den Bauch spürt. Und ein bisschen aufgeregt sind sie natürlich auch, wenn es bald losgehen soll.
Papa sagt bei Kind 1: „Wann ist der nächste Arztbesuch? Ok, dann nehme ich mir da den Vormittag frei!“ Oder: „lass mich noch einmal fühlen, diese Tritte fühlen sich von außen echt abgefahren an.“ Oder: „Meinst du, es könnte bald losgehen? Hast du schon die Tasche gepackt?“
Papa sagt bei Kind 2: „Willst du gerne, dass ich zum Arztbesuch mitgehe? Oh, schwierig, da habe ich einen wichtigen Termin!“ Oder: „Warte eben, ich gucke noch dieses Video zu Ende, dann fühle ich mal“ Oder: Glaubst du, ich kann nächstes Wochenende noch mit meinen Kumpels in die Berge fahren, oder könnte das Baby schon da sein?“
Papa sagt bei Kind 3: „Arztbesuch, bist du krank?“ Oder „Jaja, ich fühle was (gääähn)“ Oder „Urlaub nehmen nach der Geburt? Ist schwierig, da startet mein neues Projekt im Büro!“
Ausruhen:
Wenn man schwanger ist, ist man vor allem zu Beginn einfach nur müde. Schlafen, schlafen, schlafen ist das Einzige, was das Gehirn dann denken kann und Arbeiten, Wäsche falten, Tee kochen: alles scheint zu anstrengend.
Bei Kind 1: Mache ich im Büro öfters mal eine Pause und lege mich nach dem Arbeiten stundenlang aufs Sofa. Gehe ich um 18 Uhr abends ins Bett. Schlafe ich am Wochenende bis 13 Uhr aus.
Bei Kind 2: Schaue ich, dass ich mit der Minimaldosis von einer Tasse Kaffee den Vormittag effizient nutze, damit ich Kind 1 nach dem Büro schnell vom Kindergarten abholen kann. Nicke ich nachmittags auf der Spielplatzbank ein. Gehe ich um 21 Uhr fix und alle ins Bett, nachdem ich Kind 1 ins Bett und die Wäsche in den Trockner gebracht habe.
Bei Kind 3: Haue ich mir schon morgens die Schwangerschaftsmaximal-Dosis Kaffe (zwei Tassen) rein, bringe zwei Kinder in den Kindergarten und setze mich dann an den Schreibtisch, schreibe einen Text und ratze dann mit dem Kopf auf der Tastatur für zwei Minuten. Mittags mache ich den Kindern den Fernseher an und penne eine Stunde auf dem Sofa, abends gehe ich um 22 Uhr ins Bett und halte bis dahin meine Augen mit Streichhölzern auf.
Ernährung und Vitamine:
Ohne gesunde Ernährung und ausreichend Folsäure, Vitamin A, B und Y, Seefisch und Obstportionen, die sonst nur der Wilhelma-Elefant zu sich nimmt, geht in der Schwangerschaft nichts. Zumindest in der ersten…
Bei Kind 1: kaufe ich Vitaminpräparate für ein Viertel meines Monatsgehalts. Esse ich alles, was mir meine sieben Schwangerschafts-Ernährungsbücher, die Hebamme und der Frauenarzt empfehlen. Knacke ich Nüsse und schäle Obst nicht unter drei Kilo am Tag.
Bei Kind 2: Frage ich in der Apotheke nach dem günstigsten Folsäure-Präparat, packe ich mir jeden Tag einen Apfel und eine Packung Erdnüsse in die Handtasche, schäle ich mir sonntags eine Orange.
Bei Kind 3: Fällt mir in Schwangerschaftswoche 10 ein, dass da doch was mit so kleinen Tabletten war, die man nehmen muss. Hole ich mir mittags Gyros Pitta, nasche ich jeden Abend Apfelringe von Haribo.
Vorbereitung und Recherche:
Als Erstgebährende trägt man pausenlos eine To do Liste mit sich rum, die sich gewaschen hat. Ob 40 Wochen wirklich reichen, um das alles zu besorgen, auszuwerten und die richtigen Entscheidungen zu treffen?
Bei Kind 1: Besuche ich alle Kliniken im Umfeld von 60 Kilometern, lese 25 Ratgeber zum Thema Schwangerschaft, studiere ich die Stiftung Warentest nach Schadstoffen in Babybodys und Wickelunterlagen und besuche neben Geburtsvorbereitungskursen auch Schwangeren-Yoga und Babybauch-Schwimmen.
Bei Kind 2: Prüfe ich, welches Krankenhaus am schnellsten zu erreichen ist. Schaue ich in Woche 38 noch mal in einem Buch aus der Bücherei nach, wie das denn mit der Geburt so abläuft. Krame ich die alten Babysachen hervor und mache einen Vorbereitungskurs für Frauen, die schon Kinder haben.
Bei Kind 3: Entscheide ich am Tag der Geburt spontan und je nach Staulage, wo wir hinfahren, schaue lieber Serien als in Bücher, schenke mir diverse Kurse und hole in Woche 35 eine Kiste mit Babysachen aus dem Keller, die einem Säugling passen könnten.
Sorgen, Ängste, Gedanken
…sind das Kopffutter einer Schwangeren. Was kann alles passieren, was kann ich alles verhindern, wie geht es jetzt dem Kind? Die Gedanken fahren Achterbahn und drehen sich ausschließlich um dieses eine Thema.
Bei Kind 1:
Mache ich mir morgens, mittags, abends Sorgen, ob das Kind gesund, klug, schön, mit oder ohne Haarpracht und kräftig genug ist. Erwarte ich jeden Ultraschalltermin wie ein Vier-Jähriger das Weihnachtsfest. Befrage ich meinen Arzt bei jedem Besuch 15 Minuten lang zu allen erdenklichen Themen. Überlege ich fieberhaft, wie die Geburt ablaufen und auf welche Schmerzmittel ich alle verzichten will.
Bei Kind 2:
Denke ich zwischen Kinderturnen mit Kind 1 und dem Abendbrot sowie bei entsprechenden Tritten in die Magengegend an Kind 2. Schiebe ich Ängste und Sorgen um das Baby gekonnt beiseite und denke eher darüber nach, warum Kind 1 schon wieder eine Mittelohrentzündung hat. Widme mich beim Ultraschall dem nölenden Kleinkind, das neben der Arztliege steht. Frage ich den Arzt, ob die Geburt beim zweiten Mal schneller geht. Nehme ich mir vor, dieses Mal die PDA nicht abzulehnen.
Bei Kind 3:
Fällt mir ein, dass da noch Kind 3 ist, wenn ich mit meinem Bauch zwischen Tisch und Bank hängen bleibe. Bin ich schicksalserfahren genug um zu wissen, dass alles sowieso so kommt, wie es kommt. Schaue ich während des Ultraschalls auf die Uhr und denke nach, ob der Metzger auf dem Weg nach Hause noch offen hat. Frage ich den Arzt, welches Krankenhaus zügig Schmerzmittel verabreicht und einen Lachgasanschluss hat.
Schwanger umziehen, eine gute Idee?
Zum Schluss ein Rat, falls du gerade zum ersten Mal schwanger bist: genieß diese wunderbare Zeit, in der du nichts mehr zu schleppen brauchst. Alles wird dir abgenommen! Hier ist der Zeitpunkt für einen Wohnungs-Umzug perfekt, denn du kannst einfach gemütlich dasitzen und den Helfern beim Tragen zusehen.
Falls du zum zweiten Mal schwanger bist, solltest du mit Gedanken an einen Umzug vorsichtiger sein. Denn nun werden dir alle Dinge, die unter fünf Kilo wiegen, in die Hand gedrückt, sogar vom Vater der Kinder höchstpersönlich. Ein Umzug ist hier nur bedingt zu empfehlen.
Falls du zum dritten Mal schwanger bist, rate ich von einem Umzug in jedem Fall ab. Kaum drehst du dich um, hast du auch schon die Bücherkiste in der Hand und der liebe Kindsvater bittet dich, mal eben beim Kleiderschrank mit anzupacken.
Mit diesen hilfreichen Tipps verabschiede ich mich für heute. Ich muss noch saugen, Kinder baden und einkaufen. Ach ja, und Anton fragt gerade, ob ich ihm vom Supermarkt eine Kiste Bier mitbringen kann.
Bleib fröhlich und unperfekt,
Laura
PS.: Das mit der Kiste Bier war natürlich ein Witz. Alles andere nicht!
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