Essen und Trinken für kleine Kinder
Vielleicht geht es dir ein wenig wie mir vor sechs Jahren: du hast Ahnung von deinem Job, du weißt, wie du einen Computer mit der neuesten Software bespielst und kannst eine dreiwöchige Rucksack-Tour durch Europa planen; aber du weißt nicht, wie du einem winzigen Minimensch das Essen beibringst und was du unter dem sperrigen Begriff Beikost einführen verstehen sollst. Ich bin keine Ernährungsberaterin und habe keine pädagogischen Ausbildung, aber ich habe diese Prozedur nun drei Mal recht erfolgreich über die Bühne gebracht und kann dir vielleicht ein wenig helfen, wenn ich dir beschreibe, wie ich das mit dem Beikost einführen gemacht habe. Dieser Rat ist wohl der wichtigste von allen: verlass dich auf deine Intuition und verlass dich auf dein Kind. Ihr beide werdet das gemeinsam meistern und ob Stillen, Flasche geben, Brei füttern oder Beikost einführen – vetrau darauf, dass du als Mutter weißt, was zu tun ist.
Stillen oder Flasche geben
Ich habe meine drei Kinder gestillt, aber es hat auch alles von Anfang an gut funktioniert, und das ist ja nicht immer selbstverständlich. Vielleicht ist das bei dir gerade nicht der Fall und du bist mit den Nerven am Ende, weil das alles irgendwie ganz anders läuft als gedacht. Wenn du nicht stillen möchtest oder kannst, dann lass dir bloß nicht von anderen reinquatschen. Manchmal können Hebammen sehr bestimmend sein und wollen dich unbedingt zum Stillen überreden. Letztendlich bist du die Spezialistin für dich und dein Kind und weißt, was für euch am besten ist. Nora Imlau hat mal einen tollen Artikel in der Zeit geschrieben: „Stillen ist Liebe…Fläschchengegen auch“, und hat sich gegen den Druck ausgesprochen, der auf Frauen lastet, wenn es ums Stillen geht. Als ich klein war, war Stillen out und ich bekam recht zügig die Flasche. Bis heute habe ich keine einzige Allergie, dafür aber ein sehr gutes und inniges Verhältnis zu meiner Mutter!
Jedenfalls kann ich aus Erfahrung sagen, dass Stillen, wenn es denn klappt, sehr praktisch ist. Meine drei Kinder hatten zwar acht Monate lang alle zwei Stunden Hunger – auch nachts. Aber nach dem ersten Schock über den Schlafentzug, den ich nach der Geburt meines ersten Söhnchens erlitt, kam ich damit einigermaßen klar. Jedenfalls ist es viel muckeliger einfach im Bett zu bleiben und zu stillen, als in die kalte Küche zu laufen und sich mit der Erwärmung von Leitungswasser auf exakt 35 Grad Celsius abzuplagen. Und so habe ich mal mehr und mal weniger tapfer die Ernährung der Minimäuse übernommen und bis sie knapp fünf Monate waren voll gestillt.
Beikost einführen: die Sache mit dem Brei
Immer zur Hand hatte ich ein etwas altmodisch bebildertes Heftchen vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz zum Thema Beikost einführen, das ich vom Kinderarzt bekommen habe. An das Heft habe ich mich gehalten und bin mit den Ratschlägen darin immer ziemlich gut gefahren. Also habe ich bei allen Kindern mit knapp fünf Monaten den ersten Brei gekocht und ausprobiert, was sie denn dazu sagen. Meiner Erfahrung nach finden viele Hebammen diesen Zeitpunkt zu früh, wohingegen der Kinderarzt entgeistert schaut, wenn ich ihm sage, dass das Baby immernoch voll gestillt wird. Ich finde es am besten mich nicht auf die Meinung anderer, sondern auf mein Kind zu verlassen!
Wenn du ihm also ein Löffelchen anbietest und das Baby den Brei nicht will, ist es einfach zu früh. Dann probierst du es ein, zwei Wochen später noch einmal. Meine Mäuse jedenfalls haben erst ein bisschen verwundert geguckt, dann das Gesicht verzogen und als nächstes ein bisschen am Löffel genuckelt. Dabei habe ich es dann belassen und es am nächsten Tag wieder probiert. Luise zum Beispiel wollte dann nicht mehr, also habe ich sie mit dem Brei erst einmal in Ruhe gelassen. Oskar hingegen war selig und hat schon am ersten Tag mit Begeisterung drei Löffel pur verdrückt.
Übrigens kenne ich Kinder, die noch mit acht Monaten keinen Brei essen wollten und ich kenne Kinder, meist die zweiten oder dritten, die schon mit viereinhalb Monaten neidisch auf die Teller der anderen starrten. Am besten ist es, ihr klärt im Zweifel alles mit dem Kinderarzt ab. Aber so lange die Kinder keinen Mangel leiden und die Mutter kein Problem damit hat, werden sie halt weiter nur gestillt. Kinder sind so verschieden, das kannst du dir nicht vorstellen, und dennoch ist meist alles in bester Ordnung.
Zutaten für den ersten Brei
Für den ersten Brei habe ich Bio-Pastinake gedünstet und dann püriert. Pastinake eignet sich so gut, weil es nicht so schlimme Flecken hinterlässt wie Karotte. Kürbis ist zwar ebenso tief orange, aber eignet sich auch ganz gut für die kleinen Mägen. Mach dir übrigens bloß keinen Stress, wenn du lieber Gläschen füttern möchtest. Da gibt es genau die richtigen Zutaten für das ensprechende Alter und die Fertigbreis aus dem Drogeriemarkt deines Vertrauens bestehen aus Biogemüse und sind ungewürzt. Lass dir bloß nicht erzählen, dass Gläschen Teufelszeug seien. Das ist der größte Humbug, den es gibt.
Wenn du selber kochst, empfehle ich dir für den Anfang, kleine Portionen in Eiswürfelbehälter einzufrieren, da die Babys anfangs nur ganz wenig essen. Später habe ich größere Portionen in Marmeladengläsern eingefroren. Das ist umweltfreundlich und Glas ist mir einfach sympathischer als Plastik.
Übrigens gibt es auch die Methode, Beikost einzuführen ganz ohne Brei zu kochen. Mir war das mit dem Brei aber immer lieber, weil ich so besser im Blick hatte, wieviel die Kinder gegessen haben. Denn nach und nach kommen beim Gemüsebrei Kartoffeln, Fleisch (gibts auch als fertigen Bio-Fleischbrei im Gläschen) und Öl hinzu und ich wusste so immer, ob die Babys genug Kalorien und die wichtigen Nährstoffe zu sich genommen haben. I
Wenn der mittägliche Gemüsebrei gut ankommt, gehts für gewöhnlich weiter mit einem Getreidebrei am Abend. Ich habe anfangs Getreidepulver aus dem Drogeriemarkt mit Milch und Wasser angerührt und einen Löffel Obstbrei dazu gegeben. Was auch gut klappt: Zarte Haferflocken aufkochen und fein durchpürieren.
Der letzte Brei ist dann der Mittagsbrei. Hierfür ließ ich die Milch weg, kochte Haferflocken mit Wasser auf, pürierte alles gut durch und habe Obstmus dazu gerührt. Auch das ist ganz leicht und schnell selbstgemacht: Obst (Apfel, Mango, Birne, Pflaume) in Bio-Qualität in wenig Wasser aufkochen und pürieren – fertig!
Etwas zum Knabbern: Fingerfood
Ich habe deshalb auch auf die Breifrei-Variante verzichtet, weil das mit dem Fingerfood auch so gut geklappt hat. Irgendwann haben nämlich alle kleinen Kinder die Nase voll vom Brei und wollen das, was die anderen essen. Ist doch auch logisch, oder? Außerdem habe ich den Babys, als sie etwas greifen konnten, mal eine zerkochte Karotte in die Hand gegeben, um daran zu lutschen. Mit zehn Monaten habe ich ihnen Leberwurstbrote in kleine Stücke geschnitten oder sie haben an einem Brezelärmchen gelutscht. Lasst euch am besten vom Kinderarzt sagen, welche Lebensmittel ungefährlich sind. Denn die Gefahr, etwas in den falschen Hals zu bekommen, ist bei Babys ja noch größer. Weniger riskant, so steht es in meinem Heftchen, sind Lebensmittel, die sich leicht im Mund auflösen wie Zwieback (ist aber meist zuckerhaltig) oder Dinkelstangen. Das alles hat natürlich auch damit zu tun, wann die Kinder ihre ersten Zähnchen bekommen. Unproblematisch ist es sicher, den Brei ab dem Alter von neun oder zehn Monaten Stück für Stück ein wenig gröber zu machen und anstelle des Pürierens das gekochte Gemüse mit der Gabel zu zerdrücken.
Meine drei besten Tipps für dich und dein Kind
- Lass dich bloß nicht verrückt machen, wenn andere deinen persönlichen Weg kritisieren. Du bist die Spezialistin für dein Kind und weißt, was gut für es ist. Ein Baby braucht eine zufriedene und entspannte Mama nötiger als Muttermilch und in der Zeit, in der andere Brei kochen, kuschelst du vielleicht lieber ne Runde mit deinem Baby. Dafür verputzt es hinterher genüsslich ein gekauftes Glas Brei in Bio-Qualität, so what?
- Wenn du magst, kannst du beim Selberkochen ne Menge Geld sparen. Das ist wirklich ein großer Vorteil. Du benötigst weder einen Thermomix noch ausgefallene Kunststoffbecher zum Einfrieren. Alles was du brauchst ist frisches Obst und Gemüse in Bio-Qualität, Milch, Wasser, das richtige Öl, Fleisch (aus dem Glas oder vom Metzger), einen Topf und einen Pürierstab. Frier kleine Portionen im Eiswürfelbehälter ein, größere in Einmachgläsern. Wenn die Kinder an Brei gewöhnt sind, kannst du im Hofladen um die Ecke feine Haferflocken kaufen und aus denen einen Getreidebrei herstellen.
- Verlass dich bei Einführen von Beikost auf dein Baby. Es signalisiert dir ganz genau, wann es bereit dafür ist. Wenn es nur gestillt werden möchte, lass dich nicht verrückt machen! Es ist noch aus jedem Baby im Laufe der Zeit ein Brezel essendes Kleinkind geworden. Frag im Zweifel Hebamme oder Kinderarzt und sei immer vorsichtig, wenn diese mit dogmatischen Grundsätzen reagieren. Vertraue auf Menschen, die dir die Kompetenz für dein eigenes Kind nicht absprechen.
Und nun wünsche ich dir ein gutes Gelingen. Ich habe auf diesem Blog ein paar gute Kochbücher für Kinder vorgestellt, zum Beispiel Yummy Mummy oder Kinder, an den Herd. Ich kann dir versichern, dass wir Eltern mit der nötigen Zuversicht, Feingefühl für das Kind und einer gehörigen Portion gesundem Menschenverstand ein Kind in jedem Fall zu einem normalen Esser machen können. Für die Zukunft kann ich dir außerdem auf den Weg geben: wenn dein Kind in seinem ersten Jahr vom Broccoli zur schwarzen Olive alles isst und dann mit zwei, drei Jahren ein Oberschlecki wird, das außer Ketchup mit ein paar Pommes und Nutellabrot nichts zu mögen scheint – dann ist alles ganz normal und es gibt absolut keinen Grund zur Beunruhigung. Du hast alles richtig gemacht!
Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura
Ps.: Noch ein wenig Humor gefällig? Dann lies doch mal diesen lustigen Text von der lustigsten aller Mütter: Marlene Hellene zum Thema Beikost einführen