Vor eineinhalb Jahren habe ich hier schon einmal einen Zwischenbericht gegeben und erzählt, wie das Leben mit drei Kindern so ist. Inzwischen ist viel passiert und unser Oskar ist längst kein Baby mehr, sondern ein waschechtes Kleinkind mit allem drum und dran. Leider kann ich nicht bestätigen, dass das dritte Kind so mitläuft. Die ersten Monate, in denen so ein Winzling noch viel schläft, waren überraschend gut. Ich habe sogar viel gebloggt, hatte Haushalt und Co im Griff und alles lief seinen Gang. Aber irgendwann wird ein Baby älter, ist viel wach, möchte auf den Arm, um in die Welt hinaus zu blicken. Nebenher gibt es aber einfach einen Haufen Wäsche, der Großeinkauf wartet, die Wohnung sollte mal wieder geputzt und die Steuererklärung erledigt werden.
Ganz schön viel zu tun
In erster Linie sind aber noch zwei weitere Kinder da, die Aufmerksamkeit brauchen. Die mal trotzen und mal weinen, die getröstet und bemuttert werden möchten. Abends ist es auch nicht so einfach, denn das eine Kind möchte nicht alleine sein, das andere will noch zwei Geschichten hören. Das Baby kann nicht schlafen, zahnt oder hat dauernd Hunger. Und so schläft dann meist einer der Eltern beim Baby ein, der andere liegt im Kinderzimmer und krault den Rücken der anderen. Zeit zu zweit? Pustekuchen. Das ist tatsächlich so ein Punkt, denn Anton und ich sehen uns manchmal wirklich wenig. Tagsüber arbeitet er, ich arbeite vormittags von zuhause aus und kümmere mich dann um die Kinder. Abends gibt es Abendessen, der eine räumt die Küche auf, der andere badet die Kinder und bringt das erste ins Bett. Dann hilft der Küchenaufräumer dem anderen und beseitigt anschließend noch das Chaos in Wohn- und Badezimmer.
Ich übernehme meist die Großen, lese vor, massiere kleine Rücken und erledige noch ein paar Dinge, die liegen geblieben sind. Dann habe ich noch eine Stunde für mich und falle spätestens um halb elf platt um. Puuuh, denke ich mir dann, wie schön wäre mal ein Abend zu zweit in der Pizzeria, ein gemeinsam erlebtes Konzert oder ein Glas Wein in einer schönen Bar! Aber für drei kleinere Kinder einen Babysitter zu bekommen ist eine Herausforderung…
Wenn das Thermometer steigt
Ziemlich nervenaufreibend für alle fünf Familienmitglieder sind die Krankheitswellen. Am schlimmsten ist Magen-Darm, gefolgt von diesen ätzenden bronchialen Infekten, die sich in den kalten Monaten aneinander reihen. Wir fallen dann reihenweise um wie die Dominosteine und wenn fünf Personen krank werden, hat man das Gefühl, das Leben setzt für einen Monat aus. Die Wäscheberge bei einer Magenseuche steigen ins Unermessliche, ebenso bei Läusebefall, der gerne aus dem Kindergarten mitgebracht wird. Über einen Ausflug mit drei Kindern zum Kinderarzt, bei dem Oskar im Wartezimmer über alle Legosteine leckt, Luise Angst vor den Spritzen bekommt und Jimmy vor Übermut von der Krankenliege fliegt, könnte ich Bände schreiben und danach meist einen Drink zu mir nehmen.
Unterwegs
Urlaube oder Besuche bei der entfernt wohnenden Verwandtschaft ziehen meist mehrere Tage mit Packen vor und mehrere Tage mit Auspacken nach sich. Was wir mit unseren Dreien alles so mitschleppen! Wechselklamotten, Spielzeug, Kosmetik, Notfall-Arznei, Bettwäsche, Handtücher und diverse Schuhpaare: ohne unsere Familien-Ankreuz-Listen ginge hier gar nichts mehr. Toll ist bei drei Kindern, dass sich Verwandte zwei Mal freuen – wenn wir kommen und wenn wir wieder weg sind.
Auch wenn ich einfach eine Runde auf den Spielplatz gehe oder wir ein Museum besuchen, ist mein Wanderrucksack randvoll mit Ersatz-Klamotten, Sprudelflaschen, Snacks und Bilderbüchern. Dann kommen da noch Matschhosen, Schirme, Sandsachen oder Sonnenschutz dazu und wir bilden mit Kinderwagen, Roller und Fahrrad eine kleine Karawane.
Jeder will was anderes
Was ich mir tatsächlich leichter vorgestellt habe, ist die Organisation der Hobbys und die verschiedenen Termine. Bis heute ist es so, dass Jimmy meckert, weil wir zu Luises Tanzstunde gehen möchten. Er hat doch gerade noch so schön Fußball gespielt. Wenn wir dann zum Fußball wollen, ist Oskar just in diesem Moment für seinen Mittagsschlaf eingepennt und wenn er dann später noch unbedingt raus will, ist Luise in ihr Spiel vertieft. Dauernd meckert einer, weil ein anderer wohin will oder muss. Selten bekomme ich die Interessen der Kinder unter einen Hut, denn sie sind auch unglaublich verschieden: Jimmy bleibt am liebsten zuhause, Luise und Oskar sind gerne an der frischen Luft. Die beiden lieben Tiere, Jimmy findet alle Lebewesen außer Fische öde. Jimmy und Oskar stehen auf Fußball, Luise kann jeder Form von Ballsport nichts abgewinnen.
Warum nochmal drei Kinder?
Oh man, das klingt jetzt alles ganz schön anstrengend und das ist es oft auch. Das Familienleben mit drei Kindern bringt mich oft an meine Grenzen und ich hänge alle paar Wochen in der Ecke und beklage all den Stress. Wie machen das Eltern, die noch mehr Kinder haben? Aber nach wie vor ist mein Resumé das gleiche wie bei meinem Text von damals. Niemals waren wir so glücklich wie jetzt und wir wollen keines der Mäuse jemals missen. Wie kann man nur ohne diesen kleinen, blond gelockten Kerl leben, der zwar nichts sagt außer „Papa“, dafür aber so gerne tanzt und Spatzen beobachtet. Der einem seine dicken Baby-Ärmchen um den Hals legt oder mir einen feuchten Schmatz auf die Backe drückt. Wie wäre ein Leben ohne das lustige und lebensfrohe Mädchen, das so schön verrückt sein kann? Das mich aus seinen großen, dunklen Augen anschaut, nachts die Ärmchen um mich legt und sich ganz fest an mich kuschelt, das so tierlieb und pferdeverliebt ist? Und wie wäre es nur ohne dieses kluge Schulkind, das so tapfer und stolz seinen Weg geht, so leidenschaftlich für den Fußball lebt und aus seinem großen Herzen heraus seine Stifte an Klassenkameraden verteilt, weil sie ihre immer zuhause vergessen?
Keines der Kinder läuft einfach so mit und das sollen sie auch gar nicht. Geht es dir nicht auch so? Es ist ein so großes Wunder, dass da ein hilfloses Baby auf die Welt kommt, aus dem nach wenigen Jahren ein eigensinniges Menschlein mit ganz individuellen Eigenschaften wird! Darum wollte ich auch so gerne viele Kinder, denn immer wieder bin ich fasziniert, dass trotz gleicher Eltern und selbiger Erziehung immer wieder ein ganz besonderes Wesen vor mir steht. Ich wüsste zu gerne, was da wohl noch für kleine Menschlein kommen würden, aber ich bin mit meinen Nerven mit den drei kleinen Wundern wirklich an meinen Grenzen. Das Leben mit Kindern ist wunderbar und zauberhaft. Es ist anstrengend und treibt mich oft in den Wahnsinn, aber es ist auch so einzigartig schön, beglückend und seligmachend, dass es mit Worten kaum zu beschreiben ist.
Manchmal, wenn ich mal wieder super genervt bin von Kindern, die an mir hängen, zerren und um Hilfe brüllen, dann möchte ich abhauen. Aber dann schießt mir folgender Gedanke durch den Kopf: irgendwann zerren sie nicht mehr an mir, sie hängen nicht an meinem Bein oder in meinem Arm und sie brauchen meine Hilfe nicht mehr. Sie werden uns Eltern verlassen, wenn sie groß sind, und wir werden dastehen und uns wünschen, dass sie noch einmal so klein und hilflos sind, so anhänglich an unserem Bein hängen oder ihren Kummer in unsere Schultern schluchzen. Wenn mich dieser traurige Gedanke überkommt, dann tröstet es mich, dass uns in der Zukunft drei große, tolle und erwachsene Menschen besuchen werden, wir um einen Tisch sitzen und staunen, was für großartige Erwachsene aus diesen kleinen Wesen geworden sind.
Ich wünsche dir eine ganz wunderbare Zeit mit deinem Kind oder deinen Kindern. Sei versichert, dass die Kleinkind-Zeit kein Pappenstiel ist. Kleine Kinder sind niedlich und liebenswert, aber auch bockig und anstrengend. Ist ja klar, sie müssen den ganzen Tag hart arbeiten, um groß zu werden. Sie brauchen dich dabei und nehmen dich zu Recht in Beschlag, aber davon brauchst du als Papa oder Mama einfach hin und wieder mal eine Pause. Irgendwann ist die Zeit vorbei und du wirst wieder mehr Raum für dich haben. Wichtig ist für uns Eltern, dass wir genießen können, was wir haben. Von den Kindern lernen wir, dass der Moment alles ist, was zählt. Es gibt Momente, in denen möchten wir unser Glück umarmen und es ganz fest halten. Aber auch das Gegenteil ist der Fall – und das ist völlig in Ordnung so.
Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura
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