Konstanz, my love
Wir Fünf kommen gerade aus dem Urlaub und es war wirklich sehr, sehr schön. Wobei, ich denke da an den Tag, an dem wir in unsere Herzstadt Konstanz fuhren. Die Sonne schien, die Berge waren in Sicht, der See glitzerte in der Sonne. Mit der Fähre kamen wir in Staad an und ich war glücklich, denn ich liebe diese Stadt. Hier habe ich sechs Jahre gelebt, studiert und meine große Liebe gefunden. Wie schön, zwölf Jahre, nachdem Anton und ich uns kennengelernt haben, hier wieder anzukommen. Wir schlenderten zum Fisch-Restaurant, einem kleinen Imbiss direkt am See. Wir nahmen draußen Platz und ich blickte mich selig um. Nun noch ein Lachs-Brötchen und ein kühles Radler und mein Glück war perfekt. Es war ein bisschen wie früher…. doch halt, etwas war anders. Da waren jetzt nicht mehr nur Anton und ich, da waren nun auch drei Kinderchen. Das eine schrie: „Bäääh, ich mag keinen Fisch, gibts hier auch Pommes?“ Das andere rief: „Ihr habt mir aber versprochen, dass ihr mir als erstes einen neuen Fußball kauft!“ Das dritte fing an zu heulen und jammerte nach einem Getränk.
Liebesschwüre im Fisch-Imbiss
Ich ging ins Restaurant, fragte nach Pommes, bestellte Fischbrötchen für Anton und mich und hoffte auf eine Wendung der Geschichte, die so romantisch begann und nun ein wenig an Glitzer einzubüßen schien. Pommes gabs nicht, dafür Bratkartoffeln. Ich nahm einen kleinen Teller und drei Limonaden. „Iiiiih, sowas ess ich nicht!“ ertönte es prompt, als ich das Essen servierte. „Gibts keinen Ketchup?“ motzte eine helle Stimme. Das kleinste der drei Kinder griff beherzt nach der Limo und kippte sie um. Hose nass, erneutes Geheule, weitere Igitt-Rufe von rechts – ich nahm einen großen Schluck meines Bieres. Nachdem sich das eine Kind für ein Lachsbrötchen begeisterte, dann aber die Zwiebeln eklig fand, nach Eis verlangte und anschließend auf der Stelle in die Stadt zu fahren gedachte, um SOFORT UND AUF DER STELLE einen Fußball zu kaufen, war die Romantik endgültig dahin. Anton, den ich noch zuvor mit verliebten Augen angeschaut hatte, weil ich an unsere gemeinsame Studentenzeit dachte, war genervt bis über beide Ohren und raunzte mir ein „komm, wir gehen“ entgegen. „Was pampst du mich denn so an?“ erwiederte ich. Und kurz kam mir ein schrecklicher Gedanken in den Sinn: Wir hätten es so einfach haben können, nur wir beide.
Große Träume im Sportgeschäft
Jedenfalls fuhren wir dann mit dem Bus in die Stadt und liefen in das große Sportgeschäft. Natürlich mussten dort alle Kinder einmal für ein größeres Geschäft auf das stille Örtchen, Oskar war müde und quengelig und Jimmy und Luise jagten sich mit Hockeyschlägern durch die Abteilung. Am liebsten hätte ich die Meute gelassen, wo sie ist, hätte mich in den Neuner-Bus Richtung Uni gesetzt und mich für ein Stündchen gefühlt wie eine junge Studentin, die Zukunft vor mir und jede Minute in meinen Händen. Anton, ebenfalls Student und frei wie der Wind, wäre abends mit mir eine Runde in den See gesprungen, um anschließend gemeinsam mit mir bei Sonnenuntergang ein Picknick mit Baguette und Wein zu genießen. Hand in Hand sitzen wir dann am Ufer und schauen uns tief in die Augen, bis mich ein Fußball am Kopf trifft – Bumms! Aufgewacht aus meinem Traum. Soeben hat mich Jimmy mit dem neuen Ball abgeschossen und ich blute aus der Nase. Der Verkäufer reicht mir ein Taschentuch und ich verlasse den Laden.
Urlaub für Verliebte
Den Tag haben wir dann doch noch gut verlebt, auch wenn sich Oskar eine Wutexplosion allererster Klasse gegeben hat, so richtig mit alle Leute glotzen und schütteln den Kopf und zeigen auf mich und ich werde rot und fühle mich wie die schlechteste Mutter aller Zeiten… Aber sonst, nun ja, es war schön.
So ist Urlaub mit Kindern. Es ist ein einziges großes Abenteuer und beginnt mit einem Tag unendlicher Packerei, geht weiter mit einer Fahrt, auf der viel gemeckert und gerufen wird „wann sind wir endlich da?“ Dann ist da eine Ferienwohnung, in der es genauso zugeht wie zuhause, nur enger und ohne Spülmaschine. Kinderklamotten aufheben, Spielsachen suchen, kochen, kehren, Kekse verteilen. Aber es lohnt sich, ich schwöre es. Es lohnt sich, weil wir zu fünft auf der Fähre sitzen, die Stadt unseres Herzens verlassend, auf die Wellen, die Alpen und die untergehende Sonne schauend und wissend: wir haben alles, aber auch alles richtig gemacht.
Bleib fröhlich und unperfekt und genieße jeden Urlaub,
deine Laura