Ich habe mich immer gefragt, wie manche Fußballfans zu ihrem Verein gekommen sind. Warum ist ausgerechnet ein Norddeutscher Nürnberg-Fan, ein Niedersachse Verehrer des FC Bayern oder wieso mein Cousin aus Wuppertal Anhänger des VfB? Nun kann ich die Geschichte einer lebenslangen und glühenden Verehrung für einen bestimmten Verein live an Jimmy miterleben. Er hat sich seinen Favoriten ausgeguckt, und das kam so:
Jimmy im Fußballfieber
Jimmy kennt ja eigentlich alle Vereine, die in der ersten Bundesliga spielen. Seit einem Jahr sitzen Papa und Jimmy nämlich Samstag abends um sieben vor dem Fernseher und gucken die „Fußball-Show“. Anton mit Bier, Jimmy mit Saftschorle in der Hand, diskutieren die beiden Regeln rund um den Ballsport. „Was ist, wenn der Schiedsrichter die rote Karte zeigt?“, oder „darf man seinen Gegner auch kneifen?“. Denn Jimmy liebt Regeln aller Art, hält sich gerne daran und erwartet selbiges auch von anderen. Dass Kindergartenkollegin Linda manchmal beim Memory schummelt, kann er kaum ertragen.
So auch beim Fußball. Empört registriert er die Fouls, schüttelt den Kopf und fragt interessiert nach der nun folgenden Bestrafung. So, aber nun zum eigentlichen Thema. Jimmy ist seit langem im Fußballfieber, die bevorstehende EM hat das nun noch einmal gesteigert. Und so kam es, dass Oma und er das hiesige Maikäferfest besuchten und mal wieder im Schreibwarenladen vorbei schauten. Das ist für Jimmy ein Muss, denn dort informiert er sich über neue Kalender, die er dann der Oma abschwatzt. Und dort sah er ihn: einen wunderbar gelb leuchtenden, großformatigen Borrussia Dortmund-Kalender. Die Farbe Gelb, das Thema Fußball, und das zusammen in Form eines Kalenders – Jimmys Augen strahlten. Und stolz trug er den neuen Zeitplaner nach Hause, erblätterte den korrekten Monat und erfreut sich seitdem über Mats Hummels über seinem Bett. (Könnte ich mir selbst durchaus auch vorstellen…) Anton und ich waren erleichtert, dass Rot momentan nicht zu seiner Lieblingsfarbe gehört, sonst hätten wir nun einen FC Bayern-Fan in der Familie, und das möchte man ja vermeiden…
Dass der BVB in dieser Saison zweiter wurde, machte Jimmy auch zufrieden. Aber da nun Bundesliga-Pause ist, widmet er sich einem anderen spannenden Thema, das runde Leder betreffend: seine Fußballparty zum fünften Geburtstag. Drei Einladungskarten wurden bereits von ihm selbst gebastelt und mit meiner Hilfe mit dem Hinweis versehen, dass die Gäste bitteschön im Trikot erscheinen möchten. Er hat Teams eingeteilt und plant ein ausgeklügeltes Turnier. Allerdings hat er auf eines hingewiesen: gelbe und rote Karten darf es auch keinen Fall geben. Denn diese Form der Bestrafung fürchtet er selbst wie der Teufel das Weihwasser. Dies ist im Übrigen auch der Grund, warum er auch keinesfalls in den ortsansässigen Fußballverein eintreten möchte. Von einem Juniortrainer eine rote Karte zu kassieren ist das wohl furchterregendste, was sich der Knabe derzeit vorstellen kann.
Jimmy hat mit seinem Fieber auch Luise angesteckt. Die beiden sammeln kleine Fußballhüpfer, die es in unserem Stamm-Supermarkt für einen gewissen Einkaufswert gibt. Es werden Hüpfwettkämpfe veranstaltet, Hüpfer getauscht, verglichen und benannt und Lego-Häuser für sie gebaut. Auch Sammelkarten nehmen die beiden beim Einkauf gerne entgegen.
Die große Fußballparty
Jedenfalls habe ich angesichts des nahenden Großevents (ich meine den Geburtstag, nicht die EM!) mit Omas Hilfe bereits kleine Pokale sowie Deutschland-Girlanden besorgt, Opa zermartert sich seit Wochen den Kopf über die Gestaltung einer professionellen und Fondant-ummantelten Fußballtorte und Jimmy hütet sein neues Trikot wie einen Schatz. Zuerst hatten wir die grüne, deutsche Ausführung beim Kleiderschweden gewählt. Aber als mein Sohn vor ein paar Tagen entdeckte, dass es auch eines in seiner zweiten Lieblingsfarbe, orange, gibt, war er nicht zu bremsen. Er lag uns so lange in den Ohren, bis wir ihm auch die holländische Bekleidung schenkten.
Jetzt bin ich gespannt, welche Mannschaft er bei der Europameisterschaft anfeuern wird. Eines habe ich nämlich gelernt: welcher Verein mir nahe ist, hängt ganz von der Trikot-Farbe ab. Aus diesem Grund feuere ich dieses Jahr die Franzosen an, denn das schicke Bleu hat mir schon immer gefallen.