Für eine bessere Welt: #dubistdemokratie

Alu vom Blog Große Köpfe hat in einem schönen Artikel Blogger aufgerufen, etwas über die Wahl und unsere Wäherpflicht zu schreiben. Sie hat recht, das kommt neben all den Kuchenrezepten und DIYs viel zu kurz, deshalb möchte ich dir jetzt erzählen, warum ich es so unglaublich wichtig finde, am kommenden Sonntag wählen zu gehen. In erster Linie geht es mir um deine und meine Kinder und um die Gesellschaft, in der sie künftig aufwachsen. Ich jedenfalls wünsche mir eine Welt, in der sie mit offenem Herzen auf fremde Menschen zugehen, in der sie Verfolgten zu helfen versuchen und ihre Mitmenschen nicht auf Grund ihrer Hautfarbe oder ihrer Religion verurteilen. Ich denke, wir können mit unserer Stimme Einfluss nehmen auf die Welt, in der unsere Kinder groß werden. Lasst uns abstimmen und mit jedem einzelnen Wahlzettel laut und deutlich zu verstehen geben, dass wir Parteien mit rechter Gesinnung und ausländerfeindlichen Parolen nicht als unsere Volksvertreter sehen. Tobe, zürne, misch dich ein, sage NEIN!*

Rechte Hetze

Gestern bin ich mit meinem großen Sohn zum VfB-Spiel gefahren. Wir haben die Stadtbahn genommen und die Fahrt durch Stuttgart genossen. Jimmy liest bereits sehr gut und schaut sich genau an, was auf all den Plakaten steht, die an den Haltestellen hängen. Das sind zur Zeit natürlich in erster Linie Wahlplakate und das ist ihm auch aufgefallen. Wir diskutieren fleißig über die Parteien, er fragt mich über die Unterschiede aus, will meine Meinung wissen und hat bei der Stuttgarter Kinderzeitung selbst einen Wahlschein ausgefüllt.

Wir blieben in Stuttgart Münster stehen und blickten auf ein Plakat der AfD. Abgebildet waren zwei afrikanische junge Männer, die an der Straße stehen, ein Smartphone in der Hand. Darunter steht in großen Buchstaben: „Konsequent abschieben!“

Wie erkläre ich das Unerklärliche

„Was bedeutet Abschieben?“ fragt Jimmy. Ich sitze in meinem Sitz und schäme mich. Ich schäme mich für ein Land, in dem solche Plakate aushängen. Plakate, die Menschen auf eine solch scheußliche Art und Weise diskriminieren, die mit dem Schicksal Anderer so respektlos umgehen, die mit ekelhaften Parolen aufhetzen wollen. Das alles muss ich jetzt meinem Sohn erklären und kann dabei meine Wut kaum unterdrücken. Wie müssen sich die Menschen fühlen, die aus Afrika kommen und diese Plakate lesen, ob Asylsuchende oder solche, die seit langem hier wohnen? Wie müssen sich alle anderen fühlen, die um Asyl bitten? Die aus wirtschaftlich schwachen Ländern kommen, aus Kriegsgebieten fliehen oder aus sonstigen Nöten ihr Zuhause verlassen haben? Ich will hier nicht über Flüchtlingspolitik debattieren und Abschiebung ist vermutlich in vielen Fällen unumgänglich. So reich Deutschland ist und so groß die Möglichkeiten, Asyl finden hier in erster Linie die, deren Leben bedroht ist. Dass aber auch die sogenannten Wirtschaftsflüchtlinge sicher nicht aus Jux und Tollerei herreisen, sondern in ihrem Land keine Zukunft sehen, ist auch traurig. Heimatland, Kultur und Familie zu verlassen fällt Niemandem leicht.

Klar, viele müssen unweigerlich zurückreisen, das ist nicht das Thema. Aber das Thema ist, dass diese Wahlplakate so dreist mit dem menschlichen Schicksal umgehen und bewusst Ressentiments gegen Menschen anderer Hautfarbe schüren. Ich möchte darüber sprechen, dass diese abscheulichen Wahlplakate so unglaublich respektlos und menschenverachtend sind. Wer diese Partei wählt, wählt Menschen ohne Herz. Und ich wette, dass die, die hinter solchen Plakaten stecken, sich nicht mit einem einzigen Schicksal eines von Abschiebung bedrohten Menschen beschäftigt haben.

Gruseliges Wahlprogramm

Es gibt noch so viele andere widerliche Plakate der AfD, die mich aufregen. Aber gestern Nachmittag in der Bahn ist mir noch einmal bewusst geworden, wie wichtig es ist, das Erstarken rechter Parteien zu verhindern. Wir müssen es vor allem auch für unsere Kinder tun, denn ich möchte nicht, dass meine Söhne und meine Tochter in einem Deutschland aufwachsen, in dem Gauland, Höcke und Konsorten etwas zu sagen haben. Im Wahlprogramm dieser rechten Partei stehen Forderungen nach einem lockeren Waffengesetz, nach einer Privatisierung des öffentlichen Fernsehens, es werden Alleinerziehende diskriminiert und gefordert, dass Frauen zuhause bleiben. Die AfD will mehr staatliche Überwachung, will, dass Kinder früher ins Gefängnis müssen, sie möchte Sozialleistungen kürzen und ist sowohl gegen ein vereintes Europa als auch gegen eine Frauenquote. Dafür möchte die AfD die Atomenergie ausbauen.

Misch dich ein, sage Nein!

Mir kommt dieses Wahlprogramm vor wie ein schlechter Witz. Kein Witz sind aber die vielen Stimmen, die die AfD bei den letzten Landtwagswahlen eingefangen hat. Und obwohl ich denke, dass wir in Deutschland vor einem so furchterregenden Wahlausgang wie dem in den USA gefeit sind, so ist der Cclown mit dem orangenen Haar, der mir jeden Tag aus der Zeitung entgegenblickt, einfach zu real. Einen solchen Präsidenten hätten wir nie für möglich gehalten.

Aus diesem Grund möchte ich mit meinem Text aufrufen, wählen zu gehen. Wir müssen mit jeder unserer Stimmen verhindern, dass eine solche Hetzer-Partei, deren Politiker ohne mit der Wimper zu zucken die Leistungen deutscher Soldaten im Ersten und Zweiten Weltkrieg loben, nicht noch mehr Macht bekommt. Wir müssen verhindern, dass diese Typen weiterhin ihre Hetz-Plakate aufhängen. Wir müssen verhindern, dass diese Menschenhasser die Welt unserer Kinder mitgestalten. Deshalb müssen wir am Sonntag wählen gehen und unsere Stimme Parteien geben, für die Gleichberechtigung, ein vereintes Europa, unsere Umwelt und vor allem Menschlichkeit einen hohen Stellenwert hat.

Übrigens hat am Samstag der VfB gewonnen, und zwar durch ein Tor von Chadrac Akolo, der 2009 als Flüchtling aus der Demokratischen Republik Kongo nach Europa geflohen ist. „Wie dumm die sind, die von der AfD. Wenn sie alle Afrikaner abschieben wollen, sieht es für unseren Fußball schlecht aus,“ hat Jimmy auf dem Heimweg gesagt.

Ob als Penner oder Sänger,
Banker oder Müßiggänger,
Ob als Priester oder Lehrer,
Hausfrau oder Straßenkehrer,
Ob du sechs bist oder hundert,
Sei nicht nur erschreckt, verwundert,
Tobe, zürne, misch dich ein
Sage nein!

(*Konstantin Wecker, Sage nein!)

#dubistdemokratie

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