Großes Leid – fern und nah
Seit ich Mutter bin, geht es mir so: wenn ich irgendwo höre, wie Kinder leiden, sehe ich meine eigenen vor mir. So geht es mir zum Beispiel, wenn ich von Flüchtlingsbooten höre. Dann stelle ich mir vor, dass ich mit Jimmy, Luise und Oskar in einem Schlauchboot sitze. Alle mussten ihr Gepäck mit warmen Jacken abgeben und sie frieren und haben Angst. Dieser Gedanke schnürt mir den Hals ab.
Auch wenn ich höre, wie Kinder überall auf der Welt hungern. Dann schaue ich auf Oskars kleinen Kugelbauch und bin unglaublich froh, dass er so viel mampfen kann, wie er will. Gleichzeitig denke ich an die Mutter, die mit größten Qualen dabei zusieht, wie ihre Kinder Hunger leiden.
Dann gibt es da noch Erzählungen, die ganz nah sind. Es gibt Grundschüler, die können nicht mit Jimmy Fußball spielen, weil den Eltern die Jahresgebühr des Sportvereins zu teuer ist. Ein Junge erzählte neulich, dass sein Papa ihn haut. Vermutlich herrscht Verzweifelung in dieser Familie und die Eltern stehen unter ungeheurem Druck, den sie auf ihre Kinder übertragen oder an ihnen abreagieren. Auch die Mama von diesem Jungen trifft es in der Seele, wenn ihr Kind weint.
Mutterherzen fühlen miteinander
Eine syrische Mama auf dem Boot fühlt genau wie die Mama im Kambodscha mit ihrem armen Kind. Und die Mama von Jimmys Bekannten macht sich Sorgen um ihren Jungen, so wie du und ich uns Sorgen machen würden, beträfe die Armut uns. Amar hat große Angst vor dem Wasser und Kalliyan fühlt Schmerzen vor Hunger. Daniel weint abends in seinem Bett, weil er so gerne Fußball spielen würde.
Sind wir uns bewusst darüber, dass „Kinderarmut“ nicht nur ein Begriff ist, sondern dass dahinter ganz viele kleine Schicksale stehen, die auch unsere Kinder hätten treffen können? Wir haben einfach Glück gehabt, dass wir hier in Deutschland und zumeist in Wohlstand geboren wurden. In der letzten Zeit war das Thema bei uns tatsächlich präsenter. Eine Bertelsmann-Studie hat herausgefunden, dass viele Familien ärmer sind, als gedacht: „Die Untersuchung zeigte ebenfalls, dass Paare mit Kindern oder Alleinerziehende im Durchschnitt finanziell stets schlechter gestellt waren als kinderlose Paare.“ Mit jedem Kind werde die finanzielle Lage von Familien schwieriger und somit seien Kinder in Deutschland leider ein Armutsrisiko, sagt Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung.
Armut in Deutschland
Ist es nicht schrecklich, dass in einem reichen Land wie unserem so viele Kinder arm sind? Es ist vor allem das Schicksal jedes einzelnen Kindes, das überhaupt nichts für seine Situation kann. Die Eltern können nicht arbeiten, sie haben sich getrennt oder sind aus sonstigen Gründen in Not geraten. Kinder möchten teilhaben an der Gesellschaft, das ist ein ganz natürliches Bedürfnis eines Menschen. Und mir tut jedes einzelne Kind unheimlich leid, weil es traurig ist, vielleicht sogar Hunger hat, weil seine Eltern die teuren Mieten nicht bezahlen können oder keine Zeit haben, weil sie den ganzen Tag arbeiten müssen. Vielleicht sind sie auch verdrossen oder depressiv, sodass das Kind keinen hat, der sich um es kümmert, es tröstet oder mit ihm Hausaufgaben macht. Armut ist grausam, weil es ausschließt. Das betrifft vor allem Kinder und ihre Zukunft.
Was können wir tun?
Ich denke, das wichtigste ist, sich politisch zu engagieren. Ich bin mir sicher, du hast keine Zeit, dich in den Gemeinderat wählen zu lassen. Aber es geht auch eine Nummer kleiner. Einige Schulen haben Fördervereine, die sich darum kümmern, dass Schüler Unterstützung bekommen. Hier mitarbeiten oder einen Beitrag spenden, das wäre eine Möglichkeit. Und ich habe noch eine tolle Idee: wenn du aus Berlin bist, dann geh doch am Samstag, den 12. Mai 2018, auf die große Demo. Los gehts um 14 Uhr am Neptunbrunnen. Gemeinsam marschieren die Menschen dann zum Brandenburger Tor. Dort findet eine Kundgebung statt, bei der die Menschen der Regierung den Auftrag geben möchte, nicht nur zu reden, sondern ehrlich zu handeln gegen Kinderarmut und Armut, die durch Kindererziehung verursacht wird. Organisiert wird die Demo von Fee Linke, Susanne Triepel, Delia Keller und Martina Krahl. Unterstützend dabei sind Esther Konieczny, Claire Funke und Christine Finke. Bei Christine auf dem Blog Mama arbeitet findest du nähere Infos, hier ist die Facebookseite und hier der Twitter-Account. Wenn du nicht aus Berlin bist, dann teile doch ganz fleißig auf den sozialen Netzwerken.
Es gibt eine weitere tolle Aktion, die mir sehr am Herzen liegt: Die CFI Kinderhilfe kenne ich von Leonies Blog Minimenschlein. Sie reiste letzes Jahr nach Kambodscha und hat für ihr Engagement bei der Blogfamilia einen Preis bekommen. Ihre Rede und die Schilderung der Kinderarmut trieben ihr und uns Zuhörern die Tränen in die Augen und hat klar gemacht, dass wir Blogger die Pflicht haben, unsere Reichweite nicht nur für uns und die Leser, sondern auch für Menschen in Not zu nutzen.
Idee zum Muttertag
Nun gibt es die Aktion #zummuttertagverzichteichauf der CFI Kinderhilfe. Am kommenden Sonntag ist Muttertag und ich habe das Gefühl, dass der Tag inzwischen dafür da ist, ordentlich zu konsumieren. Da finde ich die Idee des CFI wunderbar: Anstelle von Parfüm oder Pralinen könnten wir uns doch lieber eine Spende an Kinder in Not wünschen. Die CFI unterstützt nämlich verwaiste und verstoßene Kinder in zehn Entwicklungsländern, die durch die Hilfe eine Familie und ein neues Zuhause bekommen. Ich selber freue mich am Sonntag auf Zeit mit meinen Kindern, die gesund und glücklich sind. Sie dürfen teilhaben an der Gesellschaft, sie dürfen Fußball spielen, müssen nicht aus Kriegsgebieten flüchten und keinen Hunger leiden – das ist mein schönstes Muttertagsgeschenk. Daher habe ich den Wert meines Lieblingsparfüms gespendet. Wäre das nicht auch etwas für dich? Hier gehts zur Spende!
Nun wünsche ich dir ein schönes Wochenende mit deinen Lieben. Es ist so wichtig, die Augen nicht zu verschließen, vor allem nicht vor der Not kleiner Menschen, sie können am wenigsten für ihr Schicksal und sie denken, fühlen und sehnen sich genau wie deine und meine Kinder nach Geborgenheit und Zugehörigkeit.
Bleib fröhlich und unperfekt, öffne dein Herz und mach den Mund auf, wenn Ungerechtigkeit herrscht. So können wir die Welt ein kleines Stückchen besser machen, sie hat es nötig in dieser Zeit!
Deine Laura
Ps.: Alu vom Blog GrosseKoepfe hat einen Text zum Thema geschrieben, den ich dir empfehlen möchte.