Ich liebe die Rubrik Zeit zum Entdecken in unserer Wochenzeitung „Die Zeit“: Was mein Leben reicher macht. Hier senden die Leser winzige Anekdoten ein, die sie erlebt und die sie froh gemacht haben. Da kommt folgendes Thema genau richtig:
Blogparade bei Claudia
Claudia vom Blog www.sekundenmassen.de hat zur Blogparade aufgerufen. Das Thema lautet: „Was macht Dich glücklich?“ Es soll dabei um Kleinigkeiten gehen, die das Leben reicher und schöner machen. Nicht also die großen Wendepunkte, Lottogewinne oder die Traumhochzeit sind gemeint, sondern die klitzekleinen Momente, die uns im Alltag begegnen. Denn auch ich bin der Überzeugung: wie zufrieden wir sind, hängt oft nicht vom Geldbeutel, vom Traumhaus oder dem perfekten Job ab, sondern von der eigenen Einstellungen. Wie sehr schätze ich den Alltag, der unser Leben größtenteils bestimmt. Wie froh bin ich über scheinbare Selbstverständlichkeiten wie Gesundheit, genug zu Essen, liebe Menschen um mich herum und den Umstand, dass ich in Frieden leben darf?
All diese Kleinigkeiten, die uns glücklich machen, können wir sammeln wie Schätze, die wir in schlechten Zeiten hervor holen. Wenn wir das kleine Glück wie einzelne Perlen einer Kette aneinanderreihen, kann uns dies zum wertvollsten Schmuckstück unseres Lebens werden.
Was mich glücklich macht
Also los, ich sammele hier ein paar meiner persönlichen Perlen:
- Der Kirschbaum, der jedes Jahr im April vor unserem Wohnzimmerfenster blüht: in dieser Zeit herrscht im Raum eine ganz besondere Stimmung. Es ist hell, fast märchenhaft. Ich bleibe oft vor dem Fenster stehen und schaue raus (mache ich sonst nämlich nie…), staune über die Blütenpracht und bin auch ein bisschen traurig, dass sie bald wieder vorbei ist.
- Luise, dieses wunderbare Kind, wünscht sich, Ballett zu tanzen. Ich mache eine Probestunde aus, sitze mit Jimmy auf dem Schoß in der Tanzschule und sehe zu, wie eine knapp Dreijährige mutig zur Tanzgruppe rüber geht, wie selbstverständlich mitmacht und beim Tanz zum Eisprinzessin-Elsa-Song die Faust in die Luft streckt, als wäre sie eine Musical-Darstellerin
- Die Chorkollegin, die sich zum Geburtstag das Lied „Lean on me“ wünscht. Während wir anderen singen, steht sie vorne, hat Tränen in den Augen. Nach dem letzten Takt wird sie von Chorleiterin und Sängerinnen umarmt. Hier im Chor findet sich immer eine Schulter zum Anlehnen!
- Der köstliche Milchkaffee, den ich auf dem Marienplatz trinke und die Erinnerung an die Zeit, als ich ohne Kinder im Stuttgarter Westen wohnte und jedes Wochenende viel Zeit für mich selbst hatte
- Die Tatsache, dass ich am Wochenende zwar keine Zeit mehr für mich selbst, dafür aber eine Luise habe, die mich morgens um sieben mit einem dicken Kuss weckt und mir ein in der Kinderküche gebackenes Himbeertörtchen anbietet, das 200 Milchgramm kostet.
- Eine Freundin, die mich nicht etwa auf meinen Kugelbauch anspricht, sondern fragt, ob ich noch am Schreibtisch sitze und wie der Artikel lautet, an dem ich gerade arbeite
- Mein Lieblingsmensch, der mir zwar keine Blumen, Schmuck oder das neue Iphone schenkt, mich dafür jeden Sonntag ausschlafen lässt, bei Migräneanfällen stets zur Stelle ist und fast nicht meckert, wenn ich das Autorücklicht trotz Rückfahrkamera kaputt fahre
- Die vierte Staffel von Homeland, die mir meine Freundin zugeschickt hat. Jetzt habe ich endlich was Spannendes zu gucken, wenn ich dank Babybauch und Restless Legs mal wieder nachts nicht schlafen kann
- Die Tatsache, dass wir nicht mit einem Rucksack auf dem Rücken und zwei Kleinkindern aus unserer Wohnung fliehen und uns tausende von Kilometer weit in ein anderes Land schlagen müssen, um dort ohne Heimat und mit viel Angst vor der Zukunft in einer Turnhalle zwischen vielen anderen Familien zu quartieren
- Jimmy, der nach einer harten Nacht mit Magen-und-Darm-Grippe am Morgen mit guter Laune aufwacht und nach zwei Bechern Milch verlangt
- Das Lied „Dreams“ von den Cranberries, das diese Woche im Autoradio lief und mich daran erinnert, wie es sich anfühlt, mit 15 Jahren auf der SMV-Freizeit zum ersten Zug an der Zigarette einen guten Schluck Puschkin Black Sun zu kombinieren
Diese wunderschöne Kette lege ich mir nun an und bestaune mich damit im Spiegel. Außerdem danke ich Claudia für das schöne Blogparadenthema und freue mich, wenn euch Lesern auch eine Perle einfällt, die ihr in den Kommentaren mit mir teilen möchtet. Immer schön die Augen auf haben, dann werdet ihr sicher noch in der nächsten Stunde fündig.
Liebe Grüße von Laura