Bewältigung von Rollenverwirrung: Was Patchwork-Familien wirklich brauchen
Patchwork-Familien sind heute keine Seltenheit mehr – und doch bleibt ihr Alltag oft komplex und emotional herausfordernd. Im Gespräch mit Sally, systemischer Coach und selbst Bonus-Mama in einer mehrsprachigen Patchwork-Familie in Frankreich, wird deutlich: Eine der größten Belastungen ist die Unklarheit der eigenen Rolle. Besonders für Bonus-Mütter kann dies zur mentalen Zerreißprobe werden.
Zwischen Erwartungen und Erschöpfung
Sally beschreibt offen, wie sie zu Beginn ihrer Rolle als Bonusmama alles geben wollte – um Erwartungen zu erfüllen, sich einzubringen und ein gutes Verhältnis zu den Kindern aufzubauen. Doch dieser Perfektionismus führte schnell zur Erschöpfung. Ein Schlüsselmoment: die Erkenntnis, dass sie nicht alle Probleme lösen muss. Sondern vielmehr ihren eigenen Platz finden darf – mit klaren Grenzen und gesunder Selbstfürsorge.
Emotionale Herausforderungen und Konkurrenz unter Frauen
Im Gespräch geht es auch um den emotionalen Druck, den viele Frauen in Patchwork-Familien erleben. Häufig entsteht eine unterschwellige Konkurrenz – zwischen Mutter und Stiefmutter, zwischen alten und neuen Rollen. Laura und Sally betonen die Wichtigkeit, sich auf das Wohl des Kindes zu konzentrieren, statt in alten Konflikten stecken zu bleiben. Dabei braucht es vor allem eins: ein stabiles Netzwerk und offene Kommunikation auf Augenhöhe.
Grenzen setzen – ohne sich zu distanzieren
Ein zentrales Thema im Gespräch ist das Setzen von Grenzen. Sally beschreibt, wie wichtig es ist, nicht in jede Dynamik einzugreifen und sich nicht für alles verantwortlich zu fühlen. Stattdessen gilt es, die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen und diese klar zu kommunizieren – ehrlich, aber ohne Schuldzuweisungen. Nur so bleibt man emotional verbunden, ohne sich selbst zu verlieren.
Selbstfürsorge im Alltag leben
Burnout in Familienkontexten ist real – besonders, wenn mehrere Haushalte, Kinder und Emotionen involviert sind. Sally berichtet von einem gesundheitlichen Zusammenbruch, der sie gelehrt hat: Ohne Selbstfürsorge geht es nicht. Heute sind Body-Scans, Mini-Auszeiten und das bewusste Wahrnehmen von Warnsignalen fester Bestandteil ihres Alltags. Gemeinsam ermutigen Sally und ich alle Zuhörer:innen, individuelle Wege zur Stressbewältigung zu finden – jenseits von Dogmen und Schuldgefühlen.
Organisation ist alles – aber bitte flexibel
Auch praktische Themen kommen zur Sprache: Kalender, Checklisten, Kommunikationswege. In Sallys Familie wird z. B. ein gemeinsamer Google-Kalender für die Terminplanung genutzt. In schwierigeren Konstellationen empfiehlt sie strukturierte Kommunikationsformen – etwa über E-Mail oder spezielle Apps, statt impulsiver WhatsApp-Nachrichten. Ich ergänze: Klare Strukturen schaffen mehr Freiheit und sorgen für eine bessere Work-Life-Balance.
Fazit: Familienleben braucht Klarheit – und Mitgefühl
Zum Ende unseres Gesprächs halten wir fest: Rollenverwirrung lässt sich nicht mit starren Konzepten lösen, sondern mit Klarheit, Selbstfürsorge und echter Verbindung. Jeder in der Patchwork-Familie trägt Verantwortung für das gemeinsame Gelingen – ohne sich selbst aufzugeben.
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