Jimmy ist weg, Teil 2

Viele, die meinen Brief an Jimmy gelesen haben, den ich letzten Freitag vor seiner Abreise in die Ferien schrieb, denken jetzt womöglich, ich liege jeden Abend heulend in meinen Kissen. Nein, dem ist keinesfalls so. Wir genießen die Zeit zu viert, und das hat verschiedene Gründe:

Endlich Zeit für Luise

Ach, wie ist das schön. Luise und ich machen eine richtige Frauenwoche. Der älteste der Männer ist mit seinem Job voll ausgelastet, und der jüngste pennt noch relativ viel, wie das Babys eben so tun. Also können wir Mädels was Schönes unternehmen und haben eine Menge Zeit füreinander. Am Samstag sind wir dann gemeinsam nach Stuttgart gefahren. Der letzte Besuch beim Globetrotter war so eindrucksvoll, dass wir dort gleich wieder hingegangen sind.

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Und anschließend habe ich eine Runde Frozen Yoghurt spendiert, wie es sich für einen gemütlichen Stuttgart-Bummel gehört. Mit zwei Kindern unterwegs zu sein ist echt entspannend, zumindest wenn man anderes gewohnt ist. Niemand hat sich gestritten, keinem wurde ein Bein gestellt, und Luise konnte immerzu vorne laufen, ohne dass ein anderer die Pole Position beansprucht hat.

Sonntags saß sie dann mit uns am Frühstückstisch und spracht mit vollem Mund: „Es ist soooo sööön ohne Dsimmy“ und genoss es den ganzen Tag, uns für sich zu haben.

Die Wochentage haben wir bisher damit verbracht, ausgiebig Martinshof zu spielen. Luise ist natürlich Bibi Blocksberg und reitet mit Besen Kartoffelbrei auf Stute Sabrina. Ich bin Frau Martin, wenn Anton abends nach Hause kommt, spielt er den Alex. Freundin Milla, die gestern zu Besuch da war, übernahm die Roller der Tina, und gemeinsam ritten die Mädels Richtung Steinbruch / Arbeitszimmer. Alles klappt ganz ausgezeichnet, Luise ist gut gelaunt wie immer und ohne Jimmy irgendwie besonders artig. Abends ist ab 20 Uhr Ruhe und die Dame schläft friedlich im Bett des Bruders ein. Allerdings hat sie heute Morgen zaghaft geäußert, dass sie ihn doch ein wenig vermisst.

Jimmy ist glücklich

Ein anderer Grund, weshalb wir nicht bedauern, dass Jimmy im Urlaub ist, ist folgender: ihm geht es ausgezeichnet. Es geht ihm sogar so ausgezeichnet, dass er bisher kein einziges Mal mit uns sprechen wollte. Das ist zwar ein bisschen seltsam, aber mir wesentlich lieber, als riefe er jeden Abend von Heimweh geplagt bei uns an. Laut Oma ist er sowieso viel zu beschäftigt, spielt Fußball im Garten, verbringt die Nachmittage am Strand, hat das Wellenbad für sich entdeckt und lässt Tante Teresa nicht mehr aus den Augen. Ich befüchte ein wenig, dass er nicht mehr zu uns zurück möchte, und auch die Tante bestätigte, dass sie ihn nicht mehr hergibt. Oma schwärmt von einem Kind, das alles isst, nie meckert und Fahrrad fährt, ohne sich zu beschweren. Manchmal überkommt mich die Sorge, dass sie gar nicht Jimmy dabei haben, sondern ihn auf der Reise mit einem anderen Kerl verwechselten.

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Vielleicht tut uns allen der Abstand ein wenig gut. Und was gibt es Schöneres für einen kleinen Jungen, als den Alltag zuhause zu lassen und sich im Paradies zu wähnen. Sommer, Sonne und Fußball, für Jimmy geht gerade ein Traum in Erfüllung, und da spiele ich gerne eine Nebenrolle.

Alles ist so unkompliziert

Wie schon gesagt kehrt bei uns am Ende des Tages früher Ruhe ein als sonst. Jimmy kommt ja um 20:15 Uhr gerne noch auf die Idee, uns nach der derzeitigen Sternkonstellation zu fragen oder ein juckendes Bein zu mockieren. Und auch morgens geht alles ratz fatz. Luise zieht sich selber an, spielt noch ein bisschen mit Sabrina während ich Oskar wickele, und dann gehts schon los zum Kindergarten. Ich muss nur auf ein sausendes Kind auf dem Laufrad aufpassen und wir führen keine Diskussionen, wer an der Ampel oder im Aufzug auf den Knopf drückt. Als Luise gestern Besuch da hatte, hat kein großer Bruder gestört oder wollte mitspielen, und die Mädels hatten das Kinderzimmer für sich alleine.

Dennoch freue ich mich riesig auf Samstag, wenn wir Jimmy vom Bahnhof abholen. Klar, dann wird es doch wieder mehr Arbeit geben, schon wenn ich an Schmutzwäsche und Sandberge denke, die ich aus dem Koffer holen muss. Aber dafür haben wir unseren Jimmy wieder, und zu fünft fühlt sich unsere Familie endlich wieder komplett an!

 

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