ADHS bei Erwachsenen: Kathrins Weg zu Klarheit, Struktur und Selbstmitgefühl

ADHS bei Frauen wird oft übersehen, bis das Leben irgendwann zu laut, zu viel und zu fordernd wird.
In der neuen Folge meines Podcasts habe ich mit Kathrin Şahin gesprochen, einer 40-jährigen Mutter von drei Kindern, die vor Kurzem ihre ADHS-Diagnose erhalten hat. In unserem Gespräch teilt sie ehrlich und reflektiert, wie es dazu kam, und wie sich dadurch vieles für sie verändert hat.

Warum ADHS bei Frauen oft unerkannt bleibt

Kathrin erzählt, dass sie sich viele Jahre „einfach nur überfordert“ fühlte. Zwischen Job, Familie und Alltagschaos schien sie es „nicht auf die Reihe zu kriegen“, obwohl sie sich ständig bemühte. Erst durch eine Mischung aus Dauerstress, innerem Druck und dem Gefühl, ständig zu versagen, begann sie, sich intensiver mit ADHS auseinanderzusetzen.

Sie beschreibt, wie ADHS-Symptome bei Frauen oft subtiler sind als bei Männern: weniger „hyperaktiv“, dafür mehr geprägt von innerer Unruhe, Erschöpfung, emotionaler Überforderung und chaotischem Denken. Gerade Mütter stehen oft unter dem Druck, alles im Griff haben zu müssen, und genau da brechen viele Strategien zusammen, die vorher irgendwie noch funktioniert haben.

Minimalismus als mentale Entlastung

Ein Wendepunkt in Kathrins Leben war ihre bewusste Entscheidung für den Minimalismus. Gemeinsam mit ihrer Familie zog sie in eine kleinere Wohnung und begann, materiell und emotional Ballast loszulassen.

Was als pragmatischer Schritt begann, wurde für sie zu einer lebensverändernden Erfahrung: Weniger Dinge bedeuteten mehr Klarheit. Weniger Entscheidungen bedeuteten mehr Ruhe. Heute lebt Kathrin mit ihrer Familie wieder in einem größeren Haus, aber die minimalistischen Prinzipien sind geblieben: Struktur, Ordnung und bewusste Entscheidungen statt Reizüberflutung.

Die Diagnose: Ein Befreiungsschlag

Die ADHS-Diagnose kam für Kathrin nicht aus dem Nichts. Sie beschreibt, wie sich nach der Diagnose viele Puzzleteile zusammenfügten: ihre innere Unruhe, der mentale Lärm, das Chaos im Kopf – plötzlich ergab alles Sinn.
Durch Verhaltenstherapie, Medikation, aber auch eigene Strategien wie Schreiben, Musik und Sport hat sie gelernt, mit ihrer Neurodivergenz besser umzugehen.

Vor allem aber: Sie hat gelernt, sich selbst nicht länger zu verurteilen.

„Früher dachte ich, mit mir stimmt was nicht. Heute weiß ich: Mein Gehirn funktioniert einfach anders.“

Strategien für den Alltag: Von To-do-Listen bis Selbstmitgefühl

Kathrin teilt viele kleine, praktische Tools, die ihr helfen:

  • Gedanken aufschreiben, um den Kopf zu entlasten
  • Musik, um sich zu fokussieren
  • Bewegung als Ventil für Spannung
  • Klare Tagesstruktur statt offener To-do-Listen
  • Und immer wieder: sich selbst nicht zu hart bewerten

Wir sprachen auch darüber, wie wichtig es ist, sich nicht mit neurotypischen Erwartungen zu messen und stattdessen eigene Wege zu finden, wie Produktivität und Selbstfürsorge aussehen dürfen.

Selbstdiagnose, Austausch und Mut zur Veränderung

Kathrin ermutigt alle, die sich in ähnlichen Mustern wiedererkennen, ihrer Intuition zu vertrauen. Sie beschreibt, wie sie anfänglich unsicher war, ob sie sich „nur einbildet, anders zu sein“. Doch Gespräche mit Freund:innen, das Lesen von Erfahrungsberichten und der Austausch mit anderen Betroffenen gaben ihr Mut, einen Diagnosetermin zu machen.

Heute sagt sie:

„Die Diagnose hat mir nicht nur Klarheit gegeben – sie hat mir erlaubt, mich selbst neu zu sehen. Und mich neu zu mögen.“

 

🎧 Hör unbedingt in die aktuelle Folge von Lauras Mental-Load-Sprechstunde rein!
Dort erzählt Kathrin noch viel mehr über ihre Reise.

📺 Tipp: Kathrins YouTube-Roomtour zeigt, wie sie Minimalismus im Familienalltag konkret lebt.

📍 Wenn du dich in Kathrins Geschichte wiederfindest: Du bist nicht allein.

Hier gehts zu Kathrins Instagram-Kanal

 

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...