Ganz schön anstrengend
Sommer, Sonne, Seepferdchen – wir haben eine wunderbare Freibadsaison hinter uns! Auch wenn es jede Menge Kraft und Nerven kostet, mit drei Kindern ins Schwimmbad zu gehen, so hat sich der Aufwand immer gelohnt. Es beginnt mit dem Packen zweier XXL-Ikea-Taschen voll Proviant, Schwimmflügeln und Sonnenmilch und endet mit drei schlafenden Wasserratten im Auto, die sich so richtig ausgepowert haben.
Abends bin ich jedes Mal ungeheuer erledigt, aber mit mir selbst enorm zufrieden. Denn um die wilde Horde einzuschmieren, zu beaufsichtigen, umzuziehen und mit Wasser und Snacks zu versorgen, bedarf es meiner Meinung nach eigentlich einer Gruppe von mindestens fünf Erwachsenen. Und so möchte ich mir nach getaner Arbeit jedes Mal eine Medaille verleihen.
Eindrücke overload
Mütter mögen bestätigen, dass ein Kommentar des berufstätigen Ehemannes, das ungefähr in die Richtung von „hast du es gut, den ganzen Tag schwimmen gewesen….“ geht, zu unkontrolliertem und hartnäckigem Tippen des Zeigefingers an die Stirn führt.
Denn während ich versuche, ein einigermaßen zusammenhängendes Gespräch mit der Kindergartenmutter zu führen, die ich eben am Beckenrand treffe, erledige ich auch noch folgendes: ich halte Oskar drei Mal vorm Ertrinken im seichten Gewässer ab, ermahne Luise mehrmals, zum Pipimachen auf die Toilette zu gehen, blase einen Schwimmflügel und ein Gummikrokodil auf und wische einem weinenden Jimmy mit einem Handtuch die Wasserspritzer aus den Augen. Mit den Füßen stehe ich die ganze Zeit in einer Pfütze und will gar nicht weiter wissen, warum das Wasser heute so ungemein warm ist. Um mich herum ist ein Lärmpegel wie auf dem Frankfurter Flughafen und die Sonne brennt heiß vom Himmel. Dennoch habe ich meinen Spaß und genieße das bunte Treiben: Luise flitzt mit ihren Freundinnen jauchzend ums Becken, Jimmy ist zum Fußballspielen auf die Wiese abgehauen, Oskar haut voller Inbrunst ins Wasser und freut sich seines Lebens.
Allerdings gibt es genau fünf Situationen, die mir jedes Mal den Schweiß auf die Stirn treiben und den Puls zum Rasen bringen. Und das sind folgende:
- Eine Bademeisterin nähert sich mit Kescher und Handschuhen bewaffnet dem Babybecken und beginnt, mit gerunzelter Stirn darin zu fischen
- Ich treffe einen alten Freund von früher, begrüße ihn und wir quatschen über vergangene Zeiten. Da reißt Oskar, noch wackelig auf seinen Beinen, beim Umfallen an meiner Bikinihose.
- Ich gehe mit drei Kindern, die alle gleichzeitig müssen, auf die ekeligen Freibadtoiletten, deren Boden, Klobrillen und Klinken nass und glitschig sind. Ich instruiere mit warnender Stimme, nichts, aber auch GARNICHTS anzufassen, da rufen Luise und Jimmy im Chor: „Wir müssen aber groß….“
- Etwa alle 20 Minuten finde ich beim minütlichen Kinder-Anwesenheitscheck eines der drei nicht auf Anhieb. Panisch scanne ich Becken und Wiese, möchte mich schon an den Bademeister wenden, da spritzt mich von hinten ein laut lachender Jimmy mit seiner Spritzpistole ab.
- Ein Freibadfoto muss sein, denke ich jedes Mal, hole mein Telefon aus dem Rucksack und knipse Oskar, der sich selbst so niedlich mit seiner Gießkanne begießt. Da schubst mich ein Lausebengel von hinten und schwupps – liegt der Knipsi im kühlen Nass.
Ich bin jedenfalls ein bisschen traurig, dass sich die Freibadsaison dem Ende neigt. Aber ich bin auch ein kleines bisschen froh, die Schwimmsachen, Gummitiere und Badelaken vorerst in den Keller zu bringen. Und jetzt sag noch mal einer, er hätte es im Sommer gerne so gut wie ich und dürfe sich unter der Woche den ganzen Tag im Freibad tummeln. Den tunke ich kopfüber in die pipiwarme Brühe eines Kinderbeckens.