Das Problem mit der Familien-Organisation
Wann hattest du das letzte Mal das Gefühl, für alles zuständig zu sein? Dich um alles kümmern zu müssen, was Haushalt, Kinderbetreuung und Familienorganisation angeht? Ich vermute, es ist noch nicht lange her. Vielleicht ging es dir dann ähnlich wie mir: du hast überlegt, warum du mit allem so überfordert bist. Liegt es daran, dass du schlecht planst? Bist du nicht belastbar genug, zu chaotisch oder hast sonstige Defizite? Am Ende hat dir deine Familie vielleicht sogar vorgeworfen, dass du immer so schlecht gelaunt und negativ bist.
Ich verrate dir etwas: es liegt nicht an dir. Es liegt vielmehr an dem Umstand, dass in vielen Familien eine für alles zuständig ist. Und es ist eben meist die Mutter, denn sie bleibt nach der Geburt der Kinder zuhause und arbeitet oft maximal in Teizeit. Sie wächst rein in die Organisation, wird immer besser, bis sich am Ende alle auf ihr Wort, auf ihr Kümmern verlassen. Welches Kind hat welche Kleidergröße, was gibts zu tun, wenn eine Kindergeburtstag ansteht, wo liegt der Impfausweis und wann ist eigentlich die nächste Untersuchung beim Kinderarzt? Wer besorgt Ersatz für die verlorenen Butterbrotdosen, wer kauft Wollwaschmittel und Windeln nach und plant den nächsten Urlaub?
Keine Ausreden mehr!
Schluss damit! Denn alleine für diesen Organisationskram verantwortlich zu sein macht krank. Kein Wunder, dass alleinerziehende Eltern auf dem Zahnfleisch kriechen. Wenn aber zwei Eternteile vorhanden sind, gibt es nicht länger die Ausrede, dass eine alles alleine organisieren muss. Auch dann nicht, wenn einer einen Vollzeitjob hat. Denn sich kümmern, deligieren und recherchieren kann Mann auch mal aus dem Büro oder auf dem Weg dorthin.
Ich möchte dir heute eine Methode vorstellen, mit dem ihr Haushaltstätigkeiten und Orga-Kram sichtbar machen und untereinander aufteilen könnt. Denn Verantwortung zu übernehmen und eine Familie zu managen ist nicht so einfach und je mehr Kinder dazu kommen, desto weniger kann das ein Hirn alleine meistern, ohne zu explodieren. Ich habe es hier auf dem Blog schon einmal erwähnt, aber ihr könnt die Shop Floor-Methode, die einst in der Autoindustrie entwickelt wurde, bei euch zuhause anwenden.
Die Shop Floor-Methode
Und so gehts:kauft euch eine Spanplatte im Baumarkt, meine ist 60 cm mal 100 cm groß. Bezieht diese Platte mit Packpapier. Nun überlegt ihr euch verschiedene Kategorien mit Tätigkeitsfeldern bei euch zuhause. Das könnten sein
- Haushalt
- Finanzen
- Urlaubsplanung
- Kinderbetreuung
- Geburtstage
- Aufräumen
- Einkaufen
- Wäsche
Die Einteilung ist individuell und wird wahrscheinlich immer wieder variiert. Nun zeichnet ihr auf das Packpapier eine Tabelle mit vier Spalten und so vielen Zeilen, wie Kategorien vorhanden sind. Die Kategorien schreibt ihr in die verschiedenen Zeilen der ersten Spalte. Über Spalte zwei schreibt ihr „To do“, über die dritte Spalte „in Bearbeitung“ und über die vierte „Erledigt“.
Umzüge und andere Großprojekte planen
Dann nehmt ihr Papier und Stift und schreibt alle möglichen To Dos auf, die bei euch in den kommenden Wochen anfallen. Für wie viele Wochen ihr am besten plant, ist wieder individuell. Habt ihr eine große Familie, reichen zwei Wochen, ist die Kinderzahl überschaubar, probiert es mal mit vier Wochen. Übrigens könnt ihr die Shop Floor-Methode auch für Großprojekte wie die Küchenrenovierung oder einen Umzug nutzen. So habe ich übrigens auch damit angefangen: vor unserem Umzug vor zwei Jahren graute es mir fürchterlich. Meine Schwester, die damals als Unternehmensberaterin arbeitete, zeigte mir die Shop Floor-Methode und so habe ich mir einen Nervenzusammenbruch erspart.
Überblick schaffen und Aufgaben verteilen
Jedenfalls könnt ihr im nächsten Schritt die einzelnen Aufgaben in die Kategorien einsortieren. So habt ihr einen Überblick über all das, was anfällt. Es lohnt sich, eurem Kalender neben das Board zu legen. So wird klar, dass nächste Woche Kuchenbacken für das Sommerfest ansteht oder am Dienstag alle Badesachen für die Kinder gepackt werden müssen, weil es am Mittwoch ins Freibad gehen soll. Scheut euch nicht, die kleinsten Kleinigkeiten aufzuschreiben. Eine Fahrradlampe ohne Batterie wird schnell zum Stressfaktor, wenn einer in der Dunkelheit noch einmal los muss. Sind die Verschlüsse der Wasserflaschen verloren gegangen, gibts morgens ein Durcheinander.
Verantwortung übernehmen
Nun könnt ihr euer Board noch aufmöbeln. Klebt einen Papierstreifen oben drüber und markiert einen Zeitstrahl. Steht ein Urlaub an, vor dem einige Dinge erledigt sein müssen? Gibt es extrem dringende To-Dos, die ihr mit einem roten Rand markieren könnt? Teilt jeder Person der Familie die Farbe eines Klebepunktes zu und markiert, wer für welche Farbe verantwortlich ist. Ihr könntet euch auch die Kategorien zuteilen: der eine ist Chef über die Wäsche und behält den Überblick. Das bedeutet nicht, dass er auch die ganze Wäsche verarbeiten muss, aber er muss sich kümmern, dass sie erledigt wird. Zum Beispiel, in dem er sagt: meine Liebe, hast du morgen Zeit, eine Ladung weiße Wäsche in die Maschine zu schmeißen? Wir haben alle keine Unterhemden mehr. Wenn ich abends von der Arbeit komme, lege ich sie dann zusammen und räume sie weg.
Reparieren und Einkaufen
Auch Anschaffungen könntet ihr aufteilen. Klebezettel schreiben, was alles ausgetauscht oder repariert werden muss, das alles dann Schritt für Schritt besorgen oder sich drum kümmern – all das kann nicht immer nur an einer Person hängen, sondern kann auf diese Weise schnell und einfach verteilt werden. Wer morgens in der Bahn eine halbe Stunde Zeit hat, kann online Ersatzteile shoppen oder die Gemüsekiste zusammenstellen. Oder auf dem Weg vom Büro noch Tesafilm oder Sekundenkleber besorgen. Wie man sowas per App organisiert, die auf mehreren Handys synchonisiert ist, erzähle ich dir beim nächsten Mal.
Für alle, die jetzt denken, dass das aber ein riesen Aufwand ist, der kann nicht abschätzen, was es bedeutet, eine ganze Familie alleine zu organisieren. Dafür braucht es unbedingt ein paar Hilfsmittel. Die Shop Floor-Methode ist leicht zu erkären und kostet kaum was. Sie eignet sich vor allem für Familien, die nicht so gerne mit Apps und Online-Methoden arbeiten. Wir Eltern sind viel mehr als nur ein (Liebes-)Paar: wir sind auch die Chefs eines komplexen Haushalts. Wenn einer der Vorgesetzte und der andere nur der Praktikant ist, ist es kein Wunder, dass der Chef bald den Kopf in den Sand steckt. Denn leider erhält der Chef nämlich keinen Pfennig für seine Mühen.
Und nun wünsche ich dir viel Spaß beim Umsetzen. Solltest du auf Unverständnis oder eine gerunzelte Stirn treffen, dann kündige an, dass der Chef sich ab morgen Urlaub nimmt und der Praktikant das Ruder übernimmt.
Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura
Ps.: Patricia Cammarata zeigt hier, wie sie ihren Mental Load aufgezeichnet hat. So wird schnell klar, dass gewöhnliche Erledigungen oft einen Rattenschwanz an Aufwand nach sich ziehen. Im Podcast Mit Kindern leben hat sie mit Caspar Mireau das Problem noch einmal gut geschildert.