Mutter im Stress
Laufen ist meine Lebensrettung! Denn wenn ich richtig gestresst und kaputt bin, bringt mich eine dreiviertel Stunde draußen in Bewegung immer wieder in die Spur. Es gibt Momente, da weiß ich nicht vor und zurück. Da türmen sich die Berge an Arbeit, da kriege ich mich mit den Kindern in die Haare und der Alltag bricht scheinbar über mir zusammen.
Laufschuh an und los!
Wenn Anton abends nach Hause kommt, stehe ich manchmal in meinen Laufsachen bereit und übergebe ihm die wilde Meute und einen gedeckten Abendbrottisch. Dann setze ich mir Kopfhörer auf und bin weg. Außerdem habe ich ausprobiert, früh morgens zu laufen. Mein Wecker klingelt dann um sechs, ich mache mir einen Kaffee und bereite die Brotdosen der Kinder vor. Wenn dann Anton mit den Dreien runter kommt, verabschiede ich mich. Allerdings fällt es mir sehr schwer, um diese Zeit aufzustehen. Aber es lohnt sich immer sehr.
Denn wenn ich morgens schon gelaufen bin, habe ich bereite meine Gedanken sortiert. Ich hatte ein paar Ideen für meine Arbeit, bin in Gedanken den Tag durchgegangen und habe mir am Ende gedacht, dass doch alles gut ist, solange wir gesund sind. Laufen hat für mich etwas Meditatives, beim Joggen rücke ich alles wieder ins richtige Licht. Was mir mitten am Tag ausweglos erscheint, sieht draußen in Bewegung auf einmal ganz anders aus. Eine dreiviertel Stunde Laufen ist wie ein Neustart für mein Gehirn, das oft am Rand eines Kollaps zu stehen scheint. Ich bin schon Türe knallend aus dem Haus gedüst, der Magen drehte sich mir fast um, weil ich auf eines der Kinder so wütend war. Komme ich zurück, fällt es mir nicht mehr schwer, meinen großen Sohn oder meine Tochter in den Arm zu nehmen, egal was passiert ist.
Als Glücksläufer Gutes tun
Ich laufe also gegen den Stress, ich laufe für mich selber und für den Familienfrieden. Nun bin ich auf die Glücksläufer gestoßen. Die Idee für die Aktion kommt von den Initiatoren der Bloggerkonferenz Denkst in Nürnberg:
Schnürt die Laufschuhe, packt Freunde und Bekannte ein und geht mit uns gemeinsam als #Glücksläufer für die gute Sache an den Start und redet darüber.
Da die denkst zur Zeit pausiert, hat Susanne Hausdorf die Aktion in die Hände der CFI Kinderhilfe gegeben. Hier gibt es weiterhin die Aktion Glücksläufer mit dem Prinzip, Freunde und Bekannte das eigene Laufprojekt durch Spenden für CFI unterstützen zu lassen. Mein Ziel ist es: Stress abbauen und dabei Kinder unterstützen.
Mutter von der Rolle
Hier auf meinem Blog geht es oft um die Mutterrolle. Ich bin sehr gerne Mutter, empfinde diesen Job aber oft als sehr hart. Das hat verschiedene Gründe. Zunächst einmal ist da der Druck der Gesellschaft. Von Frauen wird erwartet, Kinder zu bekommen. Anschließend sind meist sie es, die sich um die Erziehung und Betreuung kümmern. Noch immer gehen viel zu wenige Väter in Elternzeit, dabei spielen Bedingungen am Arbeitsplatz eine Rolle, aber auch alte Rollenbilder vom Mann als Versorger der Familie. Die Frau verzichtet also auf ihren Beruf, steigt in den meisten Fällen nur in Teilzeit wieder ein, steht finanziell auf sehr wackeligen Beinen und kann nur hoffen, dass die Beziehung zum Partner hält. Sie managt weiter die Kinder, macht einen Großteil des Haushalts, sie ist ja schließlich zuhause, und verdient „Geld dazu“. Neben der Sorge für die Kinder, der Wäsche, neben Kochen und Care-Arbeit kümmert sie sich um Geburtstage, Familienurlaube, Arzttermine und die Garderobe der Kinder.
Es ist nicht in allen Familien so, aber in den meisten, die ich kenne. Auf Instagram hören mir in der Müttersprechstunde viele Frauen zu, die sich darüber beklagen, sich für alles zuständig zu fühlen. Sicherlich gibt es heute Paare, bei denen Haushalt und Job gerecht verteilt sind. Paare, in denen auch der Vater lange Elternzeit nimmt. Paare, in denen jeder seinen Zuständigkeitsbereich hat und damit zufrieden ist. Paare, in denen derjenige, der die Care-Arbeit macht, vom anderen für die finanziellen Einbußen in Form einer Altersvorsorge ausbezahlt wird – aber ich würde behaupten, es ist (noch) ein sehr kleiner Teil.
Nicht zuletzt habe ich den Eindruck, dass wir Mütter uns auch selbst das Leben schwer machen. Wir sind es gewohnt, als Frau die Sorgetragende zu sein. Wir vergessen uns selbst, haben dafür aber einen gesunden Kuchen fürs Kindergartenbuffet gebacken, den Haushalt erledigt anstatt Kaffee zu trinken und versuchen, im Meer von Berufstätigkeit, Haushalt, Familienmanagement und Kindererziehung nicht unterzugehen, anstatt endlich mal auf den Tisch zu hauen und zu rufen: so gehts nicht weiter!
#Mutterlauf
Mit meinem Lauf gegen den Stress versuche ich, dem Druck zu entkommen. Unter dem Hashtag #Mutterlauf möchte ich auf den Stress hinweisen, den viele Mütter haben. Bei all dem Ärger um Vereinbarkeit und Mental Load gibt es da aber natürlich den Gedanken, dass es uns hier in unserer Gesellschaft doch sehr gut geht. Ich finde es wichtig, sich für Frauenrechte und ganz besonders der von Müttern einzusetzen, bin mir dabei doch immer wieder im Klaren, dass wir hier in einem reichen Land und vor allem in Frieden leben. Viele Menschen leben in großer Armut, die Leidtragenden sind in erster Linie die Kinder.
Also habe ich mir gedacht, ich könnte meinen #Mutterlauf mit einer guten Sache verbinden und mache aus dem Grund bei den Glücksläufern mit. Und so gehts:
Mein Ziel
Ich laufe in den nächsten drei Monaten mindestens 20 Kilometer pro Woche, komme also bis Ende Juli auf 240 Kilometer. Dabei möchte ich auf den Stress aufmerksam machen, den wir Frauen mit Mental Load, Nachteilen im Beruf und Rentenversorgung und mit der Verantwortung für die Care-Arbeit haben. Toll wäre es, wenn andere Mütter mitlaufen. Vielleicht hast du Lust, dir auch die Joggingschuhe anzuziehen? Ich berichte auf Instagram von meiner Aktion und werde auch hier auf dem Blog immer mal wieder etwas dazu schreiben. Dabei sammle ich Spenden für Kinder in Not. Konkret geht es um dieses Projekt: