Winternachmittage des Grauens

Meine Neujahrsvorsätze waren, vielleicht erinnerst du dich, mit den Kindern mehr Zeit zu verbringen. Letzte Woche hatte ich mir das so schön vorgestellt. Bücher lesen, einen Kuchen backen, Legotiere bauen und unser Lieblingskartenspiel spielen – Kleinigkeiten, die wir alle gerne machen und unseren Alltag ein wenig versüßen sollten. Stattdessen war ich allerdings damit beschäftigt, nicht durchzudrehen. Für Kartenspiele und Backen mit Kindern war mir angesichts von Zank und Streit nicht der Sinn. Heute erzähle ich dir, wieso Winternachmittage manchmal einfach nur die Hölle sind.

Streit von morgens bis abends

Die Streitereien zwischen Jimmy und Luise gehen schon morgens los. „Ich hasse Pferde“ grunzt der eine, „du dummer sch…Bruder“ zetert die andere. Es wird gehauen und gebissen und nach ungefähr 40 Sekunden heult der erste. Das zweite Kind folgt auf dem Fuß, auch um zu versichern, dass er oder sie nicht angefangen habe. Mittlerweile mischt auch Oskar kräftig mit, meist auf der Seite der Schwester. Türen knallen, Heulen, Schreien, Zetern – ich habe nicht einmal den ersten Kaffee getrunken.

Nachmittags geht es so weiter. Aber es gibt sogar noch weiteren Ärger. Das Schulkind kommt mit Schniefnase, ohne Mütze, mit offener Jacke – und das bei minus zwei Grad. Wir meckern alle miteinander, ich über die fehlende Kopfbedeckung, beide Kinder über die Suppe, die sie nicht mögen. Beim Essen wird weiter gestritten und spätestens dann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem es mir reicht. Morgens hatte ich  mit Jimmy ausgemacht, dass wir eine Runde Drecksau spielen, unser liebestes Kartenspiel. Mittlerweile können wir uns nicht mehr riechen und keiner hat Lust, die Karten rauszuholen. Luise heult herum, weil sie zu ihrer Freundin möchte, es aber noch viel zu früh ist. „Mir ist so langweilig!“ ruft sie und um das zu unterstreichen, nimmt sie dem Schulkind die Stifte weg. Der wollte aber gerade mit den Hausaufgaben anfangen, auf die er im Übrigen keine Lust hat.

Viel zu kalt draußen

Na gut, dann hole ich jetzt erst einmal Oskar von der Tagesmutter, auch wenn mir die beiden Großen ehrlich gesagt schon reichen. Oskar kommt nur widerwillig mit, denn er wird am liebsten mit dem Auto abgeholt. Die Tagesmutter wohnt aber nur eine Straße weiter und ich bin flexibel, aber nicht auf Kosten der Natur. Weil Oskar keine Lust hat zu laufen, nehme ich unser Pferdchen Billy mit und schiebe ihn durch den Schneesturm nach Hause.

Eigentlich wollte ich rausgehen mit allen, denn frische Luft wirkt Wunder und beim Fußball spielen, Roller oder Laufrad fahren sind alle automatisch besser drauf. Allerdings ist es echt sehr kalt und mir frieren die Finger ab. Luise und Oskar könnte ich immer für eine kleine Wanderung begeistern, aber Jimmy muss ich schon bei gutem Wetter mit aller Kraft für meinen Vorschlag gewinnen. Bei Wind und Regen müsste ich stundenlang diskutieren (und vermutlich drohen) und darauf habe ich keine Lust.

Mama zückt den Zeigefinger

Wo wir gerade von Drohen sprechen. Ich bin eine absolute Verfechterin von Beziehung auf Augenhöhe und Verzicht auf Strafen, allerdings bin ich an solchen Tagen immer irgendwann so genervt und verzweifelt, dass ich doch mit Strafen drohe:

  • wenn ihr jetzt nicht aufhört zu streiten, flippe ich aus
  • wenn du jetzt weiter rumjammerst, male ich nie wieder mit dir
  • lass deinen kleinen Bruder los oder du kannst die Schokokekse vergessen

Mittlerweile ist mein Motto nicht mehr: verbringe jeden Tag ein bisschen Quality-Time mit deinen Kindern, sondern versuche, den Tag zu überleben und nicht Anton anzurufen und ihm zu sagen, dass du es zuhause nicht mehr aushältst. Tja, so schnell können sich gute Vorsätze ändern. Auch aus diesem Grund befürworte ich Arbeitsteilung unter Eltern, denn wie gerne würde ich mit meinem Liebsten tauschen, mich in ein ruhiges Büro verziehen und Zahlen in eine Tabelle einsortieren. Jaja, da macht dann der Chef Stress, aber wenigstens ist er für ein paar ruhig vorgetragene und stichhaltige Argumente offen, was ich von meinen Kindern nicht behaupten kann.

Halt die Ohren steif

Falls du auch genug hast von Nachmittagen in den vier Wänden, an denen ihr euch alle auf die Nerven geht und euch nach dem Frühling sehnt, komm doch mal rüber auf meinen Mikro-Blog bei Instagram. Morgens um halb zehn treffen wir uns in der Müttersprechstunde und tauschen Tipps aus, was man im Winter so machen kann. Ein Haufen Mütter zusammen sind ganz schön kreativ und das Gefühl, dass es allen gerade ähnlich geht, tut total gut. (Du kannst die Story auch noch 24Stunden danach schauen, für den wahrscheinlichen Fall, dass du um halb zehn keine Zeit hast.)

Kinder sind Kinder und Eltern sind Eltern. Wir bemühen uns und lieben sie, die wilden Mäuse, aber wir sind eben nicht perfekt (zum Glück!), keine Bilderbuchpädagogen oder Super-Mamas und -Papas. Aus diesem Grund wünsche ich dir gute Nerven für lange Winternachmittage, viele Freunde, mit denen sich deine Kinder treffen, einen Babysitter, der dir mal ein paar Stunden verschafft, Großeltern in der Nähe, starken Kaffee und einen Fernsehkanal für Notfälle.

Bleib fröhlich und unperfekt,

deine Laura

Noch ein paar Tipps für Nachmittage des Grauens?

  • Museum besuchen (Hotzenplotz-Ausstellung in Stuttgart)
  • Kinder-Konzertkarten kaufen
  • ins Kino gehen
  • Schaumbad nehmen
  • Skiklamotten an und raus (wenn du keinen Jimmy hast)
  • Papa im Büro besuchen (muhahahahaha)
  • Zu Ikea fahren und die Kinder im Smaland parken
  • Freundin mit Kindern einladen und Sekt aufmachen
  • Auf Pinterest nach Bastelideen suchen
  • Herzenswünsche aus dem Spielwarenkatalog ausschneiden
  • Kindermusik anmachen und eine Mini-Playbackshow veranstalten

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