Hautnah von Dr. Yael Adler – eine Rezension
Ich habe mir, nachdem ich den Podcast auf SWR1 mit Hautärztin Dr. Yael Adler gehört habe, sofort ihr Buch besorgt. Der Titel lautet „Hautnah – Alles über unser größtes Organ“ und erklärt Laien viel Wissenwertes zum Thema Hautfunktion, -schutz, -pflege, -aufbau und -gesundheit. Ich war nach dem Lesen viel schlauer und ganz schön baff. Klar, Sonnencreme benutzen und kein Solarium – geschenkt. Das habe ich gewusst. Aber ich habe eine Menge Interessantes erfahren und war auch ein bisschen schockiert. Habe ich doch in der letzten Zeit ganz schön viel falsch gemacht, besonders was die Pflege der sensiblen Kinderhaut angeht. Heute erzähle ich euch, warum ich künftig nach dem Motto „Weniger ist mehr“ creme und auf keinen Fall mehr Körperöl benutze. Dr. Yael Adler ist neben ihrer Tätigkeit als Hautärztin auch Ernährungswissenschaftlerin, schreibt super sympathisch, leicht verständlich und angenehm lesbar über unser größtes Organ, die Haut.
Großer Fehler: Die Haut einölen
Sicher bewundert ihr oft die zarte und reine Haut eurer Kinder, oder? Sie ist zum Knutschen, duftet meist gut und ist so samtig weich, dass Kuscheln mit den Mäusen besonders Spaß macht. Bisher habe ich die Kinder beim Baden mit einem großen Spritzer Kinderduschgel eingeseift und sie danach mit einem Naturkosmetik-Körperöl eingeschmiert. Darüber habe ich mir auch nie weitere Gedanken gemacht, denn auch ich benutze Bodylotion. Im Buch Hautnah erzählt Dr. Yael Adler aber davon, wie wir mit zu viel Seife den körpereigenen Schutzmantel zerstören. Von Körperöl rät sie sogar ganz ab, bezeichnet es sogar als fahrlässige Körperverletzung:
Öl ist zwar fett, aber flüssig, und damit für die Körperpflege überflüssig. Diese Eigenschaft macht es nämlich zu einer aggressiven Reinigungssubstanz. (…) Es verbindet sich mit unseren wertvollen Epidermislipiden und wäscht sie einfach aus. (S. 195)
Kinderhaut schützen mit Verzicht auf Öl
Yael Adler beschreibt, wie durch zu viel Körperöl Austrocknungsekzeme entstehen und vor allem die Haut der Babys dadurch massiv an Feuchtigkeit verlieren kann. Upps, besonders Oskar wird von mir immer mal wieder ordentlich eingeölt, habe ich das so doch in sämtlichen Babykursen gelehrt bekommen. Nun mag es sein, dass hier die Meinungen auseinander gehen, aber weil Adler diesen Prozess so wissenschaftlich und nachvollziehbar erklärt, nehme ich dies für bare Münze und entsorge unser Baby-Körperöl sofort. Statt dessen rät sie dazu, Bodylotion in geringen Mengen und nur bei trockener Haut zu verwenden. Gesunde Haut muss überhaupt nicht eingecremt werden. Ich muss dazu sagen, dass dieses Thema in unserer Familie schon immer diskutiert wurde. Mein Mann und mein Vater waren seit Jahren davon überzeugt, dass wir Frauen mit all unserer Cremerei die ausgetrocknete Haut selbst zu verantworten haben. Ob rissige Lippen oder spröde Haut an den Beinen, wir hauen einfach was Duftendes aus der Drogerie drauf. Dagegen haben wir die Männer immer für ihre mangelhafte Pflege kritisiert. Und jetzt mal ehrlich: die Männer der Familie haben keine Hautprobleme. Hier im Buch finde ich die Erklärung. Und mir schwant so einiges: an unserer damenhaften Cremerei verdient die Kosmetikindustrie ja auch eine Menge mit, oder?
Duschen und Eincremen: was Dr. Yael Adler rät
Unsere Kinder sowie mich selbst werde ich nur noch mit seifenfreier und geruchsneutraler Waschcreme einschäumen. Wichtig ist, dass deren ph-Wert der der Haut entspricht, zumindest ungefähr. Denn der ph-Wert der Haut hängt von verschiedenen Faktoren wie zum Beispiel dem Alter ab. Ich glaube, 5,5, also ein saures Milieu, ist zumindest die richtige Richtung. Wenn die Haut trocken ist, empfiehlt Adler eine Bodylotion mit Urea und epidermisähnlichen Barrierelipiden, zum Beispiel herkömmliche Lipo-Lotionen. Und Yael Adler rät zu duftfreien Varianten. Ich denke, das ist alles auch eine Frage des Geschmacks. Aber sie berichtet, wie wichtig der körpereigene Geruch eines Menschen ist. Und ich finde bei meinen Kindern, dass sie am besten riechen, wenn sie nach Jimmy, Luise und Oskar duften. Fans von buntem Dufteschaum müssen bei der Lektüre eine bittere Pille schlucken: Duschgel ist für die Haut am besten, wenn es nicht duftet, nicht schäumt und keine Farbe hat. Wo bleibt da der Spaß, werdet ihr Fragen? Und ich pflichte euch bei, dass ich mich auch immer erst dann sauber fühle, wenn es so richtig schaumig zugeht. Aber das ist wahrscheinlich eine Frage der Gewöhnung. Und mir zumindest ist es das wert, denn ich leide trotz oder wegen des seifigen Schäumens und dauerndem Cremen unter trockener Haut. An den Händen habe ich sogar schon Ekzeme gehabt, und die wasche ich täglich bis zu 30 mal mit Seife! Mein Tipp: Von der dm-Eigenmarke Balea med gibt es hautneutrale und seifenfreie Waschlotion, die wir überall als Seifenspender stehen haben. Sie riecht angenehm und ist dazu auch noch super günstig, und ich habe sie sogar schon für das Gesicht verwendet.
Ich war also heute in der Apotheke und habe mich beraten lassen. Die Marke Eucerin hat tolle Produkte, die einen hautähnlichen ph-Wert haben und den Säuremantel der Haut schützen. Ich habe mich für ein Seifenstück entschieden (Rat von Yael Adler, denn mit einem Stück benutzt ihr weniger als mit Gel), mit dem ich die Kinder künftig wasche. Am besten nur an den Stellen, die wirklich schmutzig sind wie Füße, Achseln, Hals, lautet der Rat der Dermatologin. Wusstet ihr außerdem, dass Seife an Pipi und Popo nichts verloren hat? Also dort nur mit Wasser waschen, da macht ihr nämlich sonst richtig was kaputt, und die Kinder sollen es ja gleich für ihr Leben lernen.
Übrigens rät sie, Sheabutter als natürliche Bodylotion zu benutzen, was mir gestern von meinem Kinderarzt direkt bestätig wurde. Das ist ein echtes Zaubermittel und schützt Lippen, beugt rissiger Haut vor, mildert Juckreiz und hilft gegen Kälte. Ihr erhaltet 100 % reine Sheabutter in Bioqualität im Online-Shop oder im Afrika-Laden. Wichtig ist, nicht raffinierte Butter zu wählen. Ich habe direkt eine Bestellung losgeschickt. Auch Kokosöl ist empfehlenswert, so die Hautärztin. Ich reinige damit (und mit Toilettenpapier) sowieso schon lange Oskars Popöchen und verzichte auf jede Form von Feuchttüchern, zumindest zuhause.
Gesichtspflege – weniger ist mehr
Auch im Gesicht rät Hautärztin Yael Adler zur Zurückhaltung. Gerade wir Frauen schmieren uns ja viel auf diesen Teil der Haut, da nehme ich mich nicht aus. Am besten verwendet man eine Creme ohne Mineralöle. Ich bin da ja sowieso von der Öko-Fraktion und benutze seit längerem Naturkosmetik. Aber auch in diesem Bereich ist nicht alles Gold, was glänzt, erfahre ich im Buch. Und sie hatte noch einen Tipp: Sonnenschutz ist ihr absolutes Credo, was die Gesundheit der Haut angeht. Wenn ihr aber wie ich auf der Suche nach einer Gesichtscreme mit Lichtschutzfaktor seid, dann achtet auf UV-B und UV-A-Schutz. Die Cremes aus der Drogerie haben meist nur einen davon, dann kann man sich dies gleich schenken. In der Apotheke habe ich mich für eine Feuchtigkeitscreme von Vichy entschieden. Die Apothekerinnen haben lange gesucht, bis sie eine passende gefunden haben.
Sonnenschutz ist extrem wichtig
Sonnenschutz ist ein alter Hut, denkt ihr. Aber in diesem Buch lernt ihr echt noch was dazu. Das Motto lautet: Meiden, Kleiden, Cremen. Und wenn ihr aus einem Urlaub kommt, und in der Familientube Sonnenmilch noch Reste sind, habt ihr was falsch gemacht. Wir cremen nämlich viel zu wenig, so Adler. Richtig dick muss das Zeug drauf, auch wenn es eklig ist. Kinder unter zwei Jahren gehören gar nicht in die pralle Sonne und müssen ganz besonders geschützt werden. Außerdem empfiehlt Yael Adler einen hohen Schutz von LSF 50.
Schlusswort
Ihr Lieben, ich hoffe, ich habe hier jetzt keinen Körperöl-Liebhaber und Fan von buntem Schaum vor den Kopf gestoßen. Ich selbst bin absolut nicht vom Fach und wollte nur erzählen, wie gut ich dieses Buch fand. Alles klingt einleuchtend und logisch, die Umstellung unserer Waschkosmetik war ganz einfach und nicht einmal teurer. Schlussendlich entscheidet jeder selber über seine Haut, und in der müsst ihr euch ja ein Leben lang wohl fühlen.
Und hier kommt das Buch! Absolut empfehlenswert und super interessant. Wer wissen will, welche Lebensmittel schön machen, wie gefährlich Tattoos für unsere Haut sein können und viele weitere spannende Fakten über unser größtes Organ, der kaufe es im Buchgeschäft, leihe es in der Bücherei und lese es!
Dr. Med. Yael Adler: Hautnah. Alles über unser grösstes Organ, Droemer Verlag München, 2016, 16,99 Euro.
Ps.: Dieser Beitrag ist nicht gesponsert. Ich habe das Buch aus der örtlichen Bücherei geliehen, die Kosmetikmarken sind wirklich meine eigene Wahl und ich habe alle erwähnten Produkte selbst bezahlt, Bloggerehrenwort!