Brüderlein und Schwesterlein
Streit unter Geschwistern ist in unserer Familie allgegenwärtig. Schon morgens geht es los bei uns zuhause. Da jubelt Jimmy über das gestrige Fußballspiel: „Juchuuu, Deutschland hat den Confed Cup gewonnen.“ Schon posaunt Luise lauthals: „Fußball ist sooooo doof!“ „Gar nicht doof, du dumme Kuh. Pferde sind doof, und Einhörner ganz besonders“ ist die prompte Antwort. Luise, die mit vier Jahren die Ärger-Regeln noch nicht verinnerlicht hat, heult auf. Sie schubst Jimmy an die Wand, der lacht und ruft „hat ja gar nicht weh getan, bist ja nur aus Marzipan“, woraufhin Luise noch lauter brüllt.
Zwei Geschwister verschiedenen Geschlechts mit einem Altersabstand von zwei Jahren haben nichts gemeinsam außer die Eltern. Der Große liebt Fußball, die kleine Pferde, Einhörner und Eisprinzessinnen, und damit sind meine Kinder was ihre Interessen betrifft so stereotypisch wie Marion Mustermann auf ihrem Ausweis. An der einen Wand hängen Fußballposter von Borussia Dortmund, an der anderen die Eiskönigin mit den pastatellergroßen Augen.
Elsa vs. Mario
Und so kämpfen Elsa von Arendelle und Mario Götze ihren immer gleichen Kampf um den ersten Platz im was-auch-immer-Wettbewerb, laut untermalt von Jimmy und Luises Wut-Geschrei. Letzte Woche konnte ich mir bei der Diskussion, ob es denn nun das Sternzeichen Einhorn gebe, das Lachen kaum verkneifen. Aber als Luise dann Jimmys Fußbälle vom Balkon warf und der große Bruder daraufhin auf Plüschpferd Sabrina eindrosch, habe ich dann mitgebrüllt.
Im Auto auf dem Weg zum Kindergarten geht es dann munter weiter. Luise will vorne sitzen, aber da befindet sich gerade der Kindersitz von Jimmy. Es folgt zur Untermalung ihres Unmuts ein Tritt in des Bruders Allerwertesten. Der fackelt nicht lange, bringt die Schwester per Schubs zu Fall und weiter gehts im Ringkampf Arendelle gegen Dortmund. Im Kindergarten herrscht laut Erzieherinnen zwischen beiden Frieden, das heißt, sie sind für ein paar Stunden Luft füreinander. Aber wenn ich sie abhole, geht es weiter. Wehe, die Brezel auf dem Nachhauseweg war größer als die des anderen. Oder aber die Schwester hat einen größeren Schluck aus der Wasserflasche genommen. Jimmy nimmt sich schnell die letzten Himbeeren, Luise leckt alle Äpfel ab. Dann ist aber Kasalla in unserem Dorf und ich blicke verschämt zu Boden.
Ich überlege, ob ich mit den Streithähnen nach Hause gehen soll. Meist ist das eine schlechte Idee, also ab auf den Spielplatz. „Ich will auf den Drachenspielplatz“, kräht Luise. „Nee, der ist doch was für Babys. Ich will auf den Schulhof, da kann ich kicken“ ruft Jimmy.
Rat vom Psychologen: Streit unter Geschwistern
Neulich habe ich in einem schönen Text von einem Psychologen über Streit unter Geschwistern gelesen, der Eltern von Streiträhnen rät: Nicht mit hineinziehen lassen und keine Partei ergreifen! Das habe ich bereits kapiert, denn ich lasse mich weder von Jimmy als Schiedsrichter noch von Luise als Streitschlichter missbrauchen. Meist habe ich ja sowieso nicht gesehen, wer angefangen hat. Also wem glaube ich dann?
Streit unter Geschwistern – drei Tipps für Eltern
Streit unter Geschwistern ist so normal wie schwer zu lösen, aber es gibt immerhin eine Menge Tipps, wie wir als Eltern damit umgehen können. Nicht petzen lassen, lautet ein Rat. Und Streitereien austragen lassen, meint der Experte – kinderleicht für mich. Wenn ich jeden Kampf beenden würde, den Jimmy und Luise anzetteln, hätte ich viel zu tun und für Baby Oskar, Wäsche, Einkäufe und Besorgungen bliebe absolut keine Zeit mehr. Beim letzten Punkt bleibe ich hängen: reagieren Sie nicht entnervt, lautet der Rat. Tja, da hapert es bei mir enorm. Denn eines muss ich sagen: die Zankerei meiner Kinder geht mir manchmal ziemlich auf die Nerven. Erst neulich habe ich mit einem Wutschrei meinem Ärger Luft gemacht. Der Sturm hielt eine Weile an, da höre ich, wie Jimmy sagt: „Komm Luise, wir gehen. Mama spinnt. Du darfst auch ein Einhorn sein.“ Daraufhin nimmt Luise des Bruders Hand und beiden verschwinden im Kinderzimmer.
Übrigens habe ich in einem anderen Beitrag schon mal über den Streit zwischen unseren Kids geschrieben und von einer genialen Lösung erzählt, die uns bis heute noch über den Tag rettet. Und hier findest du einen dritten Text zum Thema Streit unter Geschwistern. Du siehst, mich beschäftigt das Thema ziemlich häufig…
„Würd mich lieber mit dir streiten, als wen anders zu lieben.“ Dieses Zitat habe ich im Netz gelesen und es hat mir sofort gefallen. Wenn auch deine Kinder oft streiten, dann sei dir darüber im klaren, dass es a) normal ist, b) dazu gehört und sich c) die Streithähne trotzdem ungemein lieb haben. So ist es auch bei Jimmy und Luise. Meine Tochter wird später wissen, wie die Männer ticken. Und meinem Sohn werden die Marotten der Frauen bekannt vorkommen. Lass Streit zu, wenn wir Erwachsenen haben gelernt, Ärger zu unterdrücken. Da sind uns in Sachen Psycho-Hygiene unsere Kinder einen Schritt voraus!
Beib fröhlich und unperfekt, Laura