Warum Spiele-Dates anstrengend sind – plus ein schnelles Rezept für Vanille-Kekse

So gut möchte ich es auch mal haben

Folgende Szene spielt sich in vielen Familien-Haushalten ab: am frühen Abend kommt der Papa von der Arbeit nach Hause und tritt ins Wohnzimmer. Auf dem Tisch stapeln sich Kaffeetassen und Kuchenteller. Kekskrümel sind verstreut und im Kinderzimmer wird eifrig Lego gebaut. Auf dem Sofa sitzen zwei Mütter, eine davon ist des Papas Frau. Er zieht sich die Schuhe aus, hängt den Mantel auf und sagt:

„So gut möchte ich es auch mal haben. Den ganzen Tag Kaffee trinken und quatschen, während die Kids friedlich spielen!“

Wenn du wüsstest…

Warum die beiden Damen dem Herrn Papa nach dieser Aussage am liebsten die Kuchenschaufel über den Schädel ziehen möchten, danach die Kinder zum Aufräumen ermahnen, die eine dann unter lautem Wutgeheul der Tochter Trinkflasche, Kuschelpony, Lätzchen und Schnuller zusammensammelt und sich auf den Heimweg macht, während die andere Mutter die Spuren der Tortenschlacht beseitigt und ihre Nerven beruhigen muss, erzähle ich dir jetzt!

Als ich noch keine Kinder hatte, dachte ich wie dieser Herr Papa. Aber nun bin ich schlauer. Spiele-Dates mit anderen Müttern samt ihrer kleinen Kinder klingen famos. In Gedanken sah ich mich auf dem Balkon sitzen, einen schaumigen Milchkaffee in der Hand, eventuell ein Gläschen Prosecco daneben, lecker Törtchen auf dem Teller und eine sympathische Frau, mit der ich mich bestens über angesagte Themen aus Gesellschaft, Politik, Musikszene und Literatur unterhalten kann. Währenddessen spielen die beiden kleinen Mädchen herzallerliebst mit dem Puppenhaus und verkleiden sich als Prinzessinnen.

Die Wahrheit über Spiele-Dates

Die Wahrheit sieht anders aus. Spiele-Dates sind meistens purer Horror und ich bin danach so platt wie eine Flunder. Meine Ohren klingeln und ich habe das dringende Bedürfnis, mich für drei Tage in ein buddhistisches Schweigekloster zu beamen. Meist liegt das an folgenden drei Punkten, die entweder geballt, einzeln oder miteinander kombinierbar auftreten:

Die beiden Mädchen, knappe drei Jahre alt, verstehen sich im Kindergarten bestens. Aber hier und heute hauen sie sich die Köpfe ein. Meine eigene Tochter möchte keinesfalls das Kuschelpony verleihen und die kleine Freundin darf nicht mit den Puppen, dem Playmobil oder den Autos spielen. Das Gastkind weint und nimmt das Pony trotzdem, die eigene Tochter schlägt zu, das Gastkind weint noch mehr. Die Gastmutter mischt sich ein. Alle schimpfen, weinen, schlichten, drohen und erklären wild durcheinander. Nach einer Stunde haben wir die Kinder so weit, dass sie wieder spielen. Jeder für sich und möglichst weit voneinander entfernt. Eine halbe Stunde, bevor die Gäste gehen müssen, vertragen sich die beiden Damen auf magische Weise wieder und können sich von da an nicht mehr voneinander trennen.

Die Gastmutter, die sich beim Smalltalk vor den Kindergartentüren als sehr freundlich erwies, zeigt hier an diesem Nachmittag ihr wahres Gesicht. Ihre Welt dreht sich einzig und alleine um Kind und Kegel. In stundenlangen Ausführungen beschreibt sie das Schlaf-, Ess- und Trotzverhalten ihrer Tochter, erzählt eine Stunde von allen Einzelheiten rund um Schwangerschaft und Geburt und berichtet on top von allen bisher durchgemachten Erkältungskrankheiten. Während ich mich bemühe, ihren Ausführungen über Arnika-Globuli und Einschlafbegleitung zu folgen, spielen die Mädchen auf dem Glockenspiel in Endlosschleife die Tonleiter, hören eine Bibi&Tina-Cd und singen dazu „In der Weihnachtsbäckerei“. Meine Ohren bluten und mein Puls rast, denn während die Gastmutter sich um ihr Leben quatscht, trinke ich einen Kaffee nach dem anderen.

Es ist jedes Mal wieder ein Erlebnis, wie zwei kleine Mädchen die Bude in eineinhalb Stunden in ein solches Chaos verwandeln können. Weil sie anfangs nicht so weit weg von den Mamas spielen möchten, schleppen sie das halbe Inventar ins Wohnzimmer, kippen dort Legokisten aus und holen den CD-Player samt siebzehn Kinder-Cds hervor. Gegen später verteilen sie die andere Inventar-Hälfte im Kinderzimmer. In der Küche herrscht ein ähnliches Bild: Dort wird Kuchen gegessen und jedes Stück zur Hälfte liegen gelassen. Das Gastkind wollte außerdem Apfelschnitze essen, mochte dann aber die Schale nicht. Jeder hatte ein Glas mit Wasser, zwei davon sind umgefallen. Milch wurde aufgeschäumt und als Kinder-Cappuccino gereicht, anschließend jedoch verschmäht. Die Tochter hat sich eine Banane geschält, die Gastmutter ein glutenfreies Hörnchen sowie drei Berliner mitgebracht, deren Marmeladeninhalt es nur zum Teil in die Münder der Mädchen schaffte. Zwei Rollen Küchenpapier, zwei Stofflätzchen und ein Lappen zum Aufwischen runden die Szene ab.

Niemals nach Hause einladen

Seit einigen Jahren weiß ich nun, dass Spiele-Dates nichts, aber auch rein gar nichts mit ruhigen Nachmittagen gemeinsam haben. Viel mehr weiß ich, dass man auf keinen Fall Bastelangebote mit Wasserfarben und Knete macht, sondern lieber erst gar nicht auf die Idee kommt, drinnen zu bleiben. Rausgehen ist viel besser, am besten verabredet man sich direkt im Wald oder auf dem Spielplatz. Und weil das mit dem Prosecco nichts wird, weil ich angeschickert noch weniger gut Streits schlichten und Kaffee ausschenken kann, verschiebe ich den Genuss eines Gläschens lieber auf den Abend, wenn endlich Ruhe herrscht.

Schnelle Vanillekekse

Übrigens ist Futtern immer noch der entspannteste Zeitvertreib. Dann sind die Mädchen beschäftigt und die Gastmutter hat den Mund voll. Daher habe ich für dich ein ganz einfaches Keksrezept, das du in Nullkommamix vorbereiten und kredenzen kannst.

Du nimmt

  • 180 Gramm Butter
  • 80 Gramm Zucker
  • eine Packung Vanillezucker
  • einen halben TL Vanilleextrakt
  • 180 Gramm Mehl
  • 2 Päckchen Vanille-Puddingpulver

Vermisch das ganze zu einem Knetteig und lagere ihn für eine halbe Stunde im Kühlschrank. Dann stichst du kleine Kugeln ab und legst sie auf ein Backblech. Anschließend mit der Gabel etwas platt drücken und bei 180 Grad 12 Minuten backen. Abkühlen lassen und mit Puderzucker bestäuben. Dazu passt Kinder-Cappuccino mit Marshmallows oben drauf. Es ist dir natürlich erlaubt, deine Milch mit 43-Likör aufzupeppen.

Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura

Ps.: Übrigens wird es mit älteren Kindern nicht unbedingt besser. Zwar kommen da die Mütter nicht mehr mit, während ich mich aber glücklich schätze und meinen Espresso schlürfe, verstopft meine Tochter still und leise mit ihrer kleinen Kollegin den Abfluss mit Gesichtscreme oder zerknittert munter die Fußballbildchen des Bruders, weil dieser die Freundin zuvor „dumme Nuss“ genannt hat. Meist finde ich am Abend Ponys mit von Haarspray verklebter Miene oder nasse Puppenkleidung unter dem Bett.

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