Neues bei Heute ist Musik: Ich steige aus dem Hamsterrad aus!

Immer mal wieder schreibe ich hier, wie viel ich zu tun habe, dass ich unentspannt und gestresst bin. Ich überlege, wie mein perfekter Alltag aussehen würde, schreibe über Methoden zum Entspannen oder initiiere ein Entspannungsprojekt. Aber trotzdem ich mich andauernd mit dem Thema beschäftige, wird es nicht besser. Erst neulich war ich wieder der Verzweifelung nahe, weil ich nicht wusste, wie ich die Arbeit, die Kinderbetreuung, den Haushalt und all das schaffen soll. In den Instagram-Storys erzähle ich oft von meinem Dilemma und habe andere um Rat gefragt. „Kennt ihr das Gefühl auch, diesen ganzen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen zu können? Habt ihr einen Rat?“

Das Risiko

Ich habe ganz liebe Rückmeldungen bekommen, eine davon hat mich besonders beschäftigt. Mir schrieb eine Mutter, dass es ihr bis vor ein paar Jahren ähnlich ging. Auch sie war hin und hergerissen zwischen Familie, gesellschaftlichen Verpflichtungen, Job und Haushalt – bis sie einen Schlaganfall erlitt und daraufhin ihr Leben komplett änderte. Krass, habe ich gedacht. Das kann eben auch passieren, wenn wir uns ewig gestresst fühlen. Natürlich ist ein Schlaganfall ein sehr seltenes Resultat, aber gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Stress sind auch mir bekannt. Ich bekomme Rückenschmerzen, wenn die Kinder so viel streiten. Und manchmal geht mir schon um acht am Morgen der Puls, wenn ich an meine To-Do-Liste denke.

Die alte Leiher von der Vereinbarkeit

Mir wurde bewusst, dass dieser Zustand, in dem ich mich befinde, kritisch ist. Für meine Psyche, meine Gesundheit und meine Familie. Vielleicht geht es dir manchmal ähnlich und dazu muss man keine drei Kinder haben. Manchmal reicht ein Kind, ein fordernder Job oder ein Hausbau-Projekt. Ärger mit dem Partner, zu viele Termine rund um Kindergarten und Schule oder Sorgen um die Gesundheit von Angehörigen. Wir leben heute in einer sehr rasanten Zeit; in den 30ern findet meist alles auf einmal statt: Paare bekommen Kinder, arbeiten an ihrer Karriere, bauen ein Haus und sparen für die Ausbildung ihrer Söhne und Töchter. Weil aber die äußeren Umstände für Eltern schwierig sind, vor allem in der Arbeitswelt, ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie schwer zu managen. Das Resultat: einer von beiden arbeitet weniger (meist die Frau), kümmert sich dann um Kinder und Haushalt (meist die Frau), ist gestresst und unzufrieden. Der andere arbeitet viel, weil Kids, Miete und Co so teuer sind (meist der Mann), verbringt zu wenig Zeit mit den Kindern (meist der Mann) und ist gestresst und unzufrieden. Ideen für Wege aus der Vereinbarkeitsfalle gibt es, aber die Voraussetzungen stimmen (noch) nicht. Wenn einer von beiden ganz zuhause bleibt und die gesamte Care-Arbeit übernimmt, muss er auch für den Notfall abgesichert sein. Was passiert, wenn der Partner krank wird oder sich trennt? Was ist, wenn der andere seinen Job verliert? Hier sind immernoch am Ende die die Leidtragenden, die die wertvolle und notwendige Care-Arbeit übernommen haben. Eine andere Möglichkeit sehe ich in der Idee, dass jeder Mensch ein Zeitkonto hat. In einer Phase des Lebens kann er seine Arbeitszeit reduzieren. Ob er ein Sabatical macht, kranke Angehörige pflegt oder sich um seine kleinen Kinder kümmert, ist ihm überlassen. Aber auch das ist noch Zukunftsmusik.

Es muss sich etwas ändern

Auf die Zukunft kann und will ich nicht mehr warten, darum habe ich nun beschlossen, etwas zu tun. Ich will nicht mehr länger darüber schreiben, dass mir alles zu viel wird, sondern handeln. Die Kinder sind noch klein und brauchen mich oder Anton. Weil ich aber selbstständig bin und Anton mit seinem Festvertrag das meiste Geld für Miete, Windeln und Essen erwirtschaftet, liegt zumindest im Moment die Kinderbetreuung am Nachmittag in meinen Händen. Und auch wenn sich da mein Feministinnenherz meldet, es ein finsteres Gesicht zieht und laufend „ist ja wieder mal typisch!“ schreit, akzeptiere ich den Umstand. Bleiben noch mehrere Baustellen, die größte davon ist mein Job. Und so habe ich mich selbst vor die Entscheidung gestellt: Entweder gebe ich mein Textbüro auf oder Heute ist Musik. Ersteres mache ich mit Herzblut und viel Leidenschaft, zweiteres fühlt sich mittlerweile an wie mein viertes Kind. To make a long story short: ich werde für die nächste Zeit mein Textbüro schließen und meine Arbeit für die wunderbare Elternzeitung, für die ich jahrelang tätig war, sowie für viele andere Kunden einstellen. Das ist ein großer Schritt, denn die Menschen, für die ich texte, liegen mir sehr am Herzen und ich liebe es, zu schreiben, zu lektorieren und für Unternehmen zu bloggen. Aber Heute ist Musik habe ich so lange aufgebaut und gehegt, dass ich mir nicht mehr vorstellen könnte, aufzuhören.

Kurzer Einschub: Ich möchte hier hinzufügen, dass ich mit dem Blog mittlerweile auch Geld verdiene. Wie das funktioniert, kannst du hier nachlesen. Denn einfach den Job an den Nagel zu hängen ist natürlich ein Luxus, den ich mir finanziell auch nicht einfach so leisten könnte. Generell bin ich mir darüber bewusst, wie gut wir es haben, dass bei uns die Kohle einigermaßen reicht. Es gibt genug Menschen, die diesem Mörder-Stress aus Vereinbarkeit und Familie ausgeliefert sind und keine große Wahl haben, weil sie Vollzeit arbeiten müssen. Das ist ein Grund, warum ich mehr politische Unterstützung für Familien fordere, zum Beispiel in der Sache mit den Kindergartengebühren.

Nein sagen lernen

Ein weiterer Punkt ist mein soziales Engagement. Irgendwie fällt es mir schwer, „Nein“ zu sagen, wenn es um Elternbeirat, Kuchen backen und Co geht. Aber ich kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen. Also habe ich mich nun dazu entschieden, mein Engagement auf die Grundschule zu begrenzen. Chor, Kindergarten oder Kirche ist einfach nicht drin. Als Texterin werde ich oft gefragt, ob ich mal diesen oder jenen Bericht schreiben könnte. Neulich habe ich kurz darüber nachgedacht, beim Kindergottedienst-Team mitzumachen. Aber ich muss einfach lernen, dass nicht alles geht und der ausgelutschte Spruch wahr ist: jedes „Nein“ ist ein „Ja“ zu dir.

Angst vor Ablehnung

Warum erzähle ich dir das alles? Ich möchte hier auf diesem Blog nicht immer nur schreiben, dass wir alle nur mehr Yoga machen müssen und den Moment genießen, damit alles besser wird. Nein, wir müssen uns an die eigene Nase fassen und Prioritäten setzen. Was möchten wir und was ist uns wichtig? Und was geht einfach nicht mehr? Ich glaube, dass es vor allem uns Frauen schwer fällt, nein zu sagen. Wir möchten niemanden vor den Kopf stoßen und wir möchten nicht, dass uns andere nicht mögen. Mir zum Beispiel ist es ein Graus, wenn andere denken, sie könnten sich nicht auf mich verlassen oder ich wäre eine faule Socke. Vielleicht sollte ich noch einmal dieses Buch zur Hand nehmen, das hat mir damals den Grund dafür ziemlich gut erklärt. Vielen Frauen in meinem Umfeld geht es ganz genauso. Aber wenn wir etwas an unserem Leben ändern wollen, dann müssen wir handeln, Mut fassen und auch von ein paar liebgewonnen Dingen Abschied nehmen.

Falls dir auch manchmal die Ohren sausen und du ab und zu das Gefühl hast, dich nur noch verkriechen zu wollen, dann zieh die Notbremse. Fasse den Mut, etwas in deinem Leben zu ändern. Ob du mehr arbeitest, deine Kinder nachmittags betreeuen lässt und so mehr Luft hast, oder zuhause bleiben möchtest, um bei den Kindern zu bleiben – tu es. Wenn immer alle etwas von dir wollen, dann versuch es mal mit dem ersten „Nein“. Wir sollten lernen, auf uns zu hören und auf die Meinung von außen zu pfeifen. Denn am Ende tun wir es für uns selbst und unsere Familie. Wir haben nur das eine Leben!

Bleib fröhlich und unperfekt,

deine Laura

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