So langsam fällt uns hier mehr und mehr die Decke auf den Kopf. Niemals zuvor waren wir so viel zuhause und manchmal kann ich unsere sonst so geliebten vier Wände nicht mehr sehen. Ob das mit dem Sommerurlaub klappt, ist ungewiss, meine Vorträge sind abgesagt und auch meine heiß geliebte Blogfamilia-Konferenz, auf die ich mich so gefreut habe, kann nicht stattfinden. Dabei habe ich so Lust auf Berlin! All meine Sehnsichtsorte kann ich nur in Gedanken besuchen, aber so ist es nun einmal. Verreisen in Zeiten von Corona geht am besten mit einem guten Buch. Darum stelle ich dir mal drei Bücher vor, die ich in den letzten Wochen verschlungen habe. Sie sind auch eine kleine Auszeit aus der Krise und ich gebe zu, auch eine Auszeit von meiner Familie. Fangen wir an mit
Superbusen von Paula Irmschler
Eine junge Frau gründet mit ihren Freundinnen eine Band namens Superbusen und sie touren gemeinsam durch Deutschland. Dabei setzt sich Gisela, so heißt die Protagonistin, immer wieder mit ihrem Körper, mit ihrem Anderssein und mit ihrer Rolle als Frau auseinander. Ihre Freundinnen sind ähnlich starke Frauen wie sie, die zusammenhalten, auch wenn das nicht immer so einfach ist. Es geht ums Kinderkriegen, um das Konstrukt aus Ost und West, es geht sehr viel um Musik und darum, wie es ist, sich endlich selber finden und akzeptieren zu wollen. Ich selber bin zwar etwas älter als Gisela und ihr chaotisches Leben ist doch so anders als meines, aber gerade das hat dieses Buch auch reizvoll gemacht. Wie war ich in dem Alter, habe ich mir ähnliche Fragen gestellt? Wieso sind wir Frauen nie zufrieden mit unserem Körper und warum ist da immer so ein Typ, der uns sitzen lässt? Ob jung oder alt, dieser „Poproman“ ist lesenswert und das hat mir auch meine Freundin Marlene bestätigt, der ich das Buch empfohlen habe. Bitte einmal einsteigen und zurück in die Studentenjahre reisen, das ist genau das Richtige, wenn einen die Enge der eigenen vier Wände zu nerven beginnt.
Frau im Dunkeln von Elena Ferrante
Wieder geht es um eine Frau, dieses Mal ist sie älter als ich. Leda ist 50 und fährt alleine in den Urlaub ans Meer. Schon zu Beginn weist eine Obstschale darauf hin, wie die Geschichte ausgehen könnte, denn unter den perfekten Früchten ist alles verschimmelt. Die Sprache ist wunderbar, man gleitet durch den Roman und weiß mal wieder zu schätzen, was für ein Glück es ist, ein Buch von Elena Ferranten in den Händen zu halten. Ich habe schon die neapolitanische Saga verschlungen, dieses hier habe ich an zwei Nachmittagen in meinem Panic Room verputzt. Immer wieder erkenne ich mich in Leda wieder, die zwei Töchter hat, und sich fragt, was aus ihr selbst geworden ist. Am Strand trifft sie auf eine italienische Großfamilie, die sie fasziniert, aber auch ärgert mit ihrem Lärm. Dann macht Leda etwas Unbegreifliches und die Vergangenheit holt sie daraufhin auf drastische Weise ein. Falls du dich also nach Meer und Abenteuer sehnst, kann ich diesen Roman nur empfehlen.
Jessi Burton: Die Geheimnisse meiner Mutter
Rose hat ihre Mutter nie kennengelernt, und war doch immer auf der Suche nach ihr. Ihr Vater verrät ihr endlich eine Spur, denn Rose Mutter Elise war lange mit der berühmten Autorin Constance Holden zusammen. Um mehr über sie zu erfahren, schleicht sich Rose unter falschem Namen bei Constance ein, und die beiden Frauen werden Freundinnen. Nach und nach erfährt man als Leserin mehr über die Hintergründe und die Liebesgeschichte zwischen Constance und Elise. Es wird spannend, denn keiner weiß so recht, was mit Elise passierte, warum sie verschwand und ob ihre Freundin etwas damit zu tun hatte. In jedem Fall wird klar, warum Constance eine so faszinierende Persönlichkeit ist, und ich war eine Woche lang mit diesem spannenden Buch beschäftigt. Obwohl ich aktuell keine Lust habe, in die USA zu reisen, habe ich mich von Jessie Burton gerne mitnehmen lassen. Die meiste Zeit spielt das Buch aber sowieso in England, und dort bin ich sehr gerne!
Es ist nicht einfach, sich eine halbe Stunde zum Lesen frei zu schaufeln, aber es tut so gut. Ich werde mich jetzt mal wieder mit einem Buch auf die Terrasse setzen und ein wenig abtauchen. Irgendwohin, wo es kein Corona gibt! Ganz viel Spaß wünsche ich dir und ich freue mich über Buchtipps von dir in den Kommentaren.
Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura
Ps.: Ich habe ganz bewusst keine Affiliate Links gesetzt, denn es ist gerade jetzt so wichtig, die örtlichen Buchhandlungen zu unterstützen. Falls du also eines kaufen möchtest, kannst du es vielleicht sogar von deinem Buchladen um die Ecke liefern lassen oder du holst es, natürlich mit Mundschutz, ab.
Zur Transparenz: ich habe alle Bücher als Rezensionsexemplar geschickt bekommen, wurde dafür aber nicht weiter bezahlt.