Das Mama-Konstrukt ist maximal überlastet und kracht irgendwann zusammen: wie finden wir da raus?

Die Mädels von Mutterkutter haben einen neuen Ratgeber für Mütter herausgebracht und zur Erscheinung habe ich Kerstin und Doro interviewt:

Survival Guide für Mamas von Mutterkutter

Laura: Es gibt so viele Ratgeber für Mütter, die sich um ihre Kinder drehen. Wie kam es dazu, dass ihr einen Ratgeber für die Bedürfnisse der Mütter schreiben wolltet?

Doro: Liebe Laura, da sagst du was…und sprichst im Grunde genommen schon die Kernidee unseres Buches an, denn: Ja, es gibt viele und richtig tolle Ratgeber auf dem Markt, die den Fokus auf unseren Kindern haben, uns wundervoll die verschiedenen Entwicklungsphasen erklären und uns so verstehen lernen. Das ist großartig und wichtig! Mit Blick auf Social Media und viele Sprüche, Fotos oder Texte der Profilbetreiber*innen habe ich die letzten Jahre allerdings zunehmend einen gewissen Druck auf uns Mütter verspürt. Bei mir ist einfach der Eindruck entstanden, dass es oft viel mehr darum geht, was wir als Mamas auf keinen Fall tun dürfen – und dass wir mit unserem Verhalten nachhaltig unsere Kinder schädigen können, zum Beispiel sollen wir nicht schimpfen oder am besten – überspitzt gesagt – immer verständnisvoll reagieren. Nur: wer ist so perfekt? Niemand! Für mich bleibt auch heute noch oft der fade Beigeschmack, dass wir als Mamas ein Anspruchslatte zu
erfüllen haben, die oft gar nicht realisierbar ist. Nämlich dann, wenn wir kaum Freiräume im Alltag haben. Wenn wir uns im Familienkarussell drehen und irgendwie mit unseren verschiedenen Aufgaben – Mama, Berufstätige, Partnerin oder Hausfrau – jonglieren. Oft kommen wir zu kurz und die Geduld bleibt auf der Strecke. Das kennen wir selbst – oder, Kerstin?

Kerstin: Genau, es geht uns in erster Linie darum, den Frauen zu sagen: Liebe Mamas dieser Welt, Ihr steht an erster Stelle! Ohne euch läuft in der Regel nichts! Wir haben das gerade aktuell in der Corona-Situation erlebt. Fakt ist, dass Mütter oft am Rande ihrer Kräfte sind und nicht auf sich achten. Das ganze Mama-Konstrukt ist damit maximal überlastet und kracht irgendwann zusammen. Da kommt der Hörsturz, die Migräne, ständig Infekte usw. Wir geben in unseren Ratgebern erprobte Tipps, wie Mütter aus diesem Karussell aussteigen und mehr auf sich achten können. Das ganze machen wir ohne Dogmatismus, sondern eher mit einem verschmitzten Augenzwinkern. Wir sagen: für jedes Problem gibt es eine Lösung. Bitte hier hast du sie, du musst sie nur annehmen und für dich ausprobieren. Hinter dem Buch stehen ja vier grandiose Powerfrauen.

Laura: Erzählt mal, wer ist dabei und bringt welche Perspektiven mit hinein?

Doro: Das ist so schön zu lesen. Also, kurz zur Erklärung: wir haben sechs verschiedene Kapitel (Familienalltag, Kita, Schule & Job, Wutanfälle, Wackelzahnpubertät & Schulfrust, Liebe, Sex und Krisenmanagement, Gesundheit, Fitness und mentale Stärke, und Bleibe du selbst), in denen wir unsere persönlichen Tipps geben. Es ist eine Art Wortstaffellauf – ich eröffne die Kapitel, dann kommt Kerstin, dann Judith und Isabel rundet sie jeweils mit ihrem Wissen ab. Judith, genauer Dr. Judith Bildau, ist unsere Frauenärztin und fünffache (Patchwork-)Mama. Genau diese beiden Perspektiven bringt Judith ein. Sie gibt nicht nur Tipps rund um das Thema Frauengesundheit, sondern verrät auch ihre ganz persönlichen Lösungsstrategien, um wieder zu sich selbst zu kommen oder der Unordnung Herr zu werden.

Isabel Huttarsch ist unsere Mamapsychologin – sie gibt tolle fundierte Tipps, erklärt zum Beispiel, wie wir unseren Perfektionismus loslassen können oder wie wir als gute Rahmenbedingungen schaffen können, um über Sex zu sprechen. Sie gibt aber auch Hintergrundinfos zum Verhalten unserer Kinder – denn auch das sollte nicht fehlen…

Ich, Doro, bin TV-Journalistin – nicht nur auf hunderten Drehs, sondern auch als Herausgeberin von MutterKutter bin ich nah dran an den Menschen. Ich bin die mit den knackigen Tipps aus
dem Leben.

Fotocredit: www.anneseliger.de
Fotocredit: www.anneseliger.de

Kerstin: Ich bin die Hebamme an Bord mit über zwanzig Jahren Berufserfahrung und eigenen sieben Kindern. Ich habe schon so viele Frauen am Rande ihrer Kräfte erlebt und wieder aufgepäppelt, dass es mir wirklich ein besonderes Bedürfnis ist, das mal alles zu Papier zu bringen. Dazu habe ich natürlich auch die eigenen Höhen und Tiefen des Lebens
erlebt, was ich in meine Texte mit einfließen lasse.

Laura: Findet ihr den Alltag mit Kind und Kegel auch manchmal anstrengend und wie habt ihr eure Erfahrungen mit einfließen lassen?

Doro: Ja, absolut. Vor allem dann, wenn viel zu tun ist, gefühlt überall Chaos ist – alles Spitz auf Knopf gehen muss und durch den Stress alle Familienmitglieder mehr oder weniger rummaulen. Genau da setzen wir an, wir haben unsere persönlichen Tipps – zum Beispiel – wie der Haushalt leichter zu organisieren ist, wie wir durch gewisse Routinen schon am
Morgen Entspannung in die Lage bringen können oder wie wir uns unser eigenes Dorf bauen können, wenn wir die Verwandtschaft – wie viele von uns – nicht ums Eck haben. Oft vergessen wir uns selbst, liegen abends müde mit Handy in der Hand auf dem Sofa anstatt Sport zu machen oder eine gute Freundin zu treffen – obwohl wir uns das doch so fest
vorgenommen haben. Kennen wir alles…Nicht zuletzt aus unzähligen Telefonaten – oder, Kerstin?

Kerstin: Ja klar, wir kennen das nur zu gut. Auch das MutterKutter-Team hat Hänger. Gott sei Dank haben wir diese Hänger nie alle zum gleichen Zeitpunkt, so dass eine von uns immer die Motivatorinnen-Position inne hat und mit einem liebevollen kick-in-the-ass das ganze Team wieder antreibt und zurecht ruckelt. So ist das Leben! Wir sind nicht immer gut drauf, aber wir können uns eine Struktur für uns überlegen, damit sich Chaos und Unorganisiertheit in Grenzen halten. Dadurch stellt sich dann automatisch auch eine gewisse Zufriedenheit ein, weil wir doch wieder alles ganz gut hinbekommen haben, was wir im Vorfeld gar nicht vermutet hätten.

Laura: Könnt ihr einen konkreten Tipp für Mütter nennen, den Leser:innen des Buches
bekommen?

Kerstin: Wir haben ja sehr viele Tipps in unserem Buch ;). Eine große Aufmerksamkeit haben wir dem Thema „Networking“ gegeben. Unser Appell lautet: Mütter schafft euch endlich ein Dorf! Ihr müsst die Last des Alltags nicht alleine auf euren Schultern tragen! Wir geben Tipps, wie man das anstellen kann, ohne dass man ständig mit einem schlechten Gewissen herumrennen muss, weil man schon wieder nach Hilfe gefragt hat. Und natürlich möchten wir auch die Mütter stärken, die sich vielleicht nicht trauen, andere um Hilfe zu bitten.

Laura: Warum glaubt ihr, dass Mütter oft auf der Strecke bleiben und vielleicht noch weniger
Zeit für sich finden als Väter?

Doro: Weil viele von uns dieses ….ich mache das mal eben-Gen in sich haben und schwer loslassen können. Wir rücken oft unsere Kinder in den Fokus anstatt uns selbst. Dabei sind wir so wichtig…Bei uns rattert noch die To Do-Liste durchs Gehirn während unsere Männer mal eben mit dem Handy in der Hand in Sekunden auf dem Sofa einschlafen können. Die
haben das Abschalten gelernt – Kerstin, was haben wir darüber schon den Kopf geschüttelt, oder?

Kerstin: Ja, ich habe schon Kopfschmerzen vom vielen Kopfschütteln. Das Problem bei uns Frauen ist doch immer, dass wir uns immer herauswinden mit den Worten: Wir haben keine dafür Zeit, weil …. Keine Zeit für den Sport, keine Zeit fürs Nichtstun, keine Zeit für ein gutes Buch! Ich sage immer, dass gibt es doch gar nicht! Natürlich haben wir alle auch mal Zeit
dafür. Es ist nur eine Frage der Priorisierung. Wir Mütter setzen sie, meiner Meinung nach, oft falsch. Wir sagen: meine Auszeit ist gerade nicht so wichtig, weil noch die Wäsche gemacht werden muss. Mein Buch muss bis zum Wochenende warten, meine Tennisstunde kann ich heute nicht wahrnehmen, weil mal wieder ein Kind nachts über dem Klo gehangen
und heute nicht zur Schule gehen kann. Wir müssen endlich anfangen den Fokus auf uns und unsere Bedürfnisse zu lenken und uns wichtig zu nehmen! Das wird uns unsere Gesundheit danken und vor allem wird auch unser Zufriedenheitsgrad größer werden. Davon profitiert dann natürlich auch die ganze Familie, aber am meisten die Mutter selbst.

Laura: Für welche Mutter ist euer Buch genau das richtige?

Doro: Für alle Mütter, die das Gefühl haben, im Familien-Hamsterrad festzustecken, müde sind und endlich mehr Zeit für sich haben möchten. Frauen, die auf der Suche sind nach Ratgeberinnen, die genauso aus dem Leben sind wie sie und die unterhaltsam ohne erhobenen Zeigefinger Tipps geben. Denn am Ende möchten wir eins: anderen Mamas mit unserem Buch ein Lächeln ins Gesicht zaubern, entspannen und zeigen: wenn wir das können, dann kannst du das auch!

Die besten Überlebensstrategien für deinen Familienalltag. Entspannt durch die Vor- und Grundschulzeit. Mehr Zeit, mehr Kraft, mehr DU!

Das Buch „Der Survival Guide für Mamas“ ist am 31. August 2020 im Humboldt Verlag erschienen. Es kostst 19,99 Euro und kann hier (Affiliate Link) oder in deinem örtlichen Buchhandel bestellt werden.

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