Ein Kind ist kein Kind? Blödsinn!

Dieses Wochenende war Anton verreist. Jedenfalls blieb ich mit den Kindern zuhause, allerdings hatte sich Luise für zwei Nächte bei den Großeltern einquartiert. Den ganzen Samstag über verbrachte Jimmy auf dem Sportplatz und so war ich mit Oskar allein zu Haus. Heute erzähle ich dir, warum der Spruch „Ein Kind ist kein Kind“ nicht nur blöd ist, sondern auch nicht stimmt. Wenn du also Mama (oder Papa) von einem Sohn oder einer Tochter bist, dich oft ziemlich müde und kaputt fühlst und dich ärgerst, weil dir Mehrkinder-Eltern Sprüche an die Birne donnern, dann sei dir gewiss, dass an manchen Tagen ein einziges Plappermäulchen reicht, um dich spätestens bis 18 Uhr fix und alle zu machen.

Oskar on the rocks

Ich finde es richtig schön, mit unserem lustigen Kerlchen Zeit zu verbringen. Schon morgens ist Oskar gut gelaunt, steht um halb acht auf und fängt an zu singen. Er plappert munter weiter und ich finde es ungemein niedlich. Bis um halb zehn, dann nämlich würde ich sehr gerne mal für fünf Minuten in die Zeitung schauen.

Das ist mit Oskar aber schwierig. Er fragt ohne Unterbrechung: „Wann kommt der Papa ?“, „heute Tinderdarten?“ oder „und wo der Opa?“. Ich beantworte alles und ahne, was mir heute blüht. Oskar sieht vielleicht aus wie sein Papa, hat sein Plappermäulchen aber eindeutig von Mama. Für einen kurzen Moment habe ich Ruhe, denn Oskar macht den CD-Player mit den schmissigen Kinderhits an und singt lauthals mit. (Das verstehen Eltern übrigens unter Ruhe.)

Dann mache ich einen Fehler und müsste es eigentlich besser wissen: ich erzähle Oskar den heutigen Tagesablauf. „Pass auf, Oskar, wir räumen erst den Keller auf, dann machen wir zusammen Pizza, putzen die Fenster und gehen raus zum Laufen, was meinst du dazu?“ Oskar findet alles spitze, fragt aber von nun an aufgeregt, wann wir endlich Pizza machen und ob er schon einmal die Lappen fürs Fenter putzen holen kann. Ich muss mich aber erst anziehen und die Zähne putzen, Oskar wird dabei ganz ungeduldig. Während ich mir die Hose anziehe, steht neben mir ein Männlein, das ohne Unterbrechung Fragen stellt. „Mama, wann du laufen?“, „wann Pibfa machen?“, „wo der Opa?“ oder „jetzt in den Keller?“.

Wutanfall, der erste

Mir summen die Ohren und ich wäre gerne mal kurz für drei Minuten alleine, aber auch auf die Toilette folgt mir der kleine Mann. Irgendwann wird er wütend und bekommt einen Anfall. Das dauert ihm hier alles viel zu lange und um seinen Ärger zu unterstreichen, pfeffert er ein paar Autos durch die Gegend. Na gut, Oskar, jetzt gehen wir in den Keller.

Beim Entrümpeln findet Oskar tausend Dinge, die er spannend findet. Und während ich alte Spielsachen in eine Kiste packe, um sie zum Sozialen Warenhaus zu fahren, holt er jedes einzelne Stück wieder raus und beschließt begeistert, dass genau dieser Schatz unbedingt wieder in sein Zimmer muss. Auch hier wird ihm nach einer kurzen Zeit langweilig und er geht raus zum Fußball spielen. Ich atme auf und gehe meiner Arbeit nach. Es tut so gut, beschäftigt zu sein und seinen Gedanken nachzuhängen. Während ich darüber nachdenke, wie wundervoll so ein freier Samstag ist, kommt Oskar zur Tür hinein. „Wann wir Pibfa machen?“ Es ist erst elf Uhr, ein wenig früh fürs Mittagessen. Ich erkläre Oskar diesen Umstand, wie erwartet hat er dafür wenig Verständnis. Dreijährige haben Lust auf Pizza, also machen sie gerne JETZT Pizza. Ich rieche, dass Oskar die Windeln voll hat, er ignoriert diesen Umstand und möchte weder gewickelt werden, noch aufs Klo gehen.

Die Sache mit den Autos

Bis ich ihn überrede, die Windeln zu wechseln, dauert es eine Weile. Dann endlich machen wir uns an den Pizzateig. Oskar liebt es zu kochen und zu backen und er ist mit Feuereifer dabei. Mit Elan kippt er Mehl in die Schüssel, es staubt und er nießt hinein. „Psst, das verraten wir Jimmy aber nicht“, flüstere ich ihm zu, und schalte das Rührgerät ein. „Nein, Mama, ich selber!“ ruft Oskar. Also gut, Rührgerät wird ausgeschaltet, Oskar schaltet ein.

Nach der Pizza-Action wird Oskar müde und knatschig. Einen Mittagsschlaf möchte er aber nicht machen, viel lieber ein wenig mit Spielsachen um sich werfen und sich beklagen: denn wir haben aus Organisationsgründen an diesem Wochenende die Autos getauscht. Der Opa hat unseres, Anton ist mit Opas Auto gefahren und in unserer Garage steht Omas Cabrio. Dieser Umstand reicht, um einen Dreijährigen nervlich fast zusammenbrechen zu lassen. Übermüdet schläft er nassgeweint auf dem Boden ein.

Völlig erledigt

So geht das den ganzen Tag weiter. Oskar und ich haben eine ganz wundervolle Zeit zusammen, denn endlich habe ich den Knuffel mal für mich. Wir lachen viel, wir kuscheln, machen Quatsch, lesen und gehen raus. Aber ich sage dir ganz ehrlich: ab nachmittags bimmelt mir der Schädel vom vielen Gerede. Ich habe fünf mittelgroße Zornanfälle hinter mir, eine Mehlschlacht in der Küche, mehrere Überschwemmungen, weil sich Oskar sein Glas selber einschenken will und ich habe ungefähr hundert Mal erklärt, dass wir morgen unser Auto wiederbekommen.

Manchmal schreiben mir Mütter auf Instagram, sie hätten ja „nur“ ein Kind. Ein einziges Kind kann manchnal anstrengender sein als mehrere und ich weiß noch, dass ich an manchen Tagen allein mit Jimmy, unserem ältesten Sohn, völlig erledigt war. So wie nach diesem Wochenende mit Oskar auch. Wenn also du auch „nur“ ein Kind hast, darfst du zurecht oftmals total alle sein. Und du darfst es ganz wunderbar finden, dass das Kind auch mal außer Haus ist.

Ich liebe meinen kleinen Oskar sowie die anderen beiden mehr als mein Leben. Aber aus gewissen Gründen brauche ich ab und an mal eine Pause und freue mich heute morgen wie Bolle, als sich Oskar auf dem Weg in den Kindergarten befindet.

Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura

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