Mama, wo sind meine Pokémon-Karten? * Sag mal, Laura, hast du eine Ahnung, wo ich meinen Geldbeutel hingelegt habe? * Was wünschen sich die Kinder eigentlich zu Ostern? * Mama, wo ist mein Eselchen? * Wie hieß nochmal dieses Restaurant, in dem wir neulich essen waren? Wann Schulferien sind? Das weiß Laura am besten! Ich würde den Kindern gerne neue Sandalen kaufen, aber Anton weiß die Schuhgröße nicht. Kannst du sie mir bitte durchgeben? Mama, wann muss ich das Referat für das Leseprojekt fertig haben? Laura, du kannst dir das immer so gut merken: wie war nochmal gleich der Code für das Fahrradschloss? Und hast du eigentlich meine Wollmütze gesehen?
Familien-Backup Mama: warum sich alle auf die Eine verlassen
Mama ist das Familien-Backup, auf das sich alle verlassen. Mama weiß Bescheid, denn sie ist ein wandelnder Kalender, eine Wünschelrute mit siebtem Sinn für Kuscheltiere, weiß alles in Sachen Büro-, Schul- oder Kindergartentermine und kennt die Kleidergrößen aller Familienmitglieder. Sie weiß, wo die Unterlagen liegen, kennt das Geheimversteck für saisonale Outdoor-Klamotten, findet auf Anhieb Papas Schlüssel, Geldbeutel oder Impfausweis. Das Tolle ist: man kann sie jederzeit fragen, anrufen oder per Mail erreichen, WhatsApp geht auch. Mama selbst kommt ja zu nichts. Sie würde zwar gerne mal ihr System rebooten und ein Update machen, aber dann findet hier keiner mehr was. Brauchst du die Nummer? Sie hat übrigens auch phänomenale Ideen für Geschenke jeglicher Art, weiß, wie man eine Liebesbeziehung pflegt und wo man Fußballkarten kaufen kann. Mama ist wie Siri oder Alexa, aber es klappt auch, wenn du einfach nur sagst: „Hey, Mama, wie ist das Wetter heute?“
In der aktuellen Oxfam-Studie zeigt sich, dass Frauen weltweit die Care- und Sorgearbeit übernehmen und damit oft auch den Mental Load tragen. Würden man ihnen dafür den Mindestlohn zahlen, kämen wir auf 11 Billionen Dollar im Jahr. So funktioniert unser kapitalistisches System, denn Geld verdienen kann der eine nur, wenn sich der andere kümmert.
Wie kommen wir da raus? Wir brauchen natürlich strukturelle Verbesserungen. Deutschland hat einen der größten GenderPayGaps (Lohnungleichheiten zwischen den Geschlechtern) und GenderCareGaps (Care-Arbeit ist nicht gerecht zwischen den Geschlechtern aufgeteilt) Europas. Wir müssen nur rüber nach Skandinavien schauen. Dort wird erheblich mehr in ein funktionierendes Sozialsystem investiert. Gerechtere Aufteilung von Elternzeit, mehr Unterstütung für Alleinerziehende, flächendeckender Kita-Ausbau und andere Strukturen, um Familien besser zu unterstützen. Auch das müssen wir dringend fordern. Aber welche Mutter kann schon auf die Straße gehen, wenn sie den Kopf mit ihrem Mental Load voll hat? Starten wir die Revolution zuhause und tragen wir sie von dort hinaus in unser Land.
Fangen wir mit Kleinigkeiten an. Liebe Familie, die Mama ist nicht das Backup für alle. Hier im Flur ist Platz für eure Schlüssel. Verlasst euch nicht auf sie, sondern kümmert euch selbst um eure Angelegenheiten. Fragt euer Handy oder schaut selber nach, wenn ihr wissen wollt, wie das Wetter wird. Auch Papas können sich Schuhgrößen merken oder einfach mal nachmessen. Liebe Omas, Opas, Erzieher*innen und Lehrer*innen, Papa ist ein rechtmäßiger Ansprechpartner für alle möglichen familiären Belange. Er kann das und er schafft das auch. In fathers we trust!
Und du, liebe mental belastete Mutter, sag es mit den Worten von Oskars Hörspielbox: „Ohoh, ich habe keine Verbindung zum Internet. Außerdem ist mein Akku alle. Steck mich auf die Ladestation und lass mich für 24 Stunden in Ruhe. Danke!“
Deine Laura