Gewaltfreie Kommunikation hat mich schon immer faziniert. Mittlerweile schmeiße ich für mich persönlich sämmtliche sogenannte Erziehungsmethoden für Kinder über Bord und richte mich einfach nach den Regeln der Gewaltfreien Kommunikation. Denn zwischen Kindern und Eltern geht es ja vor allem um eines: miteinander kommunizieren, von Anfang an. Wie sehen wir unseren Gegenüber, wie nehmen wir ihn wahr und wie respektieren wir ihn als Mensch? Aber auch die eigenen Bedürfnisse spielen eine Rolle und werden viel zu oft vergessen. Bei der GFK geht es nicht nur um den Gegenüber, sondern auch um einen selbst. Nachdem ich mich beim Schreiben meines neuen Buches über das Zusammenleben mit Vor- und Grundschulkindern (erscheint im Februar 2020) intensiv mit dem Thema beschäftigt habe, ist mir klar, dass Kommunikation die Grundlage von allem bildet.
Wie mich Fünffach-Mama und Pädagogin Isabel inspirierte
Meine persönliche Lieblingsexpertin ist dabei seit langem Isabel Gößwein. Die Mutter von fünf Kindern begegnete mir das erste Mal bei einer Blogger-Konferenz im Jahr 2016. Dort trat sie mit Annette und den Kindern mit ihrer Familienband La-Luna-Familienmusik auf und es faszinierte mich sowohl die schöne Musik als auch der Umgang der Bandmitglieder untereinander. Die großen Kinder schauten auf die kleinen, die kleinen Kinder waren mit Feuereifer dabei. Isabel war so respektvoll gegenüber ihren vier Töchtern und ihrem Sohn und begegnete ihnen allen auf Augenhöhe. Dass diese Form des Umgangs ganz wundervolle Früchte trägt, zeigte sich an den Kindern. So zugewandte, herzliche Menschen verschiedener Jahrgänge – das war einfach bewundernswert.
Expertin für Gewaltfreie Kommunikation
Isabel habe ich schon oft interviewt, denn sie kennt sich aus mit dem Konzept von Marshall B. Rosenberg. Sie wies mich auch für mein Buch auf einen spannenden Aspekt hin: solange die Kinder nicht so gut sprechen, fragen wir viel nach. Noch heute beuge ich mich oft zum dreijährigen Oskar herunter und frage ihn, ob er Hunger hat oder müde ist. Die anderen beiden sind schon größer und sprechen sehr gut. Ich bin die letzten Jahre immer davon ausgegangen, dass sie ihre Bedürfnisse mitteilen können und war genervt, wenn sie dies nicht taten. Dabei brauchen auch sie es, dass wir als Eltern nachfragen, das habe ich von Isabel gelernt. Die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen, ist nämlich gar nicht leicht, und dabei brauchen die Kinder unsere Unterstützung.
Wo wir gerade dabei sind: auch wir kennen unsere Bedürfnisse oft nicht. Wenn das lange so bleibt, kann das zu depressiven Verstimmungen oder sogar Depressionen führen. Ich war total überrascht, als mir Isabel davon berichtete, dass Rosenberg die Gewaltfreie Kommunikation auch für Frauen entwickelte, die verlernt hatten, ihre eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen.
Gewaltfrei kommunizieren hilft auch bei Mental Load
GFK kann also helfen, die Kinder besser zu verstehen und achtsamer mit ihnen zu kommunizieren, sie kann helfen, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und sie kann auch helfen, mit dem Partner ins Gespräch zu kommen. Mental Load, mein Lieblingsthema, ist ohne eine gute Kommunikation nicht zu lösen. Dass wir Frauen über das Kümmern ausbrennen, ist nicht die Schuld egoistischer Männer. Das Problem liegt vielmehr in den stereotypen Rollenbildern, die uns so stark prägen. „Wieso fühle ich mich verantwortlich und du nicht?“ Dieser elementaren Frage, die Mütter beschäftigt und die auch einen Vorwurf an den Partner enthält, kann man nur eine Antwort entgegen setzen, wenn man über die inneren Bedürfnisse spricht und über die eigene Rolle, die wir in unsere Beziehung oder als Eltern spielen.
Worum geht es bei der GFK?
Es geht um Empathie, Bedürfnisse und Gefühle, sowohl die eigenen als auch die der anderen. In unserem Alltag beobachten wir Verhaltensweisen anderer Menschen oder Umstände um uns herum, die in uns ein Gefühl auslösen. Dieses Gefühl steht mit einem bestimmten Bedürfnis in Zusammenhang. Das zu erkennen und daraus eine Bitte abzuleiten, ist ein Weg, gewaltfrei miteinander zu kommunizieren. Hier ist ein Beispiel:
Ich sehe, dass meine Kinder und mein Partner ihre schmutzigen Strümpfe einfach auf den Boden werfen, anstatt sie aufzuräumen. Das löst in mir ein Gefühl der Wut aus, denn ich habe viel zu tun und das Gefühl, das meine Arbeit nicht wertgeschätzt wird, wenn alle meinen, dass sich die Mama schon um die Schmutzwäsche kümmert. Ich habe aber das Bedürfnis nach Wertschätzung und ich habe auch das Bedürfnis danach, nicht alleine verantwortlich zu sein für den Haushaltskram und die Wäsche. Wenn ich diese Zusammenhänge erkenne, kann ich sie meinen Kindern und dem Partner erklären und abschließend um etwas bitten: ich bitte euch, eure Strümpfe in den Wäschekorb zu legen und ich bitte euch darüber hinaus, dass wir uns an den Tisch setzen, um über die Verantwortlichkeiten im Haushalt zu reden.
GFK macht Familien stark
Ich habe mit Isabel für meine Müttersprechstunde über Gewaltfreie Kommunikation in der Familie gesprochen, über Kinder, über Mütter und über Mental Load. Die Beschäftigung mit der GFK kann ein Schlüssel zu mehr Zufriedenheit in der Familie sein. Kinder, deren Bedürfnisse gesehen werden, Mütter, die sich selbst wertschätzen und ihre Wünsche formulieren können und Väter, die sich nicht angegriffen fühlen und erfahren, wie wichtig es ist, mehr Verantwortung in der Familie zu übernehmen. Isabel hat so viele gute Tipps und Gedanken und ich freue mich so, dass wir sprechen konnten. Übrigens ist die promovierte Grundschulpädagogin Isabel auch systemische Beraterin und gibt tolle Familien-Workshops: „Musik ist der „rote Faden“ durch diese bewusst und ganz aktiv erlebte gemeinsame Familienzeit. Je nach Workshop-Thema bekommen Kinder und ihre Eltern (bzw. Großeltern) ganz unterschiedliche wertvolle Impulse und Ideen für den Familienalltag mit, die dann auch zuhause weiter als Ritual gelebt werden können.“ Mehr Infos findest du hier.
Dir wünsche ich ganz viel Spaß beim Hören der Podcast-Folge. Isabel ist mit ihrer Art und ihrem Wissen so unglaublich bereicherend, das kann ich dir versprechen.
Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura
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