Früher aufstehen und besser planen – warum Mütter kein besseres Zeitmanagement brauchen

Mütter, organisiert euch!

Zeitmanagement-Tipps für Mamas ist heute das Thema bei der Instagram-Challenge #meetthemamapodcast und das ist ganz einfach. Alles, was du machen musst, ist

  • morgens eine Stunde früher aufstehen
  • alle drei Stunden eine kurze Meditation einlegen
  • mit den Kindern den Moment genießen
  • bei Wut und Ärger bis zehn zählen
  • immer rechtzeitig mit sorgsam gepackter Wickeltasche aus dem Haus gehen
  • abends ein Dankbarkeits-Tagebuch führen
  • früh ins Bett gehen
  • alles rechtzeitig für den nächsten Tag vorbereiten.
Nein, das war natürlich ein Witz. Aber an diesen Witz habe ich noch vor einer Weile geglaubt. Vermutlich findest du hier auf meinem Blog eine ganze Reihe an Texten mit vielen Tipps für eine bessere Organisation. Spielzeug aufräumen, Termine in den Kalender eintragen und per Postmappe wichtige Unterlagen sortieren – ich habe mich eine Zeit lang mit nichts anderem beschäftigt, als unsere Familien-Organisation laufend zu verbessern. Mir ging nämlich immer etwas durch die Lappen und ich vergaß mal das Ausflugsgeld hier, mal die Wechselkleidung da. Außerdem war ich nörgelig, gestresst und hatte einfach nie Zeit. Schuld daran war vermutlich ich selber, weil ich einfach nicht gut organisiert war, dachte ich mir. Also googelte ich „Organisationssysteme für Familien“ und fand auf Pinterest zahlreiche nützliche Texte und Online-Tutorials wie „10 Wege, wie du den Haushalt in den Griff kriegst“ oder „5 Ideen für mehr Ordnung im Haus“. Das waren Überschriften, die mich ansprachen und ich versprach mir davon, dass ich endlich das eine Organisationssystem finden könnte, das die Lösung brachte und mir zur Ruhe verhalf. Dann könnte ich mich mal aufs Sofa legen, weil alles sortiert, ausgemistet und aufgeräumt wäre.

10 Tipps für mehr Ruhe im Leben

Ich nehme die Pointe vorweg: dieses System fand ich nie. Denn das Problem lag ganz woanders. Ich bin nicht deshalb immer in Eile und habe zu wenig Zeit, weil ich kein gutes Zeitmanagement betreibe. Von alle Seiten wird mir zwar erzählt, wie ich mein Leben besser verwalte, Zeitinseln schaffe und glücklich bin, mit dem, was ich habe. Aber heute sage ich dir: nein, so läuft das nicht. Nicht wir Mütter sind schuld daran, dass wir immer zu wenig Zeit haben. Das Problem ist all die Familien-Verantwortung, die wir tragen. Denn oft müssen wir Mütter uns um alles kümmern, was die Familie betrifft. Kein Wunder, dass da keine Zeit bleibt. Den Vätern gehts nicht unbedingt besser. Die müssen nämlich oft lange arbeiten, weil Familienfreundlichkeit in Unternehmen leider nicht groß geschrieben wird. Wenn man alleine erzieht, ist Zeitmanagement sowieso ein schlechter Witz. Anton und ich haben deshalb unser Leben geändert. Das ging nicht von jetzt auf gleich, hat viel Reflexion, einen Haufen Gespräche und den ein oder anderen Streit gebraucht. Wir alle stecken tief drin in unseren Rollen und es ist nicht leicht, die gesellschaftlichen Erwartungen und den Mama-Mythos über den Haufen zu werfen.

Miese Bedingungen für Familien

Auf Instagram schrieb mir eine Mutter, dass sie über den Vorschlag der 30-Stunden-Woche immer lachen müsse. Sie arbeitet im Einzelhandel und weiß, welche Ansprüche die Kunden haben. Die würden ihr was erzählen, wenn sie den Laden dicht macht, weil sie nur noch fünf Stunden arbeitet. Ja, wie schlimm das ist! Und ich frage mich, müssen wir denn immerzu konsumieren? Irgendwie ist doch das ganze System doof. Kein Wunder, dass Eltern, die in der Dienstleistungsbranche arbeiten, gestresst sind, denn wir wollen ja immer Service und Verfügbarkeit, rund um die Uhr. Bevor ich jetzt auch noch ausrufe, dass der Kapitalismus an allem Schuld ist, möchte ich vielmehr darauf hinweisen, dass unsere gesamte Lebensweise nicht sehr familienfreundlich ist. Eine andere Mutter schrieb mir, sie sucht einen guten Kitaplatz für ihre Kinder, damit sie arbeiten kann, findet aber keinen. Wenn Eltern ihre Kinder nicht in gute Hände abgeben können, ist es verständlich, dass ihnen das große Sorgen bereitet. Die einen gehen dann lieber gar nicht arbeiten, die anderen mit einem komischen Gefühl.

Make parenthood great again

Wie sieht die Lösung aus? Langfristig natürlich familienfreundliche Arbeitszeiten, gerne die 30-Stunden-Woche für Eltern oder besser gleich für alle. Mehr Väter in Familienverantwortung, denn auch ihnen tut das gut. Mehr Unterstützung durch GUTE Kita-Plätze und selbstverständlich eine bessere Bezahlung für all die, die sich täglich um unsere Kinder kümmern. Kurzfristig kann ich dir nur sagen, dass Yoga, Meditation und Bullet Journals führen gute Sachen sind, bei den meisten Mamas aber Tropfen auf den heißen Stein. Lass dich nicht bequatschen, dass dein Zeitmanagement schlecht sei und du einfach nur ein gutes Coaching brauchst, um noch mehr aus deinem Tag rauszuholen. Sei dir bewusst, dass die Bedingungen für Familien und besondern für Mütter das Problem sind und stecken wir unsere Energie lieber in die Veränderung.
Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura

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