„Du, ich habe nächste Woche eine Weihnachtsfeier und komme erst spät nach Hause.“ Wenn Anton mit Nachrichten wie dieser nach Hause kommt, steht mir der Schweiß auf der Stirn. Kinder ins Bett bringen ist bei uns ein Ritual, das wir gut im Griff haben, weil wir zu zweit sind. So können wir uns prima aufteilen und Anton übernimmt seit jeher die Haupfaufgabe, den zweijährigen Oskar ins Reich der Träume zu geleiten. Wenn ich dann an einem Abend für alle zuständig bin, ist mir schon morgens Angst und Bange. Warum es am Ende meist nicht so schlimm ist wie gedacht und wie ich das dann anstelle, erzähle ich dir heute.
Die Tageschallenge: Kinder ins Bett bringen
Eltern, die sowieso abends alleine sind, verstehen mein Problem nicht. Drei Kinder ins Bett bringen, was hat die eigentlich? Wir machen das jedenfalls im Zweierteam und haben sogar dann noch so manche Hürden zu überwinden. Der eine möchte nicht schlafen, der andere hustet wie verrückt. Dann gibts ab und zu noch eine kleine Wanderung von Bett zu Bett, Empörung darüber, dass Papa nach einer halben Stunde neben dem Kinderbett jetzt endlich aufstehen möchte oder ein Schulkind, das still und heimlich bis halb zehn Uhr gelesen hat und von Mama einen ordentlichen Rüffel bekommt.
Unser Abendritual
Wenn alles geschmeidig läuft, sieht es so aus: Die Kinder gucken das Sandmännchen und dann gehen wir alle Fünf hoch. Bis halb acht wird noch etwas gespielt, aufgeräumt oder vorgelesen, dann machen sich die großen Kinder bettfertig. Sie ziehen sich die Schlafanzüge an, Anton und ich putzen knapp 60 kleine Zähnchen. Oskar wird gewickelt und umgezogen und dann gehts ins Bett. Jimmy schläft alleine, die beiden Kleinen gemeinsam. Ich lese Luise eine Geschichte vor, Anton guckt mit Oskar in ein Bobo Siebenschläfer-Buch. Dann machen wir das Licht aus und die drei machen die Augen zu. Ich gehe dann zu Jimmy und wir lesen auch noch zusammen. Um 8 Uhr ist dann Ruhe und ich gehe ins Wohnzimmer. So wunderbar klappt das jeden zweiten Abend.
Nur mit Papa
Oskar schläft also nur mit Papa ein, er ist sowieso dessen größter Fan und Schatten. Wenn Papa nicht da ist und Oskar merkt, dass er mit mir ins Bett muss, bricht er schon mal in Tränen aus und schmeißt sich verzweifelt auf den Boden. Ich habe ihn also schon am Morgen der Weihnachstfeier vorbereitet und ihm erzählt, dass Papa abends nicht da ist. „Nein, nein, nein“ rief er entsetzt. „Papa Bett“.
Aber irgendwie konnte er sich mit dem Gedanken anfreunden und tatsächlich ging er nach dem Sandmännchen mit mir hoch. Eine gute Vorbereitung war also die halbe Miete und Jimmy und Luise hatte ich ordentlich gebrieft: „Bitte helft mir heute Abend und geht ohne Murren ins Bett, ich bin alleine und auf eure Hilfe angewiesen“, habe ich sie beschworen. Vielleicht hat die die extra Ladung Gummibären letzten Endes überzeugt, man weiß es nicht.
Alles ganz harmonisch
Das siebenjährige Schulkind ist wirklich in solchen Situationen sehr verständig und ging dann auch ganz brav alleine ins Bett. Nach den üblichen Lesegeschichten habe ich mich dann zu Luise und Oskar gelegt und das Licht ausgemacht. Allerdings bin ich generell wirklich viel zu ungeduldig und sehe es nicht ein, meinen heiligen Feierabend in einer dunklen Höhle zwischen riesigen Plüschponys und einer schnarchenden Luise zu verbringen. Aber sobald ich mich erhob, schlang der kleine Kerl mir seine Arme um den Hals und flüsterte „Mama, da!“. Na gut, ich war dankbar, dass der Abend nicht in Gebrüll seinerseits ausgeartet war und beschloss, die Kuschelstunde zu genießen. Irgendwann gegen neun Uhr atmete er dann regelmäßig und ich schlich mich aus dem Zimmer.
Stolz wie Oskar (hihi) saß ich unten und wartete auf Anton, um ihm von meinem Erfolz zu erzählen. Ich hatte mir ein Gläschen Sekt eingeschenkt und feierte mich selbst. Eigentlich hätte ich auch gerne eine Medaille gehabt für diese Leistung. Kinder ins Bett bringen ringt mir echt alles ab nach so einem langen Tag und ich bin oft gestresst und müde. Ruhig und lieb bleiben ist für mich eine nobelpreisverdächtige Meisterleistung, das kannst du mir glauben.
Eltern unterwegs
Ich war sehr froh, dass das hier eine Ausnahme war und gönnte Anton dennoch, mal abends in Ruhe mit Freunden oder Kollegen unterwegs zu sein. Das brauchen Eltern ab und zu wie die Luft zum Atmen. Dieses Wochenende bin ich dran und verabschiede mich Samstag strahlend um halb sieben, um mich mit meinen Freundinnen zu treffen. Anton, der den ganzen Tag außer Haus ist und Nerven wie Drahtseile hat, erledigt diese Meisterleistung mit links, denn er freut sich auf die Kinder und schläft gerne zwischen ihnen ein. Es ist auch eine Typsache: was dem einen viel abverlangt, ist für den anderen kein Problem.
Tipps aus der Müttersprechstunde
Diese Woche haben wir in der Müttersprechstunde auf Instagram über das Problem einer Mutter diskutiert, die abends die Kinder immer alleine ins Bett bringt und das Gefühl hat, den beiden Jungs und ihren individuellen Bedürfnissen nicht gerecht werden zu können. Kinder alleine ins Bett zu bringen ist eben ganz oft nicht nur eine Herausforderung, sondern auch ein Balanceakt, wenn sie noch klein sind. Da heißt es dann, Kompromisse zu finden, kreativ zu sein und zu schauen, dass irgendwann auch Mama und Papa zu ihrem wohlverdienten Feierabend kommen. Ein paar Tipps gab es noch von der Community:
- Die Kinder in einem Zimmer schlafen lassen. Sich dann dazu legen, ein Buch vorlesen oder etwas singen.
- Größere Kinder, die nicht alleine sein wollen, könnten sich auf einer Matratze dazu legen und mit Kopfhörern ein Hörspiel hören.
- Wenn die Zeit knapp ist und das große Kind abends wenig Aufmerksamkeit bekommt, könnten die Eltern stattdessen nachmittgs lesen, kuscheln und sich mit ihrem Kind austauschen.
- Wenn Eltern ungeduldig sind und es ihnen schwer fällt, dabei liegen zu bleiben, könnten sie mal versuchen, einfacg aufzustehen: „Gute Nacht, meine Lieben. Ich bin ganz in eurer Nähe.“ Manchmal ist das für die Kinder kein Problem und sie akzeptieren es, alleine einzuschlafen.
- Wenn das nicht funktioniert, könnten sich Mamas und Papas ihr Smartphone oder ein Lesegerät bereit legen und Podcasts hören, Online-Nachrichten lesen, surfen oder Romane schmökern.
- Den größeren Kinder etwas vorlesen und die kleineren daneben spielen, Hörspiel anmachen oder Sandmännchen schauen lassen. Ihnen signalisieren, dass jetzt Zeit für den Bruder oder die Schwester ist.
- Eine Mama erzählte, dass sie es andersrum macht: das große Kind spielt ruhig im Zimmer, sie bringt das kleine Kind ins Bett. Nach einer halben Stunde schläft es und sie widemt sich der Tochter. Dauert ein bisschen, aber alle sind zufrieden.
Alle auf Matratzen zusammenpacken, den Kinder vermitteln, dass jedes seine Zeit bekommt und braucht und gucken, dass man selber die Nerven behält – was sich so leicht anhört, ist an manchen Tagen eine echte Herausforderung. Die meistern Eltern dann am besten, wenn Pausen für sie selbst drin sind. Also bitte keine Wäscheberge verarbeiten oder die Spülmaschine ausräumen, wenn endlich alle schlafen. Lieber lesen, fernsehen, naschen, Sport machen oder rumgammeln.
Gute Nacht, bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura
Ps.: Die Müttersprechstunde entwickelt sich zum genialen Austauschort. Wir geben uns gegenseitig Tipps, sammeln gute Ideen oder erzählen von unseren Herausforderungen im Alltag mit Kindern. Hin und wieder kommen Expertinnen oder andere Mamas live dazu und es wird viel gelacht. Komm doch mal vorbei! Einfach die Instagram-App installieren und nach heuteistmusiklaura suchen. Die Müttersprechstunde ist in den Live-Storys jeden Tag 24 Stunden gespeichert und findet für gewöhnlich vormittags um halb zehn statt. Wer nicht kann, guckt einfach das Video zu einem anderen Zeitpunkt, zum Beispiel abends, wenn die Kinder schlafen. Ich freu mich auf dich und den Austausch mit dir!