Meine Müttersprechstunde macht zur Zeit Pause, weil ich mit meinem Buch so viel zu tun habe. Aber endlich gibt es mal wieder eine Podcast-Folge, denn ich durfte die Müttersprechstunde einen Abend lang auf dem Elternmagazin-Kanal abhalten. Das Thema war klar: Mental Load, die mentale Belastung, die vor allem Mütter tragen. Was genau steckt dahinter, wieso tragen vor allem Frauen diese Last und was können wir dagegen tun?
Wir haben fast eine Stunde gequatscht und sehr viele Frauen haben mitdiskutiert. Ich habe mein Shop Floor-Board gezeigt und Buchtipps gegeben. Von heute auf morgen ist das Problem nicht gelöst, denn es hat sehr viel mit stereotypen Rollenbildern zu tun, die wir seit hunderten von Jahren pflegen und die bis heute nicht aus unseren Köpfen verschwinden wollen.
Was muss sich ändern?
Wir möchten das Problem nicht an unsere Kinder weitergeben, darum ist es auch so wichtig, dass die Kinder zuhause erleben, dass sich auch der Papa ganz wunderbar kümmern kann, auch wenn er manche Dinge vielleicht anders macht als Mama. Wenn es um Gefühlsarbeit geht, fällt das einigen Männern nicht so leicht. „Schreib mal was Nettes auf die Weihnachtskarte!“ oder „kannst du ein Geschenk für den Nikolausteller besorgen?“ – dafür muss man sich in die anderen hinein versetzen, überlegen, was sie erfreut und dann in Aktion treten. Das sind einige Schritte, die der Übung bedürfen. Ich habe sowas von klein auf gemacht und meiner Oma Briefe geschrieben, bin also seit Jahrzehnten geübt im Beschenken und Formulieren. Aber nur, weil man wenig Übung hat, heißt es nicht, dass man es niemals tun muss. Denn für Mütter bedeutet Gefühlsarbeit eben auch sehr, sehr viel Arbeit.
Mental Load ist Grund für Ärger
Gefühlsarbeit und Familienmanagement macht den Kopf voll und lähmt, denn irgendwann ist es einfach zu viel. Ich meckere dann alle Familienmitglieder an und wenn Anton dann noch vergessen hat, im Kindergarten die Wechselsachen auszutauschen, dann könnte ich explodieren. Ich meine schon gehört zu haben, dass sich manche Familienväter über die immerzu genervte Partnerin beschweren. Ich hätte da eine Idee, wie sich da so Einiges zum Besseren fügen könnte. Mental Load macht Mütter wütend und traurig und kann Beziehungen zerstören. Genug Gründe, um endlich etwas gegen die mentale Last zu tun, die besonders in der Adventszeit fast unerträglich scheint.
Advent, Advent, die Mutti rennt, dieser Spiegelartikel von der wunderbaren Heike Kleen wurde mir mehrfach geschickt und er trifft das Dilemma ganz wunderbar.
Das Einzige, was Frauen in diesem für sie normalen Wahnsinn helfen kann, ist eine gleichberechtigte Partnerschaft, in der Männer sich nicht als Hilfsarbeiter verstehen, sondern als Mitgestalter. Das bedeutet aber auch, dass Frauen bereit sind, Kontrolle abzugeben und von ihren Vorstellungen abzuweichen.
Mental Load macht Furore
Übrigens waren meine liebe Freundin Marlene und ich zu Gast bei Fabian von Newkidandtheblog und er hat uns unabhängig voneinander interviewt. Ich war beim Lesen ganz erschrocken, wie wütend ich beim Reden geworden bin. Wenn ich schreibe, reflektiere ich mehr. Also wundere dich nicht, wenn ich da ein wenig sauer klinge. Jedenfalls bin ich der Meinung, dass Väter auch bei der Arbeit mehr Familienverantwortung tragen müssen. Die Stundenzahl reduzieren kann nicht jeder, aber es darf gerne mal pünktlich gegangen werden mit der Begründung, man werde zuhause nun gebraucht. Wir sind nicht alle Herzchirurgen!
Was wünschst du dir konkret von Vätern? Wenn du dir eine Sache aussuchen könntest, die sich bei Männern ändern soll, welche wäre das?
Ich sage dir zwei: Ich wünsche mir erstens, dass Väter am Arbeitsplatz Verantwortung übernehmen und laut sagen, dass ihre Familie sie jetzt braucht. Entweder ich reduziere meine Arbeitszeit, oder ich mache heute keine Überstunden. Viele Väter machen es sich zu einfach und nehmen den Job als Ausrede: „Mein Chef braucht mich hier. Ich kann den Job nicht reduzieren, es geht sonst in der Firma nicht.“ Ob durch Elternnetzwerke im Büro oder als Einzelkämpfer: Nur so werden die Bedingungen für Väter in der Arbeitswelt besser.
Und nun wünsche ich dir viel Spaß beim Zuhören. Demnächst gibt es die Müttersprechstunde wohl auch als Video auf dem IGTV-Kanal von Eltern. Dann kannst du mir sogar beim Quatschen zuschauen.
Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura
Sehr zu empfehlen auch der Podcast Mit Kindern leben von Caspar Mierau und Patricia Cammarata zum Thema Mütter
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