Wir haben alle so ein Bild im Kopf, wie wir als Mutter gerne wären oder was eigentlich eine gute Mutter ausmacht. Ich zum Beispiel fand immer, dass eine gute Mutter jeden Tag mit den Kindern rausgeht und ab und zu ausgiebig mit ihnen bastelt. Das finde ich auch wirklich toll und ich habe so ein paar Vorbilder im Kopf, die genau das mit ihren Kindern machen. Nun muss ich aber sagen, dass ich manchmal zu faul bin, rauszugehen. Und das mit dem Basteln, nun ja, das ist so eine Geschichte. Ganz oft bin ich dabei sehr genervt, weil es nicht so läuft, wie ich mir das dachte. Der Wasserbecher fällt um, die Kinder pampen so lange mit dem Pinsel auf dem Papier rum, bis es Löcher bekommt und nach zehn Minuten hat keiner mehr Lust. Ich schaue dann mit bewundernden Blicken zu Müttern, die mit ihren Kindern Laternen zusammenkleben, bunte Wachsmalstiftbilder malen und die kneten, ohne sich den Kopf über all diese kleinen Knetklumpen zu zerbrechen, die anschließend unter jedem Fuß kleben.
Glaubenssätze über Mütter
Und dann denke ich mir: tja, eine gute Mutter würde das eben so machen. Die Schlussfolgerung lautet, dass ich in einem Bereich mächtig versage. Ganz schön verrückt, oder? Vermutlich hast du auch so ein paar Glaubenssätze über eine gute Mutter. Mir fallen da ein paar plakative ein. Zum Beispiel:
- eine gute Mutter opfert sich für ihre Kinder auf
- eine gute Mutter ist immer für ihre Kinder da
- eine gute Mutter verliert nie die Nerven
- eine gute Mutter spielt ganz viel mit ihren Kindern
- eine gute Mutter ist immer ein Vorbild für ihre Kinder
- eine gute Mutter ist ein Organisationstalent
- eine gute Mutter hat den Haushalt im Griff
Das schlechte Gewissen
Wenn wir nicht bereit sind, uns aufzuopfern, wenn wir früh wieder in den Beruf einsteigen und die Kinder in eine Kita gehen, wenn wir die Nerven verlieren, wenn wir einfach keine Lust haben, mit den Kindern zu spielen, wenn wir nicht jeden Tag ein gutes Vorbild abgeben, wenn wir Termine vergessen und es zuhause aussieht wie bei Hempels, dann ruft das schlechte Gewissen: eine gute Mutter macht das aber anders. Denkst du jetzt, ach du lieber Himmel, solche Gedanken würde ich mir niemals machen, dann kann ich nur sagen: herzlichen Glückwunsch, mach weiter so! Leider erlebe ich aber ganz oft, dass in vielen weiblichen Köpfen solche Glaubenssätze vorherrschen, vielleicht auch nur unterbewusst.
Glaubenssätze umkehren
Wenn das also bei dir der Fall ist, dann überlege doch mal, ob du diese Glaubenssätze mal hinterfragen kannst. Zum Beispiel: ist es wirklich wahr, dass sich eine gute Mutter für ihre Kinder aufopfert? Hast du einen Beweis dafür? Vermutlich eher nicht. Könnte es vielmehr sein, dass eine Mutter gerade dann eine gute Mutter ist, wenn sie sich nicht für ihre Kinder aufopfert? Die sich um sich selbst kümmert? Denn stell dir mal vor, unsere Kinder haben ein Vorbild, das sich aufopfert. Automatisch lernen sie, dass sie als Eltern ebenfalls diesen Weg gehen müssen. Wollen wir das? Und wenn wir so weiterdenken, verkehrt sich der Glaubenssatz ganz schnell um: eine gute Mutter muss sich nicht für ihre Kinder aufopfern. Sie denkt auch an sich und weiß, wann ihre Grenze erreicht ist.
Hat eine gute Mutter den Haushalt immer im Griff? Oder ist es nicht viel erstrebenswerter, sich eine Pause zu gönnen und in Ruhe Kaffee zu trinken, auch wenn sich Wäscheberge stapeln? Ist es nicht viel sinnvoller, sich all den Haushaltskram in der Familie zu teilen und dafür zu sorgen, dass alle anpacken? Eine gute Mutter nimmt hin, dass es Chaos im Haushalt gibt, sorgt dafür, dass alle Familienmitglieder sich verantwortlich fühlen und nicht alles auf ihren eigenen Schultern lastet.
Die beste aller Mütter bist du
Auf diese Weise können wir ganz viele dieser konservativen Mutterbilder als falsch entlarven. Sie setzen uns viel zu sehr unter Druck und machen uns unnötig das Leben schwer. Letztendlich sind wir doch für unsere Kinder immer die beste Mutter, die sie sich vorstellen können. Ihre Liebe ist bedingungslos und auch wenn wir mit dieser bedingungslosen Liebe verantwortungsvoll umgehen müssen, sind wir letztendlich einfach auch nur Menschen, die mal ausflippen, die genug haben von ihrer Familie, die Zeit für sich brauchen und ab und an den Überblick über den Haushalt und den Terminwahnsinn verlieren.
Die ewig geduldige Mutter, die ruhig bleibt, kreativ ist, Torten backen und Kinderhosen nähen kann, die sich kümmert und aufopfert – das ist doch ein völlig unrealistischer Anspruch an einen normalen Menschen. Die eine Mutter ist besonders ruhig und nervenstark, kann aber keine Motivtorten backen. Die eine formt Dinos und Ponys aus Marzipan, hat dafür das Wäschechaos nicht im Griff – so könne wir alle ein paar Dinge besonders gut, manche liegen uns einfach nicht. So wie mir das kreative Basteln mit Kindern.
Den eigenen Weg gehen
Ich habe für mich herausgefunden, dass ich für meine Kinder die beste Mama bin, die es gibt. Ich war früh wieder berufstätig, weil ich meinen Job liebe. So bin ich ausgeglichener und fühle mich vollständig. Ich habe verstanden, dass es unmöglich ist, den Haushalt und die Termine immer im Griff zu haben und bin nicht länger unzufrieden mit mir, wenn es mal wieder chaotisch ist. Ich arbeite täglich an meiner Nervenstärke, dennoch platzt mir ab und zu der Kragen. Ich spiele nicht so gerne Rollenspiele mit den Kindern, dafür lesen wir und gehen ins Kinderkonzert. Ich gebe, was ich kann, aber gehe nie über meine eigenen Grenzen. Vorher bitte ich um Hilfe, denn diesen Mama-Job alleine zu packen ist für mich unmöglich. Falls du auch solche Glaubenssätze hast, die in dir stecken oder Ansprüche, die andere an dich stellen, dann hinterfrage sie doch mal mit dieser Technik. Im besten Fall kannst du sie umkehren. Schreib dir die guten und neuen Glaubenssätze auf und guck sie immer wieder an. Sie könnten lauten:
- eine gute Mutter denkt auch an sich
- eine gute Mutter schöpft Kraft, indem sie Pausen macht
- eine gute Mutter darf es sich selbst recht machen
- eine gute Mutter geht ihren eigenen Weg
Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura
Interessieren dich doch noch mehr Texte über das Mamasein? Neulich habe ich aufgeschrieben, warum wir eine neue Geschichte vom Muttersein brauchen. Sehr beliebt war mein Text über Mütter in der Zerreißprobe. Und falls du Lust hast, mehr Kurzgedanken übers Mamasein zu lesen, dann schau doch mal auf Instagram vorbei. Hier diskutiere ich immer mal wieder live mit anderen Müttern in der Müttersprechstunde. Ich freue mich, wenn du deine Gedanken zum Text in einem Kommentar teilen möchtest. Schreib mir gerne von deinen Glaubenssätzen!