10 Gründe, keine Kinder zu bekommen

Wieso bekommen Menschen Kinder oder besser gefragt: wie entsteht eigentlich dieses Gefühl, dass es jetzt wunderbar wäre, ein Kind zu kriegen? Wieso starren wir irgendwann mal verzückt in Kinderwägen und kriegen schon Bauchkribbeln bei dem Gedanken, Eltern zu werden? Das frage ich mich manchmal, wenn ich mir junge Paare anschaue, die seelenruhig durch die Stadt bummeln, alle Zeit der Welt haben und sich dann gemütlich beim Italiener um die Ecke niederlassen, um in aller Ruhe Pizza und Wein zu genießen. Die dann vielleicht am nächsten Tag in den Abenteuer-Urlaub aufbrechen und beruflich gerade an einer famosen Karriere basteln. Wie zum Teufel passiert es, dass genau diese beiden jungen und freien Menschen künftig auf Shoppingbummel, Erwachsenenurlaube und Jobaufstieg verzichten, um fortan ein weinendes Baby durch die Nächte zu tragen, Ferien auf dem Bauernhof zu machen und den Chefposten im Büro dem Kollegen zu überlassen? Gibt es nicht genug Gründe, keine Kinder zu kriegen?

Kinderkriegen ist nichts für Weicheier

1. Bisher haben die beiden vielseitig interessierten Menschen über Politik, Kultur und ihren Freundeskreis diskutiert. Das ist mit dem Kind erst einmal vorbei. Erstlingseltern werden die Wochen und Monate der Schwangerschaft über Kinderwägen, Vorsorgeuntersuchungen, Geburtstermin und Vornamen sprechen, dann über Schlafdefizit und Windelinhalt, im nächsten Schritt kommt dann die Kitaeingewöhnung, Trotzphasen und die ersten Worte des Juniors. Nach ein paar Jahren thematisieren Eltern gerne die Arbeitsaufteilung, verschiedene Erziehungsstile oder Sinn und Widersinn von Frühförderung.

2. Zeit zu zweit? Damit ist erst einmal Schluss. Wenn der eine das Baby hütet, versucht der andere, eine Mütze Schlaf zu bekommen. So übergeben sich Frau und Mann mal eben das Kind oder den Staubsauger, etwas später geht der eine arbeiten, der andere kutschiert den Knirps herum. Ist das Kind aus dem Gröbsten raus, gibts noch einen romantischen Wochenendurlaub, während die Großeltern das Kindlein hüten. Dann kommt schon das zweite Kind und spätestens ab Kind drei winken die Babysitter freundlich ab.

3. Auch jobtechnisch ist Kinderkriegen eher das Gegenteil eines Karrierebeschleunigers, und damit meine ich nicht die Karriere mit AT-Vertrag und fetter Geschäftskarre, sondern eher den ganz normalen Werdegang, der mit der Zeit und etwas Leistungsbereitschaft ab und an eine Gehaltserhöhung bringt. Vielmehr ist nun Ende-Gelände, leider in erster Linie bei der Person, die erst einmal beim Kind bleibt. Mangelnde Teilzeitstellen, Skepsis gegenüber Elternschaft und starre Strukturen machen es Väter und Müttern nach wie vor oft schwer, beruflich voran zu kommen und Kids und Karriere zu vereinbaren.

4. Eine Weltreise, ein Traumauto oder eine Ferienwohnung am See ist wahrscheinlich bei den meisten Menschen nicht drin. Wenn Eltern aber auf ihre Kinder verzichten würden, dann könnten sie sich Träume wie diese locker leisten. 130.000 Euro kostet ein Kind so im Laufe seines Lebens. Möchte unser Paar zwei davon, wären Weltreise, Porsche, Rennpferd oder eine Ferienwohnug am Meer in den meisten Fällen verloren.

5. Unser adrettes junges Paar ist überall gerne gesehen, ob im Restaurant, im Zugabteil oder bei der Wohnungssuche. Sie sind ruhig und machen einen tippetoppe Eindruck. Das wird sich zwangsläufig ändern, sollten die beiden Eltern werden. Kurz noch stößt ein Baby auf Entzücken. Kann der Nachwuchs aber laufen, sprechen oder gar kreischen, werden die beiden Erwachsenen schon bald kritische Blicke ernten. Wer Kinder hat, kennt den genervten Gesichtsausdruck des älteren Herren im Restaurant, wenn die Fanta umfällt. Auch der Blick der Mitmenschen, sobald ein Kleinkind im Zugabteil mal Vollgas gibt, wird für unser Pärchen neu sein.

6. Bis heute waren sie Lieblingskandidaten bei der Wohnungssuche. Mit Kind rutschen die Beiden schnell mal nach unten in der Auswahlliste. Die Möglichkeit, das Kind könnte das teure Parkett mit dem Lauflernwagen zerkratzen, die Nachbarn durch Geschrei stören oder noch ein Geschwisterchen bekommen, schreckt genauso ab wie das einfache Einkommen der Eltern. Double income, no Kids dagegen erleichtert die Wohnungssuche besondes in Großstädten dagegen ungemein.

7. Es wäre bald an der Zeit gewesen, sich ein schönes neues Sofa zu kaufen. Raus mit dem ollen Klippan und rein mit einer hellgrauen Luxusliege. Vergesst es, werden erfahrene Eltern unserem Paar raten. Wenn ihr Kinder wollt, ist Klippan genau das richtige für die nächsten zehn Jahre, in denen sich Kinder übergeben, Schokolade essen oder kneten. Überhaupt verliert das Wort stilvolle Einrichtung an Bedeutung, denn wie den meisten anderen Eltern wird dem Paar angesichts türkisfarbener Elsa-Tischsets und quietschbunten Kinderstühlen ewig ein Rätsel bleiben, wie Menschen unter dem Motto „White Living“ oder „Skandi-Chic“ ihre Wohnungen homestorytauglich halten.

8. Bisher hat die junge Frau in ihrer Freizeit Bestseller gelesen, ausgewählte Schallplatten aufgelegt und Serien geschaut. Er verbrachte sein Wochenende auf dem Basketballplatz, hat seinen Bizeps gestählt und eine Wochenzeitung abonniert. Sie liest die nächsten Jahre nurmehr Bobo Siebenschläfer (vor), hört Hits wie „Die Räder vom Bus“ und guckt ab und an mal eine Folge „Caillou“. Er hängt samstags auf dem Spielplatz ab, futtert sich mit Weißmehlbrezeln und Bananenresten eine kleine Wampe an und benutzt die Zeitung zum Hütchen falten.

9. War einer der beiden Liebenden bisher krank, hat der andere ihn gepflegt. Außerdem ließ eine Krankschreibung, das Netflix-Abo und eine frische Suppe den Leidenden schnell genesen. Mit Kindern siehts da anders aus. Egal ob Magen-, Hals-Nasen-Ohr- oder Gelengbeschwerden, mit Kindern geht für Mamas und Papas alles weiter wie sonst inklusive frühem Aufstehen, sich auf dem Spielplatz die Beine in den Bauch stehen oder das Kleinkind durch die Gegend schleppen – nur mit wehem Bauch, einer Rotznase oder schmerzenden Knien.

10. Schliefen unsere beiden jungen Menschen bisher um die Wette, standen sonntags nie vor elf Uhr auf und schätzten kleine Nickerchen nach Feierabend, so dürfen sie sich von diesem Hobby wie von so vielen andern verabschieden. Schlimm ist die Babyzeit, in denen die Lider dauernd bleischwer sind, mäßig geruhsam ist die Kleinkindphase mit Winzlingen, die gegen 4:30 Uhr mit Papa die Eisenbahn aufbauen möchten.

Was lernen wir daraus?

Ziemlich bitter, meine Liste, oder? Haben die Beiden beim Lesen ihre Pläne schnell geändert? Halt, Stopp, möchtest du nun wahrscheinlich rufen. Nein, es ist es alles wert, wirklich alles! Und ich gebe dir hier auf der Stelle recht. Echt happig, was Kinderhaben so bedeutet. Darüber machen wir uns vorher keine Gedanken – und das ist auch gut so. Wir sehnen uns danach, Kinder zu haben und freuen uns unbändig darauf, das liegt wohl in unseren Genen. Und all die Dinge, die ich hier aufgelistet habe, ertragen wir, wenn auch manchmal mit Murren und Knurren. Denn nichts ist so wunderbar wie Kinder zu bekommen, zu haben und groß werden zu sehen. Das Gefühl, nach dieser Negativliste auf der Stelle zu wissen, dass wir doch alles richtig gemacht haben, ist einfach toll. Pfeifen wir aufs Ausschlafen, kritische Blicke im Restaurant und schicke Möbel – Momente wie die, in denen wir auf unsere schlafenden Kinder schauen, in denen wir das erste Zähnchen feiern oder erfolgreich weinende Krabbler trösten, die uns ihre dicken Ärmchen um den Nacken legen, wiegen alles dreifach auf. Wer will schon eine Ferienwohnung am Meer?

Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura

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