Ich habe hier letzte Woche einen Text veröffentlicht, in dem ich darüber geschrieben habe, dass Kinderhaben manchmal wie eine Reise nach Santiago de Compostela sein kann. Offenbar fühlten sich viele Mütter angesprochen, denn wir haben alle mal diesen Moment, in dem wir verzweifelt auf unserem Pilgerstein sitzen. Autorin und Bloggerin Rike Drust hat den Text geteilt, worüber ich mich maßlos gefreut habe. Unter dem geteilten Post beschwerte sich eine ihrer Followerinnen, dass der Vergleich von mir nicht passend sei: Kinderhaben sei schließlich kein Selbstzweck und diene nicht dazu, sich selbst zu finden. Kritik nehme ich gerne entgegen, denn sie bringt mich zum Nachdenken:
Kinder sind kein Selbstzweck, oder doch?
Warum bekommen wir eigentlich Kinder? Nun ja, eigentlich ist es im Grunde genommen wirklich nur ein Selbstzweck, denn es dient den Menschen schon seit langem zur Arterhaltung. Die Natur hat es so eingerichtet, dass sich für diesen Zweck ein Mann und eine Frau finden, sich verlieben und das Bedürfnis haben, Kinder zu kriegen. Ich für meine Person wollte weder Steuerzahler in die Welt setzen, damit sich das System trägt, noch wollte ich als Frau und Mutter dem Land zuliebe meine Pflicht tun. Es war tatsächlich ein Selbstzweck, Kinder zu bekommen. Ein sehr egoistischer noch dazu.
Aber der Text soll sich weniger darum drehen. Ich habe mich nämlich wirklich damit auseinandergesetzt, warum wir Kinder haben möchten. Für mich sind Kinder die Zukunft, sie sind das Gute in der Welt. Nicht an Kinder zu glauben, sie nicht mitten unter uns haben zu wollen, sie nicht an unserer Gesellschaft teilnehmen zu lassen und Kinder als störend zu empfinden ist für mich eine Kapitulation vor dem Menschsein.
Kinder sind von Grund auf gut
Nun habe ich selber drei Kinder und damit geht für mich noch etwas einher. Ich möchte mit meinen Kindern die Welt zu einem besseren Ort machen. Das passiert natürlich schon alleine dadurch, dass sie da sind. Die bloße Anwesenheit eines Säuglings macht die Welt zu einem wunderbaren Ort und ein so winzig kleines Wesen kann beeindruckender sein als jeder Nobelpreisträger.
Kinder sind auch später entzückend. Sie fassen Dinge auf prägnante Weise zusammen, sehen die Welt unvoreingenommen durch liebevolle, positive Augen, staunen und erfreuen sich. Bald schon werden Kleinkinder älter und es geht ein wenig von dieser Unschuld verloren. Sie kommen in die Schule und Ängste vor ganz realen Gefahren wie Krieg und Kriminalität treten auf. Sie erleben Missgunst oder Neid von von anderen Kindern und sie spüren schlechte Gefühle in sich selbst. Das ist der Lauf der Dinge und einfach ein Lernprozess im Zuge des Älterwerdens.
Mein Einfluss als Mutter ist bis zu einem gewissen Alter enorm. Wie ich meine Mitmenschen behandle, wie ich die Welt sehe und wie groß meine Angst vor dem Fremden ist, das alles hat für ein Grundschulkind (noch) Bedeutung. So liebevoll wie ich auf die Umwelt blicke, so wie ich Tiere schütze oder wie ich mit meinen Ängsten umgehe, so erlebt es das Kind und adaptiert mein Verhalten, in mancher Hinsicht sogar mehr, als uns lieb ist.
Das Ziel meiner Erziehung
Nun kehre ich zurück zu meiner Ausgangsfrage: was ist denn eigentlich der Grund, warum wir Kinder bekommen? Nun, meiner lautet, um…
„..drei Kinder auf ihrem Weg in die Selbständigkeit zu begleiten, ihnen eine schöne Kindheit mit Liebe und Geborgenheit zu schenken und sie dadurch zu herzensguten, verantwortungsbewussten und für sich selbst und andere sorgende Menschen zu machen“
Darauf kam ich, als ich einen so unglaublich schönen und rührenden Artikel im Zeit-Leo-Magazin las, das ich Jimmy neulich vom Einkauf mitbrachte. Sabine Rückert, die stellvertretende Chefredakteurin der ZEIT, hat ihn geschrieben. Der Titel des Artikels lautete „Mach die Welt besser!“ und erklärte im ersten Teil auf unglaublich anschauliche Weise, warum wir überhaupt Gutes tun. Warum teilen wir, warum tun wir etwas für andere, wenn wir doch davon scheinbar nichts haben, fragt Rückert. Und natürlich haben wir etwas davon, nämlich unser Leben, erklärte die Journalistin. „Ohne andere Menschen, die an das Gute in der Welt – und in dir! – glauben, gäbe es dich gar nicht.“
Sie erklärt weiter, dass Eltern all das für Kinder tun, was sie eben so tun, damit diese froh und groß werden können. Tatsächlich frage ich mich manchmal selbst, für was ich dieses ganze Brimborium um gesunde Pausenbrote, einen Schwimmkurs oder den Besuch im Fußballstadion eigentlich veranstalte. Aber genau das ist es: damit Jimmy, Luise und Oskar groß und froh werden können. Sich bewusst zu machen, dass selbst das blöde Wäsche-Aufhängen und die tägliche Diskussion mit einem frechen Sechjährigen dazu dient, einen glücklichen und starken Erwachsenen heranzuziehen, ist doch ein wahnsinnig ermutigender Gedanke für uns Eltern, oder?
Rückert erzählt im Text, dass ein Netz zwischen den Menschen entstehe, wenn man Gutes tut. Und sie erklärt weiter, dass es wichtig ist, dass auch jedes Kind Gutes tut, auch wenn es nur ganz klitzekleine Dinge sind. Es fängt an mit der Aufmerksamkeit für Tiere, mit dem In-Schutz-nehmen von gemobbten Klassenkameraden und mit Fahrrad fahren anstelle das Auto zu nehmen. Sie schließt mit dem Satz:
„Manchmal tut man bloß etwas wirklich Liebes – und rettet nebenbei die ganze Welt.“
Ist das nicht wunderbar? Ist das nicht eine Message, die zu Weihnachten passt und die wir unseren Kindern auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden mitgeben können?
Eine Text-Empfehlung
Ich lege euch diese Ausgabe Nr. 7/2017 der Zeit-Leo, einem Magazin für Kinder, unbedingt ans Herz. Ich habe Jimmy den Text von Sabine Rückert vorgelesen und werde ihn für mich ganz persönlich aufheben. Wer eine so große Welt-Frage so wunderbar und für Kinder geeignet beantworten kann, ist für mich eine ganz große Philosophin.
Zum Schluss von diesem langen Text möchte ich noch etwas anmerken. Ich bin mir sicher, dass unsere Kinder Menschen werden, die die Welt verbessern, wenn wir ihnen gute Vorbilder sind. Ich habe da noch ein paar kleine Ideen, was wir ganz konkret tun können
- zu Weihnachten nicht so viel Dinge kaufen, sondern Geld spenden an die örtliche Tafel, den Verein für Flüchtlinge oder an die Aktion Herzenssache von SWR1
- in der Fußgängerzone die Obdachlosenzeitung kaufen und dem Verkäufer eine warme Brezel in die Hand drücken
- anderen Menschen ein schönes Kompliment machen
- gebrauchte, aber gute Kleidung sowie funktionsfähiges Spielzeug weitergeben: zur Tafel oder zu einer Sammelstelle, die sie an arme Menschen verteilt
- Tiere schützen: keine Eier aus Boden- oder Käfighaltung kaufen, Fleischkonsum reduzieren, keine pelzbesetzten Jacken mit Daunen von lebend gerupften Tieren kaufen
- Das Auto stehen lassen: so oft es geht mit dem Fahrrad fahren, Fahrgemeinschaften bilden, die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen
Mein Appell
Am meisten aber liegt mir am Herzen: so wie wir vor unseren Kindern über andere sprechen, so werden sie es später tun. So wie wir über das Schicksal all der geflücheten Menschen sprechen, so wie wir über sie denken, so wird es sich in die Herzen der Kinder brennen. Wenn wir unsere Söhne und Töchter aufmerksam machen auf das, was den Menschen aus Kriegsgebieten wiederfahren ist, wenn wir ihnen erklären, wie wichtig es ist, diesen Menschen hier eine neue Heimat zu geben, dann werden auch sie mit offener Haltung und einem guten Herzen durchs Leben gehen.
Bleib fröhlich und unperfekt,
deine Laura
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